Grand Theft Cart
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RETAIL Redaktion 19.05.2023

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Inflationsunbillen, Falschgeld, Ladendiebstähle, Cybercrime – der heimische Handel hat es zurzeit nicht leicht.

WIEN. Wir wollen einkaufen, wann, wo und wie es uns gerade passt. Ehrlichkeit sollte dabei ein ständiger Begleiter sein. Dem ist aber (oft) nicht so, wie die vom Handelsverband in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt durchgeführte Sicherheitsstudie 2023 deutlich zeigt. Auch ist die Zahl der Delikte im Vorjahr eklatant angestiegen.

So verursachten allein Ladendiebstähle im österreichischen Handel einen jährlichen Schaden von rund 500 Mio. €. Aber auch Raubüberfälle, Falschgeld, Bankomat-Sprengungen und Bandenkriminalität zählen zu den Sicherheitsrisiken im stationären Handel. 82% der österreichischen Händler mit physischen Geschäften haben bereits Erfahrung mit Kriminalität im stationären Handel gemacht, 40% sogar mehrfach.

Blick auf physische und …

„2022 ist die Zahl der Delikte im stationären Handel ebenso wie im E-Commerce 2022 deutlich angestiegen. Vier Fünftel aller österreichischen Geschäfte waren bereits von Kriminalität betroffen, bei manchen Händlern haben sich die Fallzahlen zuletzt verdreifacht. Auch im Onlinehandel mussten fast zwei Drittel aller heimischen Webshops schon Erfahrungen mit Cybercrime und Betrug im Netz machen”, fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die zentralen Ergebnisse der Sicherheitsstudie 2023 zusammen.

Robert Spevak, Abteilungsleiter Revision und Sicherheit bei Metro Österreich sowie Leiter des Handelsverband-Ressorts „Sicherheit im Handel” ergänzt Details: „Die Liste der häufigsten Vergehen auf der Fläche wird angeführt vom klassischen Ladendiebstahl (89%), gefolgt von der Bezahlung mit Falschgeld (43%), organisierter Bettelei und Vandalismus im Shop (je 22%) sowie Bandenkriminalität (18%). Positiv ist, dass fast alle Händler konkrete Maßnahmen zum Schutz vor Kriminalität im eigenen Geschäft in Verwendung haben”. Dabei setzen die Betriebe am häufigsten auf Mitarbeiterschulungen (63%), Videoüberwachung (59%), das Verschließen aller Betriebsräume (52%), die Nutzung von Warensicherungs-und Einbruchmeldeanlagen (44%) sowie besondere Maßnahmen für „Hot Products” (40%).

… auf digitale Handelswelt

Zwar musste der heimische E-Commerce im Vorjahr laut Will massiv Federn lassen und das höchste Minus in der Geschichte des österreichischen Onlinehandels verkraften – nominell seien die Umsätze um 3,2% zurückgegangen, real sogar um 7,8% – dem Betrug im Internet habe dies aber keinen Abbruch getan.

Unter den heimischen Onlinehändlern wurden bereits 64% Opfer von Cybercrime, 34% sogar schon mehrmals. Schadenssumme: 16 Mio. €. Phishing (61%), Malware-Angriffe (52%), Cyber-Erpressung durch Hacker (32%), Ransomware (28%) zählen aktuell zu den gängigsten Formen von Cybercrime im Handel.
Bei den E-Commerce-Betrugsformen häufen sich zurzeit vor allem Bestellungen, bei denen den Käufern vorab bewusst ist, dass sie die Rechnung nicht begleichen werden können (57%). Auch die Angabe der Identität anderer Personen (51%) und die Nutzung verfälschter Namens- bzw. Adressdaten (50%) sind in der Beliebtheitsskala der Kriminellen nach oben gewandert.

Betrug & Payment im Netz

„Um das Betrugsrisiko zu reduzieren, kombinieren Webshops meist verschiedenste Schutzmaßnahmen – und verzichten dafür auch auf potentielle Mehrumsätze. So setzen 61 Prozent der Onlinehändler auf sichere Zahlungsmethoden und 42 Prozent auf eingeschränkte Lieferoptionen wie ausschließliche Inlandslieferungen”, so HV-Sicherheitsexperte Spevak. Beim Bezahlen im Webshop führt die die Kreditkarte mit 83%, gefolgt von PayPal (78%), Sofort-Überweisung/Klarna (69%) und Vorkasse (65%). Nur zwei Fünftel der heimischen Handelsbetriebe bietet die Option Kauf auf Rechnung an. (hk)

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