••• Von Dinko Fejzuli
Vergangene Woche gab die RTR bekannt, wie viele Projekte für das heurige Jahr für den Vergabetopf zur Digitalen Transformation angesucht hatten. Insgesamt wurden 233 Projekte eingereicht und 115 davon mit einem Volumen von 20 Mio. € gefördert, womit der Fördertopf, der heuer mit genau diesen 20 Mio. gespeist wird, voll ausgeschöpft wurde. Im ersten Antragsjahr waren es noch 50 Mio. €. Interessantes Detail am Rande: 233 Projekt-Einreichungen für das Jahr 2023 bedeuten ein um nur rund 15% verringertes Antragsvolumen gegenüber dem Einreichungstermin 2022 bei einem gleichzeitig um rund 60% geringeren Förderbudget gegenüber dem Vorjahr. Anlässlich des Abschlusses der Förderrunde 2023 bat medianet RTR-Geschäftsführer Wolfgang Struber um einige Antworten.
medianet: Herr Struber, was auffällt, ist, dass fast die Hälfte der 20 Mio. Euro in die Bereiche digitale Infrastruktur bzw. Distribution fällt. Wie erklärt sich diese Gewichtung?
Wolfgang Struber: Ganz richtige Frage. Dadurch sehen wir, dass wir noch am Anfang stehen. Die Gewichtung ergibt sich durch die Art der eingereichten Projekte und entlang der Kriterien. Ein Großteil der eingereichten Projekte sieht den Ausbau der digitalen Infrastruktur bzw. der Distribution vor. Die Einreichungen zeigen, dass hier noch der meiste Bedarf besteht. Zukünftig werden wir sehen, dass auch der Bereich des digitalen und innovativen Contents anwachsen wird. Aber dafür braucht es eine Basis – und diese liegt in der Infrastruktur und darauf aufbauend in der Verbreitung.
medianet: Insgesamt wurden 115 Projekte gefördert. Gab es Unterschiede zum ersten Antragstermin und sind Tendenzen erkennbar, wenn es um Art und Inhalt der Projekte geht?
Struber: Die Zahl der Einreichungen bei beiden Terminen zeigt, welcher Bedarf nach Innovation und Digitaler Transformation in der Medienbranche gegeben ist. Wir sehen, dass in beiden Einreichterminen die Einreichungen im Infrastrukturbereich und in der Distribution überwogen haben. Aber noch mehr sehen wir, dass sowohl wir, als auch die Förderwerber laufend dazulernen. Es ist noch eine sehr junge Förderung, und sowohl wir als auch die Unternehmen lernen laufend über die Digitale Transformation dazu. Das A und O ist jedenfalls, dass die Projekte entlang der Richtlinien nachvollziehbar sind und den Digitalisierungseffekt unterstützen. Dieser ist im Wettbewerb mit den OTTs dringend notwendig.
medianet: Wie treffen Sie die Entscheidung, was förderwürdig ist?
Struber: Wir prüfen jeden einzelnen Antrag sehr genau: Die Eingänge der Förderanträge wurden vonseiten der Förderabteilung der RTR auf Vollständigkeit und Richtigkeit sowie auf Kriterienerfüllung, Digitalisierungseffekt und Wirtschaftlichkeit sowie positive Fortbestandsprognose geprüft. Auf Basis der Vorprüfung des Hauses werden Förderanträge ausgeschlossen, die den Kriterien nicht entsprechen. Förderansuchen müssen auch aufgrund der Überschreitung der absoluten Förderhöchstgrenze im Unternehmensverbund und manche aufgrund der ausgeschöpften Budgetmittel ausscheiden. Formalfehler werden den Antragstellern für eine mögliche Neueinreichung bei Folgeterminen mitgeteilt.
Im nächsten Schritt haben wir eine interne Taskforce eingerichtet, um die Kennzahlen entlang der Richtlinien zu berechnen und im zweiten Durchlauf zu diskutieren. Nur so kann eine objektive Entscheidungsgrundlage auf Basis Richtlinienkonformität, wirtschaftlicher Absicherung sowie Digitalisierungseffekt geschaffen und die Anzahl an Einreichungen bewältigt werden. Erst danach diskutieren wir die Projekte in der Fachbeiratssitzung und treffen eine Entscheidung.
medianet: Es gab auch Kritik daran, dass etwa ein Medienhaus relativ viel Geld für die Implementierung eines E-Mail-Programms bekommen hatte. War hier die öffentliche Darstellung etwas verkürzt, oder was genau ist an solchen Projekten förderwürdig?
Struber: Ich möchte keine einzelnen Projekte in den Medien besprechen. Wie Sie sehen, fließen viele Überlegungen in die Vorprüfung und in die Diskussion. Vom Titel kann nicht auf mehrere Seiten lange Einreichungen geschlossen werden. Aber ich darf Ihnen versichern, eine reine Implementierung eines Newsletter bzw. E-Mail-Programms steht nicht im Einklang mit dem Sinn der Digitalen Transformation.
medianet: Frage zum Schluss, mit der Bitte um einen Ausblick: Wie, glauben Sie, entwickelt sich die Förderung weiter?
Struber: Die Anzahl und Vielfalt der beantragten Förderprojekte und Maßnahmen, mit denen sich die Medienhäuser dem Erfordernis der Digitalen Transformation stellen, ist beeindruckend. Aber auch notwendig – die Entwicklung der Einnahmen des BMF aus der Digitalsteuer vs. Werbeabgabe 2023 stehen in der Prognose mit 120 Mio. Euro zu 105 Mio. Euro. Hier sieht man sehr deutlich, wie Medienunternehmen mit den Erlösquellen aus klassischer Werbung, Print-abos und Digitalabos tangiert sind und wie sich der nationale Werbemarkt entwickelt. Vor drei Jahren war die Prognose der Digitalsteuer mit 20 Mio. Euro angesetzt. Mit dieser nun zum zweiten Mal stattgefundenen Vergabe von Mitteln aus dem Fonds zur Digitalen Transformation sehen wir, dass bedeutende Schritte gesetzt werden können, um diese für den Medienstandort Österreich so wichtige Aufgabe zu bewältigen. Ich hoffe auf weitere spannende Projekte und mehr Kooperationen.