••• Von Georg Sander
Eine Dose Märzen, und das war es, spielt es heutzutage am Biermarkt nicht mehr. Die Brauwirtschaft hat sich weiterentwickelt und mit verschiedensten neuen Produkten stellt man sich den Kundenbedürfnissen in den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts.
Florian Berger, Geschäftsführer des Verbandes der Brauereien Österreichs, erfreut diese Vielfalt: „Es gibt sehr viele kleine Craftbeer- oder Kreativbier-Brauereien; in Bezug auf die gebrauten Hektoliter ist das zwar wenig, es trägt aber viel zur Biervielfalt bei.” Und diese wird eben größer.
Trend Helles
Ein Vorteil der Vielfalt ist, dass es viele Brauereien gibt, die es vielleicht nicht in die nationale Listung schaffen, doch bei kleineren Supermärkten ihre lokalen Produkte verkaufen können. Im Trend liegen dabei nicht nur alkoholreduziertes oder komplett alkoholfreies Bier, sondern auch das „Helle”, das sich von Süddeutschland her kommend ausgebreitet hat. Berger begrüßt dies. „Das gibt weitere Bewegungen, Innovationen und somit Kraft für die gesamte Branche”, so der Geschäftsführer, „das Helle ist bekömmlich und leicht, es sieht im Glas gut aus.”
Berger weiter: „Wenn man hierzulande nicht an die Nachhaltigkeit dieses Trends glauben würde, hätte man keine entsprechenden Produkte entwickelt und dafür Kapazitäten frei gemacht. Das bereichert die Biervielfalt in Österreich.”
Ready to Drink
Eine weitere Tendenz hat sich in der Pandemie entwickelt und wird auch noch anhalten: der Konsum von im Lebensmittel-einzelhandel gekauften Getränken. Bei Herstellern anderer Getränke, die nicht schon immer in 0,5 oder 0,33 l abgefüllt haben, ist man gegenwärtig dabei, vermehrt „ready-to-drink” auf den Markt zu bringen. Sprich: Angebote für jene, die auch gerne im Park oder draußen ein (alkoholisches) Getränk genießen, nur eben kein Bier. Der Gerstensaft ist schon immer ein, wie es heute heißt, RTD. „Es hat sich im LEH, angetrieben durch die pandemiebedingte Sonderstellung des Handels und der anhaltend hohen Aktionstätigkeit, dort ein Sockel verfestigt”, weiß Berger. „Dieser Anteil wird wohl noch länger hoch bleiben.”
Im Supermarkt sieht man vielleicht die vielen verschiedenen Biere, aber kauft man sie auch dort? „Ich glaube, dass sich die Ansprüche an ein Bier-Portfolio sehr erweitert haben.” Neben einem „Lieblingsbier” oder „Lieblingsgeschmack” gehe es auch um die Genussmomente. Egal, ob es sich um Kreativbier handelt, wie es vor dem Craftbeer-Trend eher nur von starken belgischen Bieren bekannt war, oder um das gerade in Österreich so beliebte Lager-/Märzenbier: frisch gezapft, im richtigen Glas charmant serviert, in gemütlichem Ambiente.
All das bieten die vielen Gastronomie-Partner – nicht nur das Bier, das man ohnehin schon kennt und trinkt, sondern auch ein breites Angebot an Geschmäckern, die nur darauf warten, ausprobiert zu werden: „Wir wollen, dass die Menschen in die Gastronomie zurückkommen. Dort gibt es diese Vielfalt.” Und die heimische Wirtschaft wird auch gestärkt.
Nachhaltigkeit
Zurück zu den Trends bzw. den Entwicklungen unserer Zeit. Eine Notwendigkeit und eine Entwicklung des Zeitgeists gleichzeitig ist die Wiederverwertbarkeit der Gebinde. Um den Mehrweganteil an Getränken in Österreich weiter zu steigern, wird in der Bierbranche aktuell an der Entwicklung einer neuen 0,33-l-Mehrweg-Glasflasche gearbeitet, die allen Brauereien zur Verfügung stehen soll. Dieses neue Gebinde sieht aus wie die in Österreich gebräuchlichste 0,5-l-Mehrweg-Bierflasche und hat in Konsumententests sehr gut abgeschnitten.
„Die Kunden wollen Mehrwegflaschen, denken auch darüber nach, ob die Etiketten aus recyceltem Papier hergestellt werden”, meint Berger, „auch in Zukunft werden sich Menschen solche Gedanken machen.” Das neue Verpackungskonzept befindet sich derzeit in der Testphase – in den Märkten wird es voraussichtlich Ende 2023 oder Anfang 2024 erstmals zu finden sein. Wichtig ist aus seiner Sicht: Die Konsumenten fragen danach, weil sie nach Nachhaltigkeit suchen.
Abschließend gibt es noch positive Zahlen: Der Gesamtausstoß im Jahr 2022 (Bier inkl. AF-Bier und Exporte) stieg im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 10,29 Mio. hl. Der Bier-Inlandsabsatz (inklusive AF-Bier) stieg um fünf Prozent (rund 426.000 hl) auf 8,77 Mio. hl, die Exporte wuchsen um ein Prozent auf insgesamt 1,52 Mio. hl. Bergers abschließender Aufruf: „Genießen Sie gebraute Erfrischungen – besonders gern wieder beim Wirt Ihres Vertrauens.”