Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
BERGAB. 100 Tage Österreich im Corona-Würgegriff: Ende Februar wurden in Tirol die ersten Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Dann folgte ein Wiener Anwalt, der bis zu diesem Zeitpunkt als Influenzakranker in der Statistik geführt worden war. Kurz darauf beginnt sich in Österreich das Rad Richtung Lockdown zu drehen.
Die ersten warnenden Meldungen zur wirtschaftlichen Entwicklung der bis zu diesem Zeitpunkt halbwegs prosperierenden Republik erreichen uns mit März. Am 16. März warnen die Ökonomen der Bank Austria wegen der Coronakrise bereits vor einem Einbruch der heimischen Wirtschaft um 0,6% für 2020.Zwei Tage später geht die RBI schon von einer „schweren Rezession” aus. Das Budget 2020 kippe in die roten Zahlen, schließt sich der Finanzminister an. Ein Hilfspaket in einer Höhe von insgesamt 38 Milliarden Euro wird geschnürt.
Die Coronavirus-Pandemie lässt Schockwellen durch das schon weitgehend stillgelegte Wirtschaftsleben Österreichs rollen. Ende März prognostizieren Wifo und IHS bereits ein Minus zwischen 2 und 2,5% für das laufende Jahr. „Drei Prozent”, berichtigt die Nationalbank. Und das sei noch das „moderate Szenario”.
Mitte April: „Österreichs-BIP sinkt 2020 um sieben Prozent”, kündigt der Internationale Währungsfonds an. Wer bietet mehr? „Die Weltwirtschaft wird heuer in Folge des Coronavirus in historischen Dimensionen einbrechen und sich nur langsam wieder erholen.” Zu diesem Schluss kommt am Mittwoch dieser Woche die OECD. Die Wirtschaft dürfte weltweit um sechs Prozent schrumpfen, in der Eurozone um 9,1 Prozent. In vielen Staaten schrumpft das Bruttoinlandsprodukt in diesem Quartal sogar um 20 bis 30 Prozent. Eine zweite Pandemiewelle, so die OECD, könnte den Einschnitt noch deutlich vertiefen. Die Zeit der Schönwettermanager ist vorbei. Jetzt wird sich weisen, wer den langen Atem und das Geschick hat, bis zur angekündigten Erholung in 2021 durchzutauchen. Masel tov!