••• Von Georg Sohler
Der Ziel des Brauereiverbandes ist ein wirtschaftliches, rechtliches und sozialpolitisches Umfeld, in dem die Brauereien bestmögliche Rahmenbedingungen für ihr unternehmerisches Handeln vorfinden. Zentrale Aufgabe des Verbandes der Brauereien ist die Vertretung der Interessen der Branche, in der Wirtschaftskammer und nach außen, und man versteht sich auch als Servicestelle. Somit ist Geschäftsführer Florian Berger ein guter Ansprechpartner, um zu Beginn des Sommers über das Lieblingsgetränk der Österreicherinnen und Österreicher zu sprechen.
Dem Biermarkt gehe es grundsätzlich gut, erklärt er im Interview mit medianet: „Betrachtet man die Jahre 2022 und 2023, so ist der Ausstoß der Brauereien leicht rückläufig, was aber auch an dem mehr als außergewöhnlichen Jahr 2022 liegt.” Die knapp über 10 Mio. hl Ausstoß, die im ersten Jahr ohne Covid19-Einschränkungen zu einem Rekord führten, konnten gemäß der Verbandsstatistik 2023 nicht ganz erreicht werden.
Manchmal ein bissl weniger
Für Berger waren zwei Gründe für diesen Rückgang ausschlaggebend: Einerseits Nachholeffekte des Jahres 2022, andererseits machte sich natürlich im Jahr 2023 die Inflation doch auch bemerkbar, was sich in den an den Verband gemeldeten Mengen zeigt. Er registriert, dass die Menschen zwar nach wie vor gerne ausgehen, aber vielleicht da und dort ein Krügerl weniger trinken oder überhaupt Seiterl statt dem großen Gebinde. Wenn sich die wirtschaftliche Gesamtwetterlage entspannt, dann würden aber wohl auch diese Zahlen wieder hinaufgehen.
Gewisse Verschiebungen, durch was auch immer ausgelöst, wären für einen freien Markt letztlich auch normal. Die eine Brauerei schafft mehr Ausstoß, die andere dafür weniger. „Manchmal hat die Brauerei A ein gutes Jahr, dann wieder die Brauerei B”, lautet sein durchaus salomonisches Urteil. Wie es den einzelnen Marktteilnehmern nun absatzmäßig gehe, ergebe sich seiner Meinung nach auch aus der Promotion-Intensität im Handel, die er als sehr hoch einschätzt. Diese registriere man, wenn man mit offenen Augen durch die Welt gehe. Eine Entwicklung laufe zudem analog zu anderen Branchen: Die preisliche Mitte dünnt immer mehr aus, die Menschen greifen seltener zu teureren Angeboten. Aber: „Ein eingefleischter Craft-Beer-Trinker wird auch weiterhin sein Lieblingsgetränk kaufen, auch zu sportlichen Preisen.”
Eine erfreuliche Entwicklung sieht er übrigens bei alkoholfreiem Bier, dieses pendelt gegenwärtig zwischen drei und 3,5% Marktanteil, dank guter Arbeit der Brauereien schmeckt das alkoholfreie Bier immer mehr wie sein alkoholhältiges Pendant. „Das ist wichtig, weil wir wollen die Menschen ja in der Geschmackswelt Bier behalten.”
Ökologischer Weitblick
Denn ein Schlüssel zu nachhaltigem Wirtschaften ist nicht nur ökonomischer, sondern auch ökologischer Weitblick. „Nachhaltigkeit ist aber kein Trend, sondern ein Muss. Es ist ökonomisch wichtig, sich mit erneuerbarer Energie zu beschäftigen oder wie man beim Brauen und Reinigen noch mehr Wasser sparen kann”, erklärt er. Es brauche Alternativen zu Gas, derer es aber auch endend wollend viele gibt. Ein Beispiel sei Biomasse.
„Diese Maßnahmen zum nachhaltigen Wirtschaften setzen alle Marktbewerber, unabhängig von der Größe und stets an den eigenen individuellen Möglichkeiten ausgerichtet”, stellt er klar. Denn auch die Konsumenten achten mittlerweile genauer darauf, wie das goldgelbe Getränk gebraut wird, lesen Etiketten genau, setzen sich auch vermehrt mit Ein- und Mehrweggebinden auseinander. „Da geht es nicht mehr nur um Marketing. Weil wenn die Menschen nachhaltiger einkaufen wollen, dann werden auch die Supermärkte entsprechendes Vorgehen der Hersteller verlangen.”
Stichwort Mehrweg
Ein Handeln der Produzenten ist auch an dem Ort wichtig, wo sie auf die Konsumenten treffen – in großem Ausmaß im Supermarkt. Hierbei stehen allerhand Änderungen an. Jetzt, im April 2024, gibt es nebst dem gewohnten 9-Cent-Pfand auf die Halbliterflaschen eine Mehrwegquote. Die Supermärkte sind verpflichtet, Mehrweggebinde anzubieten (siehe Kasten). In einem Jahr wird nicht nur die Quote höher sein als heute, es wird darüber hinaus auch ein Einwegpfand geben.
Berger klärt auf: Das Pfand auf Mehrwegglasflaschen, das gegenwärtig auch bei 0,33 l-Flaschen forciert wird, ist ein freiwilliges System und wird seit Jahrzehnten von der Industrie gemeinsam mit dem Handel erfolgreich gestaltet. Die Verpflichtung zur Erfüllung der Mehrwegquote liegt beim Handel, dieser erreicht die Quote durch entsprechende Steuerung des Sortiments. Mit der neuen 0,33 l-Flasche im Mehrwegglas bietet die Brauwirtschaft nun dem Handel eine zusätzliche Möglichkeit, den Gebindemix entsprechend zu gestalten. „Wenn wir 2025 über Pfand reden, dann gibt es neben dem seit Jahrzehnten bekannten Mehrwegpfand noch das 25-Cent-Pfand auf Einweggebinde, konkret Getränkedosen und Getränke in Kunststoffflaschen”, erinnert er. Der große Unterschied zwischen diesen beiden Pfandsystemen: Das Mehrwegpfandsystem basiert seit jeher auf den sogenannten Handelsbrauch, also freiwilligen Vereinbarungen zwischen Lieferanten und Handel. Das Einwegpfandsystem ist eine staatliche Maßnahme, festgeschrieben in der Einwegpfandverordnung.
Das Pfand auf Standard-Mehrweg-Glasflaschen ist seit Jahrzehnten unverändert. Die einzige Modifikation gab es 2002, als der damalige Wert des Betrags in Schilling „einfach” in Euro umgerechnet wurde. Auch der Mehrwegsektor ist der Teuerungsentwicklung unterworfen, sodass die aktuelle Pfandhöhe bei Weitem nicht mehr den Wiederbeschaffungskosten von Neuglas entspricht.
Die Brauwirtschaft schätzt, dass in den nächsten Jahren durch die verpflichtende Mehrwegquote, und erst recht durch das Einwegpfand in der Höhe von 25 Cent, neue Lenkungseffekte entstehen. Niemand will, dass durch ein zu niedriges Pfand auf Mehrwegglasflaschen diese nicht mehr zurückgebracht werden. „Als Branche ist es uns wichtig, weiterhin eine Vielfalt an Gebindeoptionen anzubieten, weil wir meinen, dass es für jeden Konsumanlass auch ein passendes Gebinde braucht, das ökologisch und ökonomisch verträglich ist”, meint Berger.