Was die Asfinag mit „ihrer” Milliarde heuer machen will
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FINANCENET REAL:ESTATE PAUL CHRISTIAN JEZEK 18.03.2016

Was die Asfinag mit „ihrer” Milliarde heuer machen will

Das aktuelle Investitionsprogramm sieht u.a. gleich 24 Tunnel-Großprojekte für eine moderne und verkehrssichere Infrastruktur vor.

••• Von Paul Christian Jezek


Das Fußball-EM- und Olympiajahr 2016 möge (auch) im Zei-chen der Modernisierung des österreichischen Hochleistungsnetzes stehen, wünscht sich die Asfinag. „Unser Ziel sind optimal ausge­bau­te Straßen und eine generell langlebige Infrastruktur, die den Anforderungen der Zukunft entspricht”, hofft Vorstand Alois Schedl.

Der Fokus für heuer liegt dabei auf dem Sicherheits-Ausbau der großen Tunnelanlagen und der Runderneuerung des bundesweit am stärksten belasteten Wiener Autobahnnetzes. Schedls Zusatzwunsch: „Wir wollen unsere Auftragnehmer zu noch mehr Qualität anspornen – das bringt uns wirtschaftliche Vorteile und für unsere Kunden weniger Behinderungen.”
Damit meint der Asfinag-Vorstand das Bestbieter-Prinzip und klare Subunternehmer-Regeln. Denn bei Vergaben wird nicht mehr ausschließlich der Preis bewertet, sondern es kommen (auch) bis zu 18 klar definierte Qualitätskriterien zur Anwendung: Weisen Unternehmen z.B. nach, dass sie etwa längere Gewährleistung bieten, einen hohen Facharbeiteranteil haben, Energie einsparen oder durch innovative Methoden die Bauzeit verkürzen, können sie zu höheren Preisen anbieten. Und: Firmen, die bei Bauaufträgen zum Zug kommen, müssen künftig die wesentlichen Teile des Auftrags selbst übernehmen und können diesen nicht – kurzerhand und wenig transparent wie früher oft üblich – an Sub- oder Sub-Sub-Unternehmen weitergeben.

Innovation wird belohnt

Darüber hinaus will die Asfinag innovative Ideen, welche die Bauzeit verkürzen, mit einem Bonus-System belohnen und dadurch Auftraggeber zu mehr „kreativem Bauen” anspornen. Ein aktuelles Beispiel dafür war der erste Einsatz eines „Abbruchschiffs” in ­Österreich – einer schwimmenden Arbeitsplatte am Donaukanal zum Abtransport der alten Erdberger Brücke, was die Bauzeit am Knoten Prater laut Asfinag um zehn Monate verkürzte. Oder der Einsatz des „Road Zipper”, der erstmals bei der Tangenten-Baustelle Stadlau/Hirschstetten eingesetzt wird: Das eigens aus den USA angemietete Spezialgerät versetzt tonnenschwere Betonleitwände vollautomatisch und ermöglicht die flexible Vergrößerung oder Verkleinerung von Baubereichen. Damit vermeidet die Asfinag weiträumige Sperren für das Umstellen der Betonleitwände; der Verkehr bleibt während des Umstellens aufrecht und fährt hinter dem Road Zipper bereits in der neuen Spurführung.

Neue Pläne, neue Bauten

Schon im Vorjahr startete der Weiterbau der A 5 Nordautobahn im Abschnitt Nord (Schrick–Poysbrunn) – heuer wird er in sämt­lichen Baulosen auf 25 km Länge anlaufen. Bei der A 26 Linzer Autobahn sind gegenwärtig der UVP-Bescheid sowie die durch Land OÖ bzw. Stadt Linz erlassenen Bescheide für Wasserrecht und Naturschutz beim zuständigen Bundesverwaltungsgericht beeinsprucht. Die Ausschreibungen für die Hauptbauleistungen sind fertig und wichtige Dienstleister bereits bestellt. Als wichtigste vorbereitende Maßnahme vor dem Start des ersten Abschnitts – der vierten Linzer Donaubrücke – gilt heuer die Verlegung der Radwege am ­Donauufer.

Ähnliches gilt für die S 7 Fürstenfelder Schnellstraße im Abschnitt West zwischen Riegersdorf und Dobersdorf, wo das mit Einsprüchen befasste Gericht Sachverständige anhört und Gutachten erstellen lässt. Auch hier trifft die Asfinag Vorleistungen wie die Fertigstellung der offenen Ausschreibungen für einen zügigen Baufortschritt nach Rechtskraft der Bescheide.
Die S 1 Wiener Außenring-Schnellstraße zwischen Schwechat und Süßenbrunn mit dem Lobautunnel schließt die Umfahrung der Bundeshauptstadt und entlastet Tangente, Marchfeld und 22. Wiener Gemeindebezirk vom Verkehr. Der aktuell beeinspruchte UVP-­Bescheid erging im März 2015, ­heuer startet die Asfinag die Grundeinlöse für den ersten Abschnitt nördlich der Donau zwischen Groß Enzersdorf und Süßenbrunn.

In die Röhre(n) geschaut

In die Erweiterung von Tunnelanlagen gehen heuer in Summe 158 Mio. €; dabei steht die A 9 Pyhrnautobahn im Brennpunkt, die bis 2019 durchgehend vierstreifig und in den Tunnel zweiröhrig befahrbar wird. Bei Klaus im südlichen OÖ werden heuer vier Tunnel mit 6,4 km Gesamtlänge neu errichtet und die bestehenden Röhren im Anschluss werden erneuert: Spering- und Falkenstein-, Klauser und Traunfried-Tunnel werden bis Ende 2018 fertiggestellt.

Bis 2019 ist an der steirischen A 9 der 8 km lange Gleinalmtunnel fertig ausgebaut und das letzte „Nadelöhr” an der Pyhrnachse beseitigt. Ebenfalls bis 2019 zweiröhrig wird der Tiroler Perjentunel an der S 16 Arlberg Schnellstraße, wo heuer der Vortrieb in den Berg startet.
Heuer laufen auch die Vorarbeiten für den Neubau einer zweiten Röhre für den Karawankentunnel an der Kärntner A 11 auf Hochtouren: der Bau einer Brücke vor dem Bergmassiv. In Kooperation mit der slowenischen Autobahngesellschaft DARS werden bis 2022 das Tunnelsicherheitssystem (Flucht- und Rettungswege) verbessert sowie die Leistungsfähigkeit der Trasse erhöht.

Die Generalerneuerungen

Im Fokus der diesjährigen Sanierungen steht die Wiener Südosttangente (A 23): Instandsetzung der Praterbrücke, Umbau des Knoten Prater, Neubau der Hochstraße Inzersdorf sowie die Sanierung des Knoten Inzersdorf werden fortgeführt. Im Februar startete dazu die Sanierung zwischen Stadlau und Hirschstetten.

In NÖ wird künftig ein weiterer Abschnitt der A 1 den Lenkern dreispurig und runderneuert zur Verfügung stehen: Zwischen Matzleinsdorf und Pöchlarn starten heuer die ersten Arbeiten auf 5 km, die 2018 abgeschlossen sind. Vor den Toren Wiens wird die A 1 zwischen Steinhäusl und Altlengbach instandgesetzt. Eine große Baustelle richtet die Asfinag ab dem Frühjahr auf der A 2 Südautobahn zwischen Wiener Neustadt und Grimmenstein ein: betroffen ist heuer die Richtungsfahrbahn Wien. Zur Überwachung des Tempolimits kommt eine Section Control zum Einsatz. In der Steiermark werden Fahrbahn und Brücken im A 2 Packabschnitt zwischen Steinberg und Modriach sowie zwischen Ilz-Fürstenfeld und Sinabelkirchen in Schuss gebracht.
Das wichtigste Projekt im bestehenden oberösterreichischen Netz wird heuer die Verbreiterung der A 8 Innkreisautobahn. Im Zuge des Sicherheitsausbaus erhält der 11 km lange Abschnitt zwischen Haag und Ried im Innkreis einen vollwertigen Pannenstreifen.
Bei Salzburg läuft heuer die Erneuerung der stark belasteten A 10 Tauernautobahn zwischen Knoten Salzburg und Salzburg Süd weiter.
Bis 2017 läuft die Generalerneuerung der burgenländischen A 4 von Neusiedl bis zur Staatsgrenze – heuer ist der Abschnitt von Gols/Weiden bis zur Anschlussstelle ­Nickelsdorf an der Reihe.

Der Tunnelblick

Last but not least gehen heuer rund 131 Mio. € in die Erhaltung und sicherheitstechnische Modernisierung bestehender Tunnel. Seit Februar bis Herbst 2017 saniert die Asfinag den Abschnitt von Stadlau bis Hirschstetten und erneuert alle Sicherheitseinrichtungen in den beiden Tunnels. Auch die Erneuerung des Tunnels Kaisermühlen an der A 22 Donauuferautobahn läuft heuer voll an. Dazu gehört bis Herbst 2017 der Einbau neuer leistungsfähiger Lüfter sowie des „Akut”-Sicherheitssystems: Mittels Spezialmikrofonen „hört” der Tunnel ungewöhnliche Geräusche wie Stimmen oder splitterndes Glas und löst Alarm aus.

Ein Großprojekt und eine Herausforderung für möglichst wenige Verkehrsbehinderungen gibt es auch im Salzburger Stadtgebiet: Der Lieferinger Tunnel an der A 1 Westautobahn erhält im zweiten Halbjahr 2016 eine Hochdruck-Sprühnebelanlage für mehr Brandschutz, das Akut-System sowie moderne Belüftung und Beleuchtung.
Bei der laufenden Erneuerung des Arlbergtunnels, des mit 14 km längsten Straßentunnels Österreichs, stehen heuer anders als im Vorjahr keine Vollsperren an. Der Tunnel zwischen Tirol und Vorarlberg steht nunmehr bis April 2017 untertags ohne Behinderung zur Verfügung. Eine erste Zwischen­bilanz des größten und ehrgeizigsten Asfinag-Projekts in Westösterreich: 36 Stück der zusätzlichen Fluchtwege sind baulich bereits hergestellt.
An der S 6 Semmering-Schnellstraße finalisiert die Asfinag heuer die Generalerneuerung der Tunnel Bruck und St. Ruprecht. Ebenfalls in der Steiermark startet heuer die Modernisierung der A 9-Tunnel Wald und Pretallerkogel sowie des Selzthaltunnels. An der A 10 Tauern­autobahn in Kärnten gilt das für den Oswaldiberg- und den Kroislerwandtunnel.
An der Tiroler A 12 Inntal­autobahn werden der Tunnel Wilten, an der A 13 Brennerautobahn der Tunnel Bergisel mit Sill- und Paschbrücke sowie an der S 16 der Flirscher und Tunnel Strengen saniert und sicherheitstechnisch ausgebaut. Eine Besonderheit gibt es in Westösterreich beim Bergisel-Projekt: Ab April wird wie sonst nur in Wien üblich erstmals in ­Tirol eine mobile Baustellen-Behelfsbrücke („Fly Over”) eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine mobile Konstruktion, die Arbeitsbereiche auf der Autobahn überbrückt und es so ermöglicht, dass die Strecke unter Tags frei befahrbar ist.
Schließlich entsteht ein gänzlich neuer „Lärmschutztunnel” für mehr Lebensqualität in Zederhaus an der A 10: Heuer starten die Arbeiten zur Einhausung der Richtungsfahrbahn Salzburg.

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