••• Von Eva Kaiserseder
Schinken ist seit jeher das essenzielle – und namensgebende – Thema bei Berger. Das Familienunternehmen in vierter Generation ist in Sieghartskirchen daheim und positioniert sich als regional verankerter Produzent, bei dem das Thema Tierwohl immer relevanter wird. Marketingleiterin Gaby Kritsch im medianet-Gespräch.
medianet: Welche Produkte sind heuer besonders nachgefragt und welche Neuerungen wird es geben?
Gaby Kritsch: Die Renner bei Konsumenten an der Bedientheke sind seit Jahren der Berger Backofen-Schinken, der Traditions-Beinschinken oder der Römerschinken, in der SB-Theke sind der fettreduzierte Berger Wellness-Schinken, der Putenschinken und der Farmerschinken die beliebteste Berger-Produkte. Der Berger Chili-Schinken, der sowohl in der Feinkosttheke als auch in der Selbstbedienung erhältlich ist, zählt zu den Aufsteigern.
Besonders nachgefragt sind saisonale Produkte: Wir orientieren uns stark an dem Trend, passend zur Saison zu essen, der sich hierzulande immer mehr durchsetzt. Die Klammer für Neuprodukte aus unserem Haus lautet daher immer Saisonalität und Regionalität. So hat in Kürze unser sommerlicher Zitronen-Pfeffer-Schinken sowohl in der Feinkosttheke wie auch im SB-Regal wieder Hochsaison.
medianet: ‚Regional Optimal' –was verbirgt sich hinter diesem Begriff, wo steht man aktuell und wie wird weiter ausgebaut?
Kritsch: Regional Optimal ist ein – im Übrigen bereits 2009 gesetzter – Schritt unsererseits in Richtung regionale und nachhaltige Fleisch- und Schinkenproduktion. Das Konzept garantiert regionales, gentechnikfreies Schweinefleisch aus traditioneller Erzeugung. Wir geben der Herkunft der Rohstoffe und der Tierhaltung eine neue Wichtigkeit. Wir haben hier auf die gesellschaftliche Entwicklung und den Wunsch von Tierschützern und Verbrauchern reagiert, mehr für das Tierwohl zu tun. Viele wollen Fleisch und Fleischprodukte konsumieren – dabei aber ein gutes Gefühl haben.
medianet: Für Berger steht 2018 stark im Zeichen des oben angesprochenen Tierwohls: Warum setzt man auf ein eigenes Label bzw. eine eigene Initiative?
Kritsch: Die Forcierung von Nachhaltigkeit und Tierwohl sind ein Gebot der Stunde: Schon seit jeher sind uns die Herkunft und die Qualität der Produkte sowie die Tierhaltung wichtige Anliegen. Wir sind überzeugt, dass natürliche Aufzucht, Futtermittel aus der Region und kurze Transportwege maßgeblich zur Qualität der Produkte beitragen. In unserer Unternehmens-DNA ist die Verantwortung, die wir gegenüber den Menschen, den Tieren und der Umwelt haben, fix verankert. Nachhaltigkeit ist daher Teil der Unternehmenskultur. Das eigene Label dient auch als Orientierungshilfe für den Konsumenten.
medianet: Und was halten Sie etwa von einem staatlichen ‚Tierwohl-Label', wie in Deutschland angedacht? Ist das für die doch noch immer kleinteilige Landwirtschaft in Österreich sinnvoll?
Kritsch: Wir bei Berger arbeiten an einem eigenen Tierwohl-Label: Um den Rohstoff für die Produkte, die unter dem Tierwohl-Label vermarktet werden, liefern zu dürfen, müssen strenge Auflagen erfüllt werden. Wir motivieren unsere Vertragsbauern dazu, neue Haltungsformen umzusetzen, die auch mit Umbauten verbunden sind. Einher geht das u.a. mit größerem Flächenangebot, Stroh-Einstreu, Auslauf und Kastration unter Narkose – all diese Kriterien liegen weit über den gesetzlichen Normen. Aktuell beginnen die ersten Bauern mit den Umbaumaßnahmen, langfristige Verträge wurden geschlossen. Das bedeutet, dass Berger Schinken den Bauern Abnahmegarantien gibt und sich verpflichtet, einen höheren Preis pro Kilogramm Schweinefleisch zu zahlen. Wir entwickeln unsere Regional-, Optimal- sowie die Tierwohl-Aktivitäten Hand in Hand mit unseren Vertragsbauern weiter. Denn nur wenn unsere Lieferanten auch die Sicherheit haben, in uns einen langjährigen, fairen Partner zu haben, kann hier eine Veränderung stattfinden. Gerade im Bereich Tierwohl sind teilweise sehr hohe Investments für bauliche Veränderungen auf den Höfen zu stemmen – das setzt Vertrauen voraus!
medianet: Nach welchen Maßstäben werden bei Berger neue Produkte entwickelt?
Kritsch: Wir alle – die Familie, unsere Mitarbeiter und natürlich auch unsere Kunden – gehen mit offenen Augen und Geschmacksnerven durch die Welt. Wir lassen uns gern durch neue Gewürze und Zutaten inspirieren. An Ideen mangelt es uns nicht – doch leider haben unsere Kunden keine ‚Gummi-Regale', und so schafft nicht jede neue Komposition den Einzug ins Regal.
medianet: Setzt man eher auf Sortimentserweiterung und neue Produkte oder auf die Weiterentwicklung bzw. Line Extensions der bestehenden Range?
Kritsch: Der namensgebende Schinken ist nach wie vor das Thema bei Berger: 60 verschiedene Variationen an Kochschinkenspezialitäten – die meisten davon im hochwertigen, handgelegten Sortiment – sowie das Konzept der Saisonschinken zeichnen uns aus. Daher widmen wir uns schwerpunktmäßig dem Schinken. Natürlich bieten wir auch Wurst- und Fleischprodukte an. Wie gesagt: Wenn wir zu einem Trend eine Produktidee finden, setzen wir diese um.
medianet: Stichwort Vertrieb: Wo ist man gelistet, und wird sich mittelfristig etwas tun in Sachen Auslistungen und Neulistungen?
Kritsch: Schinken- und Wurstspezialitäten von Berger sind im LEH bundesweit bei Adeg, Billa, Eurospar, Hofer, Interspar, Meinl, Merkur, MPreis, Nah&Frisch, Penny, Spar und Unimarkt gelistet, im Großhandel bei AGM, Eurogast, Metro, Transgourmet sowie bei Wedl und in den eigenen vier Filialen und drei Abholmärkten erhältlich.
medianet: Der Markt ist hart umkämpft. Wie positioniert sich die Marke Berger?
Kritsch: Wir sind ganz klar der ‚Schinken-Macher' unter den Fleischern. Durch die Konzentration auf die Kernkompetenz Schinken punkten wir nachhaltig. Dass wir dabei ein Familienunternehmen sind und Regionalität und Tierwohl als unsere Herzensthemen vorantreiben, kommt bei den Konsumenten gut an.
medianet: Wie ist Ihre Haltung zum Thema Preisdruck im LEH und der Konkurrenz mit Handelsmarken?
Kritsch: Die Herausforderungen der Zukunft liegen auf der einen Seite in der europaweit fast einzigartigen Handelskonzentration und andererseits der Verschiebung der Wertschöpfungskette: Handelsketten übernehmen verstärkt die Funktion der Produzenten im Fleisch- und Wurstwarenbereich.
Berger setzt auf Markenprodukte, bewirbt diese fortlaufend und kommuniziert die für Berger Schinken typischen und für Konsumenten wahrnehmbaren Qualitätsmerkmale verstärkt. Auch die Intensivierung der Export-Aktivitäten ist eine erfolgsbringende Strategie.
medianet: Welche Aktivitäten setzt man am PoS und in Sachen Marketing&Werbung?
Kritsch: Im Zuge der marketingmäßigen Pflichtübungen setzen wir nach wie vor auf Verkostungen durch eigens geschulte Mitarbeiter direkt am PoS, bringen Hörfunkspots auf Ö3 und arbeiten mit diversen Kochportalen zusammen. Zusätzlich finden Sie uns auch im Printbereich im kulinarischen Umfeld, wie z.B. bei Gault Millau, Falstaff, im Servus Magazin oder dem Genuss-Magazin. Sie finden uns auch bei vielen Events rund ums Essen. Wir haben außerdem im Vorjahr sechs Millionen Euro in einen modernen Zubau investiert: Der gesamte Zubau steht unter dem Aspekt der gelebten Transparenz, auf die wir stolz sind, denn wir zeigen gern, wie wir arbeiten. In der Schauküche geben wir bei Themenworkshops und Präsentationen Einblicke, denn nicht nur wir gehen auf unsere Kunden zu, sie kommen auch zu uns.