WIEN. Glaubte man 2020 bereits am Tiefpunkt angekommen zu sein, dann wurde der heimische Fahrzeughandel im vergangenen Jahr bitter enttäuscht. Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria ging es 2021 nämlich noch einmal nach unten. Mit einem Minus von 3,6 Prozent fielen die Neuzulassungen auf den niedrigsten Wert seit 37 Jahren. 239.803 neu zum Verkehr zugelassene Fahrzeuge bedeuten um 27,2% weniger als im Vorkrisenjahr 2019, und auch heuer dürfte der Markt auf einem ähnlich niedrigen Niveau bleiben.
Kein Wachstum erwartbar
„Da die Covidpandemie noch nicht vorbei ist und die Halbleiterengpässe weiter andauern, gehen wir davon aus, dass auch 2022 ein sehr schwieriges Jahr wird”, sagt Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure.
Auch Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels, erwartet eine Stagnation des Marktes auf dem aktuell niedrigen Niveau und rund 240.000 Neuzulassungen für 2022. „Es wird wohl noch Jahre dauern, bis das frühere Niveau wieder erreicht wird.”
E-Auto-Trend ohne Private
Ein Plus könne man aus aktueller Sicht einzig bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben erwarten, so Kerle und Edelsbrunner. Schon 2020 sind die Zulassungen entsprechender Fahrzeuge – entgegen dem rückläufigen allgemeinen Trend – um 80% gestiegen.
Davon entfielen zwei Drittel auf hybride Antriebe, also Fahrzeuge mit Elektro- und Diesel- beziehungsweise Benzinmotor. Der Anteil reiner Elektroautos lag mit 33.366 Fahrzeugen immerhin bei 13,9%. Allerdings: Satte 84% der Stromer wurden von Firmen zugelassen – bei Privaten ist der Trend zum Elektroauto also bislang nur bedingt angekommen. „Der private Markt will nicht so richtig in die Gänge kommen”, so Kerle.
Hersteller halten sich schadlos
Ähnlich wie in Österreich dürften auch die globalen Märkte 2022 keine großen Sprünge machen. Auf das Geschäft der Hersteller haben die niedrigeren Neuzulassungszahlen allerdings kaum Auswirkungen: Sie priorisieren im Zuge der Chipknappheit vor allem renditestarke Fahrzeuge und schreiben deshalb aktuell sogar Rekordgewinne.
Laut einer aktuellen Studie der Beratungsfirma Ernst & Young lukrierten die 16 weltgrößten Autokonzerne trotz Chipmangel und Pandemie-Folgen im dritten Quartal 2021 (Zahlen für das vierte Quartal liegen noch nicht vor) Gewinne von insgesamt 23,1 Mrd. € – so viel wie nie zuvor. (red)