Die Spargelaffäre
© APA / Helmut Fohringer
Österreichs Spargelbauern bleiben auf ihrer Ware sitzen – weil der Kunde weniger Bedarf hat, heißt es seitens Spar.
RETAIL Redaktion 24.06.2022

Die Spargelaffäre

Der Verein Marchfeldspargel beklagt hohe Importquoten beim Spargel; Spar kann die Kritik nicht nachvollziehen.

WIEN. Von wegen Saure-Gurken-Zeit: Wenn es nach dem Verein Marchfeldspargel – einer Interessensvertretung regionaler Spargelproduzenten – geht, bietet der österreichische Lebensmittelhandel zu wenig Spargel aus heimischer Produktion an – ein Vorwurf, der immerhin via Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig zum Politikum mutiert: „Es kann nicht sein, dass die Spargelbauern auf einem Drittel ihrer Ware sitzen bleiben und stattdessen Produkte aus Ländern importiert werden, die geringere Produktionsstandards haben, als wir”, ruft der jüngste ministerielle Neuzugang (Angelobung am 18. Mai) der Regierung den Handel zu „regionaler Solidarität” auf.

Seitens LEH-Marktführer Spar gibt es dafür kein Verständnis: Das eigene Spargelsortiment habe sich heuer im Vergleich zum letzten Jahr nicht verändert, man habe Spargel aus dem Marchfeld, der Steiermark, Kärnten, St. Pölten, dem Eferdinger Becken sowie von rund zehn lokalen Lieferanten, die ihren Spargel direkt an Interspar-Märkte liefern, im Sortiment. Der Saisonstart für Spargel in Österreich beginne Anfang April, der Hunger der Konsumenten bestehe aber bereits davor: Bis die Ernte in Österreich voll anläuft, werde der Spargel daher auch aus anderen Ländern wie Italien, Slowakei und Ungarn bezogen, lässt der Händler in einer Aussendung wissen. Die Importwarte erfülle zudem dieselben Qualitätskriterien.

Ungeduldige Konsumenten

Spargel sei ein „eher hochpreisiges Produkt, das derzeit von preissensibleren Kunden nicht so nachgefragt wird, wie es noch im letzten Jahr der Fall war”, heißt es in der Aussendung weiter. Aus diesem Grund seien die Spargelverkäufe „generell in Österreich leicht rückläufig”. Dies liege jedoch nicht an einer geänderten Einkaufsstrategie von Spar, da man zum Beispiel nach wie vor auf günstigen Importspargel aus Polen verzichte.

Marchfeldspargel-Obmann Werner Magoschitz zufolge werden mittlerweile knapp 50% des heimischen Bedarfs importiert, während „heimische Bauern auf ca. einem Drittel ihrer Ware sitzenbleiben”. Langfristig gefährde das die Versorgungssicherheit – wiewohl auch Magoschitz einräumt, dass auch Kunden die regionalen Produkte gezielter nachfragen müssten. (red)

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