Der Wiener Karlsplatz bekommt ein neues Gesicht
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FINANCENET REAL:ESTATE Paul Christian Jezek 27.05.2016

Der Wiener Karlsplatz bekommt ein neues Gesicht

Frische Optik neben der barocken Karlskirche: Das Nachbargebäude des Wien Museums wird ab Winter 2017 neu gestaltet.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Der Karlsplatz zählt zu den beliebtesten Plätzen der Bundeshauptstadt. 1899 wurde er nach der Überplattung des Wien-Flusses nach Kaiser Karl VI. benannt; dominiert wird der offene Platz von der barocken Karlskirche.

Unmittelbar daneben an der Adresse Mattiellistraße 2–4 befindet sich ein Bürogebäude, das seit 2002 im Eigentum der Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft steht. „Zurich besitzt 24 Immobilien in Wien – davon zählt die Liegenschaft in der Mattiellistraße zu jenen in prominentester Lage”, erklärt Silvia Emrich, Mitglied des Vorstands von Zurich und verantwortlich für das Projekt. „Das Gebäude ist bereits mehr als 40 Jahre alt, und wir hatten schon seit Längerem vor, es zu sanieren. Es ist uns ein Anliegen, in zeitlicher Nähe mit dem Umbau des Wien Museums einen Beitrag für die rasche Umsetzung einer frischen Optik des Karlsplatzes zu leisten. Daher haben wir zu einem eingeschränkten Architekturwettbewerb eingeladen.”

Sensibilität als Voraussetzung

Sieben namhafte österreichische Architekturbüros waren aufgefordert, Vorschläge für die Neugestaltung des Bürogebäudes in der Mattiellistraße zu machen. Voraussetzung seitens der Stadt Wien war, dass die neue Architektur die Bedeutung der Karlskirche „stadträumlich und baukünstlerisch” sensibel berücksichtigt.

Angestrebt wurde eine harmonische neue Silhouette des Karlsplatzes aufseiten der barocken Karlskirche. „Wir wollen mit unserem Projekt zu einem homogenen Erscheinungsbild des Karlsplatzes beitragen und gleichzeitig die Wirkung der Karlskirche nicht beeinträchtigen”, meint Emrich. „Das Ziel des Architekturwettbewerbs war es, verschiedene Entwürfe zu sehen und im Rahmen einer Juryentscheidung die beste Lösung aus städtebaulicher, architektonischer, ökonomischer und ökologischer Sicht zu finden.”

Die Stadt redet mit

Die eingereichten Vorschläge wurden von einer achtköpfigen Expertenjury unter dem Vorsitz des Architekten Rüdiger Lainer bewertet.

Die Kommission bestand weiters neben Silvia Emrich aus Architekten, Dienststellenleitern der Magistratsabteilungen 19 (Architektur und Stadtgestaltung) und 21 (Stadtteilplanung und Flächennutzung), dem Direktor des Wien Museums und Entscheidungsträgern von Zurich. Als Sieger des Wettbewerbs wurden die Pläne des Wiener Architekturbüros Henke ­Schreieck Architekten ZT von der Jury einstimmig ausgewählt.

2 Vollgeschoße, 1 Staffelgeschoß

Neben Stadtbild und Platzgestaltung sind ein respektabler Umgang mit den prominenten Nachbarn Karlskirche und Wien Museum Neu sowie der weitgehende Abbruch der Überbauung der Symphoniker Straße wesentliche Merkmale des Entwurfs.

Der Vorschlag sieht für die Aufstockung zwei Vollgeschoße und ein zurückgesetztes Staffelgeschoß vor. Auf diese Weise gelingt eine gut proportionierte und in der Wertigkeit zu den beiden bedeutenden Nachbargebäuden angemessene Gebäudehöhe. Von den abzubrechenden „Brücken” Symphonikerstraße wird eine Konstruktionsachse belassen, die im Erdgeschoß als Arkadengang ausgebildet wird.
Dieser Ansatz erinnert zum einen an die ehemaligen „Brücken” und ermöglicht andererseits einen freien Umgang mit und eine freiere Gestaltung der Fassade am Karlsplatz, die somit einen angenehmen Bezug zum Wien Museum Neu schafft. Diese zusätzliche Achse verleiht dem Gebäude eine subtile Asymmetrie. Der sich zum Bestand ändernde Fassadenraster der Aufstockung nimmt sehr rücksichtsvoll Bezug auf die bestehende Architektur Georg Lipperts, verdeutlicht aber dennoch klar die Trennung Aufstockung zu Bestand, der weitgehend unverändert erhalten bleibt. Mit den Bauarbeiten wird voraussichtlich im Winter 2017 bzw. im Frühjahr 2018 begonnen.

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