WIEN. „Der Ausblick für den österreichischen Immobilienmarkt ist weiterhin positiv. In- und ausländische institutionelle Investoren selektieren die verfügbaren Produkte sorgfältig. Trotz der sich abzeichnenden Marktsättigung in den meisten Assetklassen sowie der stark gestiegenen Baustoffpreise läuft die Bauindustrie auf Hochtouren, denn es gilt den Baugenehmigungs-Höchststand abzubauen”, sagt Reinhard Madlencnik, Head of Real Estate der UniCredit Bank Austria, über den heimischen Immo-Markt.
Neben der zunehmenden ökologischen Relevanz des Immobiliensektors durch ESG-Trends – Umwelt, Soziales und nachhaltige Unternehmensführung – werde die Verfügbarkeit von leistbarem Bauland das vorherrschende Thema in allen städtischen Ballungsräumen bleiben. „Die Baukosten haben sich innerhalb eines Jahres im Durchschnitt um 14 Prozent erhöht – eine Tendenz, die noch einige Zeit anhalten wird, zumal auch der aktuelle historische Höchststand an Baugenehmigungen möglichst rasch in Beton gegossen werden soll”, so Madlencnik.
Garant guter Standort
Im Moment boomen Assetklassen, die von der Pandemie nicht betroffen sind oder gar davon profitieren, wie Grundstücke, Wohnungen, Logistik oder Geschäfte des täglichen Bedarfs. Gefragt sind auch Core-Büroobjekte, wobei gute Mieterstruktur und Bonität sowie stabile Erträge an guten Standorten als Sicherheitsgaranten gesehen werden.
Der Wiener Büromarkt könne selbst nach anderthalb Jahren der weltweiten Covid-19 Pandemie von seiner soliden und auch weiterhin äußerst stabilen Grundausrichtung profitieren, so der Experte, und damit flexibel und unaufgeregt den veränderten Marktbedingungen begegnen. Das Investoreninteresse bestätigt die bisher ungebrochene Anziehungskraft des Büromarkts der österreichischen Hauptstadt.
Allerdings werde vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Marktsituation der unvermindert bestehende Druck auf Bürostandorte abseits der gängigen Büroachsen weiter zunehmen. Auch mit älteren Flächen, die den gewachsenen Anforderungen veränderter Nutzungsgewohnheiten nicht mehr genügen, wird man sich aufgrund eines ausreichenden und auch zum Teil schnell verfügbaren Angebots an qualitativ hochwertigem Büroraum schwertun.
Die Mieten für Büroflächen in Wien sind im ersten Halbjahr 2021 weitgehend unverändert geblieben. Spitzenmieten für Class A-Büroflächen in guter Lage erreichten Mitte 2021 ca. 26 € pro Quadratmeter und Monat. Das Interesse an Flächen im mittleren Preissegment ist ungebrochen hoch. Die Spitzenrenditen im Bürosektor in Wien haben auch im ersten Halbjahr 2021 noch einmal minimal nachgegeben, sodass die Spitzenrenditen für absolute Top-Objekte in bester Lage Ende des ersten Halbjahres Werte von ca. 3,35% erreichten.
Lager und Logistik nachgefragt
Der Investmentmarkt in gewerbliche Immobilien in Österreich zeige sich trotz coronabedingter Einschränkungen als vergleichsweise stabiler und krisensicherer Markt. Nach einem Rückgang des Transaktionsvolumens im Vorjahr auf ca. 3,3 Mrd. € von 5,9 Mrd. im Jahr 2019 hat sich der Markt im ersten Halbjahr 2021 mit ca. 1,6 Mrd. € stabilisiert. Neben Wohnen und Büro waren im vergangenen Jahr auch die Segmente Lager und Logistik stark nachgefragt. Mehr als zwei Drittel der Investoren kamen 2020 aus dem Ausland, besonders aus Deutschland.
„Investoren werden trotz oder gerade wegen Covid-19 unter Druck stehen, weiterhin geeignete Objekte für das nach wie vor ausreichend vorhandene Investitionskapital zu finden; der stabile Wiener Büromarkt wird daher vermutlich auch weiterhin im Fokus der Anleger bleiben”, meint Madlencnik. (hk)