••• Von Paul Christian Jezek
WIEN. Mit einem Transaktionsvolumen von rund 1,3 Mrd. € im ersten Halbjahr wurde im Bereich Gewerbeimmobilieninvestmentmarkt der langjährige Schnitt deutlich übertroffen, und auch die Rekordwerte aus dem Vorjahr können weiter gehalten bzw. sogar leicht gesteigert werden.
„Die große Zahl bedeutender Transaktionen, über die aktuell verhandelt wird, eröffnet auch für die zweite Jahreshälfte ausgezeichnete Perspektiven, und aus aktueller Sicht ist davon auszugehen, dass das Gesamtergebnis für 2016 das Rekordvolumen 3,45 Mrd. € von 2015 eventuell sogar noch übersteigen wird”, sagt Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting.
Historische Höhen
Unverändert drängen immer neue Investoren in den Markt, wobei die Niedrigstzinspolitik der EZB diese Entwicklung weiter befeuert.
Der Renditeabstand von „Fixed Income” zu Immobilienrendite befindet sich auf einem historischen Hoch, was die Nachfrage zusätzlich ankurbelt. Pöltl: „Der limitierende Faktor für das Marktvolumen ist daher auch 2016 nicht das vorhandene Kapital, sondern der Mangel an zum Verkauf stehenden Objekten. Vor allem im Segment Büroimmobilien sichern sich Investoren Anlagemöglichkeiten daher immer öfter durch ‚Forward Purchases', bei denen Entwicklungsprojekte bereits lange vor Fertigstellung, manchmal sogar noch vor Baubeginn, durch den Endinvestor erworben werden.”
Bemerkenswert ist eine Verschiebung des Investoreninteresses zwischen den Marktsegmenten: Während immer mehr Privatinvestoren und Privatstiftungen, die traditionell den Zinshausmarkt dominieren, wegen der höheren Renditen auf Gewerbeobjekte setzen, setzen immer mehr institutionelle Anleger auch auf Investments im Wohnungsneubau.
Versicherungen, aber auch österreichische Fonds suchen verstärkt Mietobjekte, bevorzugt in der Größenordnung von 20 bis 30 Mio. €. Allerdings sind hier noch häufig recht unterschiedliche Preisvorstellungen zu verzeichnen: Während Investoren Renditen von bis zu 4,5% erwarten, wollen die Entwickler nicht allzu stark von den beim Einzelverkauf der Wohnungen üblichen Renditen um die 3,5% oder geringer abrücken.
„Es ist enorm viel Geld im Markt, die Immobilienbesitzer haben keinen Verkaufsdruck, und es gibt kaum risikoarme Investmentalternativen zu Immobilien”, sagt Pöltl. „Im gewerblichen Bereich wird das vor allem dazu führen, dass sich die Renditen für gute Immobilien, die aber keine absoluten Spitzenobjekte sind, den aktuellen Spitzenrenditen annähern werden; im Wohnungsmarkt wird potenziellen Käufern wenig anderes übrig bleiben, als den Preisvorstellungen der Verkäufer deutlich weiter entgegenzukommen als bisher.”