„Die fetten Jahre sind vorerst vorbei”
© Katharina Schiffl
Realist HV-Geschäftsführer Rainer Will rechnet für 2024 mit einer Erholung des Onlinegeschäfts, Wachstumsraten der Coronazeit dürften aber fürs Erste der Vergangenheit angehören.
RETAIL Redaktion 30.06.2023

„Die fetten Jahre sind vorerst vorbei”

Die Onlinehandelsausgaben in Österreich sanken gegenüber dem Vorjahr real um fast neun Prozent.

WIEN. Die 14. Ausgabe der bundesweiten „eCommerce-Studie Österreich” des Handelsverbands in Kooperation mit der KMU Forschung Austria dokumentiert erstmals einen Umsatzrückgang im Onlinehandel: Mit 10,1 Mrd. € liegt dieser zwar wie 2022 über der Zehn-Milliarden-Marke, doch steht der nominelle Rückgang von 300 Mio. € für ein inflationsbereinigtes Minus von saftigen 8,6%.

„Das ist ein heftiger Rücksetzer nach den umsatzstarken Jahren 2020 und 2021. Die fetten Jahre im österreichischen Onlinehandel sind damit vorerst vorbei”, kommentiert HV-Geschäftsführer Rainer Will, relativiert aber sogleich: „Für 2024 erwarten wir eine Erholung des Onlinemarktes.”

Auch M-Commerce rückläufig

Nimmt man den gesamten Distanzhandel (Versandhandel, Interneteinzelhandel, Mobile Commerce) her, beläuft sich das Real-Minus auf –10,6%; auch das Smartphone-Shopping, langjähriger Wachstumskaiser der Branche, musste heuer einen Umsatzrückgang um –7,6% (nominal: –2%) hinnehmen.

Die Top-Warengruppen sind heuer Bekleidung mit 2,2 Mrd. €, Elektrogeräte mit 1,5 Mrd. € und Möbel mit 0,9 Mrd. € Umsatz; den höchsten Online-Anteil an den gesamten einzelhandelsrelevanten Konsumausgaben kann im Branchenvergleich indes der Spielwarenhandel (39%) verbuchen. Auf den Plätzen folgen der Handel mit Sportartikeln (35%), Bücher/Zeitschriften (29%) und Bekleidung (29%).

Retourenquote sinkt

Wenngleich Inflation und Teuerungskrise das Wachstum des E-Commerce trotz der von Will in Aussicht gestellten Erholung auf Jahre dämpfen dürfte, finden sich auch einige positive Aspekte in der Studie: „2023 kaufen bereits rund 6,1 Millionen Österreicherinnen und Österreicher im Distanzhandel, das entspricht einer Steigerung von fünf Prozent”, erklärt Studienleiter Wolfgang Ziniel, Senior Researcher bei der KMU Forschung Austria. Weiters positiv: Ein Rückgang sowohl des Auslandskaufkraftabflusses von 54% auf 51% sowie – nicht minder überraschend – der Retourenquote, die sich von 44% auf 38% reduzierte.

Eine Erklärung dafür liefert Harald Gutschi, Geschäftsführer der Unito-Gruppe und Vizepräsident des Handelsverbands: „Die Gründe sinkender Retouren in fast allen Warengruppen liegen in besseren Produktdaten und Beschreibungen, im nachhaltigeren Kundenverhalten, in schnellerer Lieferung und ehrlicheren Lieferinformationen. Auch die Digitalisierung aller Geschäftsprozesse und der aktive Auswahlprozess von Bestellungen vor dem Bildschirm spielen hier eine wichtige Rolle.” (red)

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