Jetzt wird’s ernst bei Immo-Krediten
© Panthermedia.net / Jörg Hackemann
In zwei Wochen werden die Vergaberegeln für Immo-Kredite in Österreich härter.
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 17.06.2022

Jetzt wird’s ernst bei Immo-Krediten

Strenge Vergabekriterien bei Immo-Krediten ab Juli – vier goldene Regeln von den Financial Planners.

WIEN. Ab Juli 2022 schiebt die Finanzmarktausicht dem Boom bei Immo-Krediten einen Riegel vor und verschärft die Vergabekriterien. Eine umsichtige Planung wird damit umso wichtiger. Sonja Ebhart-Pfeiffer, Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbandes Financial Planners, gibt Konsumenten vier goldene Regeln zur Vorbereitung an die Hand.

Eigenkapital erforderlich

Für den Kauf einer Immobilie müssen künftig 20% des Kaufpreises (inklusive Nebenkosten) in Form von Eigenkapital vorgewiesen werden.

„Vor der Kreditaufnahme ist es wichtig, sich intensiv mit den eigenen Vermögenswerten auseinanderzusetzen und zu prüfen, was als Eigenkapital von der Bank akzeptiert wird und was nicht”, sagt Ebhart-Pfeiffer. Wird das nicht erledigt, droht bei Kreditverhandlungen die ernüchternde Realität: Weniger Eigenmittel bedeutet höheres Fremdkapital, was wiederum höhere Kreditraten und schlechtere Konditionen bei der Bank bedingt.

Weg mit der rosaroten Brille

Eine weitere Neuerung liegt in der monatlichen Kreditrate, die künftig nur mehr höchstens 40% des monatlichen verfügbaren Nettohaushaltseinkommens betragen darf. Um zu sehen, ob sich der Kunde die Rate leisten kann, fordert die Bank eine Haushaltsrechnung.

„Die Situation mit unrealistischen Angaben zu beschönigen, kann nach hinten losgehen. Variable Gehaltsbestandteile und Zulagen sollten etwa nur dann bei den Einnahmen angeführt werden, wenn sie wirklich regelmäßig auf dem Konto eingehen. Oft werden diese nur akzeptiert, wenn es einen rechtlichen Anspruch auf Boni oder Zulagen gibt. Auch sonstige Einkünfte wie Familienbeihilfe und Familienbonus Plus werden nicht von allen Banken angenommen. Mieteinnahmen werden meistens nur mit 70% angesetzt. Kümmern Sie sich in jedem Fall rechtzeitig um Ihre Steuererklärungen, sodass Sie auch über das letzte Einkommensjahr einen Steuerbescheid zur Hand haben”, rät Ebhart-Pfeiffer.

Zeit ist Geld

Neben Eigenkapitalquote und Kreditraten müssen künftige Immobilienbesitzer beachten, dass die maximale Laufzeit der Finanzierung 35 Jahre beträgt.

Kredite können entweder mit einem Fixzinssatz oder mit variabler Verzinsung abgeschlossen werden – beides hat Vor- und Nachteile. „Gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld lässt ein variabler Zinssatz die monatlichen Belastungen überschaubarer erscheinen. Allerdings steigt der variable Zinssatz parallel mit einem etwaigen Anstieg der Marktzinsen, was sehr wahrscheinlich ist, nachdem wir aktuell das Zinstief vermutlich bereits durchschritten haben. Ein fixer Zinssatz schafft Sicherheit und Kalkulierbarkeit”, so die Expertin.

Schlecht beraten kostet

Bei der Kreditvergabe ist die Hausbank meist der erste Ansprechpartner. Oft bieten andere Anbieter attraktivere Konditionen, weshalb es wichtig ist, mehrere Angebote einzuholen.

„Nimmt man die Finanzierung und den Angebotsvergleich selbst in die Hand, muss man darauf achten, ein verbindliches Angebot zu erhalten. Oft stellt die Bank nach einem kurzen Gespräch ein sogenanntes Konditionenangebot aus, das mögliche Kreditkonditionen unterbreitet, ohne dass eine grobe Bonitätsprüfung erfolgt ist. Nach Durchsicht Ihrer Unterlagen kann das Angebot dann anders aussehen”, spricht Sonja Ebhart-Pfeiffer aus Erfahrung. Dasselbe gilt übrigens auch für Vergleichsportale. Nicht jede Bank bietet jede Finanzierung an oder kann diese gut abbilden. Ein guter Finanzberater erarbeitet mit dem Kunden ein Kreditmodell, das auf seine individuelle Situation abgestimmt ist, und berät über mögliche Laufzeiten, Zinssätze sowie die Zinserwartung. (rk)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL