Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
ALLES LÜGE. Fake News ist der neue Trend-begriff, den sich heutzutage um die Ohren schlägt, wer in der Distribution von Nachrichten und Nachrichtenähnlichem tätig ist. Die schönste Zusammenfassung der Evolutionssprünge journalistischer Kernaufgaben – wie die Herstellung von Öffentlichkeit, Hilfe bei der reflektierten Meinungsbildung, Kontrolle der Mächtigen und Trennung der Informationsspreu vom relevanten Weizen – lieferte eben Sebastian Halm auf ibusiness.de: „Vom Mainstreamjournalismus über den Kampagnenjournalismus zu Fake News. Publizistischer Dreisprung.” Ein Mechanismus, der aktuell drohe, Rezeptionsgewohnheiten in Bezug auf Journalismus und Kommunikation für immer zu verändern. Dass eine seriöse Nachricht in Sekundenbruchteilen in einer Social Media-Sintflut ersäuft, ist zurzeit kaum zu verhindern; wohl aber haben Praktiken wie Native Advertising das Feld, auf dem manch Eigenartiges sprießt, bereits gepflügt.
Andererseits bietet – so banal es klingt – die Auseinandersetzung mit dem Fake in den News auch Chancen: Nämlich die Reflexion dessen, was Journalismus ausmacht – und ausmachen sollte und ob die fortschreitende Fusion von recherchiertem Print-Content und Echtzeit-Online nicht Gattungen vermischt, die einander eigentlich abstoßen. Wie Herr Halm so schön schreibt: Früher fiel es niemandem auf, wenn in jeder Zeitung dieselbe dpa-Meldung stand. Heute führt dieselbe Notwendigkeit – keine Zeitung kann jede Kurzmeldung selbst recherchieren und konnte das nie – dazu, dass der Rezipient sich fragt, warum bitte jemand dafür auch noch bezahlen sollte.
Medienkompetenz soll demnächst an Österreichs Schulen unterrichtet werden. Das ist ein weiterer positiver Aspekt dieser an sich elenden Diskussionen. Er macht all jenen Medienmachern Hoffnung, die annehmen dürfen, dass sie, sobald die erste medienkompetente Schülergeneration zum potenziellen Abo-Kunden gereift ist, noch existieren.
* „Mögest du in interessanten Zeiten leben!”