„Da steckt ein großes Stück Tradition dahinter”
© Tchibo
RETAIL Redaktion 27.09.2019

„Da steckt ein großes Stück Tradition dahinter”

Tchibo Österreich-Chef Harald J. Mayer blickt im Interview auf 70 Jahre Tchibo zurück – und nach vorn.

••• Von Oliver Jonke und Paul Hafner

Tchibo feiert sein 70-jähriges Bestehen mit einem großen Gewinnspiel, einer Caffè Crema-Jubiläumsröstung und „Jubelpreisen”. 1949 in Hamburg gegründet, gibt es heute mehr als 1.000 Filialen in ganz Europa. In Österreich ist der Kaffeeröster mit 135 Filialen vertreten und beschäftigt über 1.100 Mitarbeiter.

medianet-Herausgeber Oliver Jonke im Interview mit Harald J. Mayer, der die Geschichte des Unternehmens als Geschäftsführer von Tchibo Österreich seit nunmehr über 25 Jahren mitschreibt: Von der Zusammenlegung von Tchibo und Eduscho über die Präsentation des hauseigenen Cafissimo-Einzelportionierungssystems bis hin zur Einführung von Qbo: Harald J. Mayer war überall dabei. Im Interview blickt er zurück – und natürlich auch nach vorn.


medianet: Lassen wir kurz die nun 70-jährige Geschichte von Tchibo Revue passieren. Was sind für Sie die wichtigsten Meilensteine?
Harald J. Mayer: Der erste Meilenstein war sicherlich, dass zwei Geschäftsleute – Max Herz und Carl Tchilling-Hiryan – 1949 die Idee hatten, Kaffee per Post in Hunderttausende Haushalte zu verschicken. Das war zu einer Zeit, als Kaffee ein ausgesprochenes Luxusgut war. Erst hat man Zugang zu hervorragendem Kaffee gefunden, dann wurde der Kaffee geröstet und ‚ab Rösterei' verkauft. 1955 hat die erste Tchibo-Filiale in der Hamburger Innenstadt eröffnet. Die Geschäftsidee von Tchibo – Kaffee, Kaffeebar und Non-Food zu vereinen – entstand Anfang der 70er-Jahre und hat sich über die Jahrzehnte professionell weiterentwickelt. Wenn man heute zum Beispiel von E-Commerce spricht, dann kommt unserem Gründer Max Herz sicherlich eine Vorreiterrolle zu. Bereits sehr früh hat er erkannt: Wenn ich Kaffee in die Haushalte schicke, dann kann ich auch am Sonntagnachmittag bei Kuchen und Kaffee präsent sein.

medianet: In Österreich hat Tchibo einen eigenen Weg eingeschlagen, oder?
Mayer: Erstmals gegründet wurde die österreichische Tchibo-Gesellschaft 1969 mit kleinen Geschäften, in denen es die berühmte ‚Schale Kaffee' gab – sehr zum Unmut der Wiener Kaffeehäuser. Schon kurze Zeit nachher hat sich Eduscho, der damals größte Konkurrent, entschlossen, ebenfalls nach Österreich zu kommen. Doch für zwei mit dem gleichen System war am Markt kein Platz – und Tchibo hat seine Geschäfte 1972 an Eduscho verkauft. Dadurch war Tchibo Österreich fast 15 Jahre nicht präsent. Unmittelbar nach Ende des Wettbewerbsausschlusses kam es 1985 zu einer intensiven Partnerschaft mit dem heutigen Rewe-Konzern, damals noch mit Karl Wlaschek. 1993 wurde Tchibo Österreich erneut gegründet – deren Aufgabe es war, das einzigartige Tchibo-System in Österreich zu distribuieren.

medianet: ... eine Aufgabe, mit der Sie betraut wurden.
Mayer: Richtig. Wenige Jahre später, nämlich 1997, hat der Konzern dann wiederum Eduscho gekauft, ich sollte beide Firmen zusammenlegen und eine Firmengruppe daraus machen. So ist die Tchibo-Eduscho Österreich entstanden. Noch im selben Jahr ging übrigens auch der Internetversandhandel online.

medianet: In Deutschland steht ‚Eduscho' nur noch für eine Kaffeesorte, hierzulande ist die Marke nach wie vor präsent und scheint auch im Firmenlogo auf. Werden beide Marken aufrechtbleiben?
Mayer: Tchibo ist die internationale Marke – der Konzern ist vereinzelt in Ländern auch mit anderen Marken tätig. In Österreich war es naheliegend, dass wir die Marke Eduscho, die sich über viele Jahre in den Köpfen der Leute verankert hatte, aufrechterhalten. Da steht ein großes Stück Tradition dahinter. In diesem Zusammenhang ist übrigens zu erwähnen, dass unser Testimonial Dany Siegel (‚rrröstfrisch') dieser Tage seinen 80. Geburtstag feiert.

medianet:
Zum Jubiläum wirbt Tchibo mit dem ‚größten Gewinnspiel', das das Unternehmen je veranstaltet hat; gleich fünf Wochen stehen im Zeichen der Feierlichkeiten. Welches Bild möchten Sie Ihren Kunden vermitteln, wofür steht Tchibo?
Mayer: Wir stehen in der Wahrnehmung der Konsumenten für ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis bei bester Kaffeequalität und genießen ein sehr hohes Kundenvertrauen. In erster Linie wollen wir also die Gelegenheit nutzen, uns bei ihnen für ihre Treue zu bedanken. Wir haben beim Röstkaffee über die Jahre die Marktführerschaft in allen drei Segmenten – erst beim Filterkaffee, dann beim Espresso und in weiterer Folge im Einzelportionssektor – errungen. Wir können zu Recht behaupten, für jeden Kaffeegeschmack das richtige Heißgetränk anzubieten. Es geht uns natürlich auch darum, Tchibo als Unternehmen hervorzuheben, das immer schon innovativ war – und heute nach wie vor ist.
medianet: In welchen Bereichen war Tchibo in den letzten Jahren besonders innovativ?
Mayer: Nach dem Launch von Cafissimo, dem ersten Einzelportionssystem, das drei unterschiedliche Kaffeezubereitungen in einer Maschine ermöglicht hat, haben wir mit der Qbo You-Rista ein Produkt auf den Markt gebracht, das im Einzelportionsgeschäft mit Sicherheit ‚State of the Art' ist. Qbo ist mit 186 Patenten abgesichert und die einzige Maschine, die kalten Milchschaum produzieren kann. Qbo erfreut sich deshalb großer Beliebtheit beim Verbraucher.

medianet: Bleiben wir gleich bei Qbo: Wen möchten Sie mit Qbo ansprechen?
Mayer: Wir wollen dem Kaffee-Connaisseur die Möglichkeit geben, zuhause eine hohe Espressoqualität in einer Vielzahl von Variationen zu genießen. Das wird, wie ich zu meiner großen Freude sagen kann, auch genau so wahrgenommen. Wir haben daher unseren rund 135 Filialen Qbo als Spitzenprodukt zum Verkauf gegeben. Darüber hinaus haben wir die Linie erweitert und so bieten wir nun auch ein Röstkaffee-Sortiment an – für jene, die Qbo auch als ganze Bohne im Vollautomaten genießen möchten. Das gibt uns außerdem die Möglichkeit, die Marke Qbo breiter zu spielen.

medianet: Im Juni hat Tchibo im D-A-CH-Raum eine große Nachhaltigkeitskampagne lanciert.
Mayer: Nachhaltigkeit spielt in unserer Unternehmensstrategie eine tragende Rolle. Wir möchten dem Verbraucher Möglichkeiten zeigen, seinen Alltag bewusster und umweltfreundlicher, dabei aber nicht weniger genussvoll, zu gestalten. Und das haben wir bei den Tchibo-Nachhaltigkeitswochen in der vollen Bandbreite gezeigt, eben woran wir seit über dreizehn Jahren arbeiten. So haben wir frühzeitig auf Mehrwegtaschen umgestellt, sparen Transport- als auch Verkaufsverpackung drastisch ein. Wir wollen unsere Position als drittgrößter Anbieter von Bio-Baumwolle – immerhin sind bereits 86% unserer Textilien mit Bio-Baumwolle hergestellt – weiter ausbauen. Mit einem ganzheitlichen Konzept setzen wir uns für verantwortungsvollen Kaffeeanbau ein. Das schafft die dauerhafte Existenzsicherung der Kaffeefarmer und ihrer Familien bei gleichzeitigem Ausbau nachhaltiger Rohkaffeequalitäten.

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