kika/Leiner steht wieder vor dem Aus
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UngünstigDas eigene Insolvenz­verfahren, die Signa-Pleite, die anhaltende Rezession und die Kostensteigerungen seit der Übernahme behinderten ein Wiedererstarken der Möbelkette.
RETAIL Redaktion 15.11.2024

kika/Leiner steht wieder vor dem Aus

Der Insolvenzverwalter entscheidet über die Zukunft der Möbelkette. Übernahme-Interessen halten sich in Grenzen.

WIEN. kika/Leiner ist erneut insolvent. Nach der ersten Pleite im Juni 2023 und einer gescheiterten Sanierung unter neuer Eigentümerschaft droht jetzt die endgültige Schließung. Grund für das Scheitern sind die Rezession, steigende Kosten und die Signa-Pleite. 1.400 Mitarbeiter sind betroffen – nachdem die Belegschaft bereits um 500 Stellen reduziert worden war.

Verkauf nicht wahrscheinlich

Ein Insolvenzverwalter entscheidet über die Zukunft der 17 verbleibenden Standorte. Der Verkauf an Konkurrenten wie XXXLutz oder Ikea wird als eher unwahrscheinlich eingeschätzt, da Marktanteilsgewinne nahezu irrelevant sind und sich ohnedies auch via Nicht-Übernahme erhöhen. Auch erscheinen die Standorte wenig attraktiv, vom jeweiligen Einzugsgebiet teils mehr überschneidend als ergänzend.

Die Traditionsmarken kika und Leiner, einst mit 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten der zweitgrößte Möbelhändler Österreichs, schrumpften bereits in den letzten Jahren massiv. Nach Übernahmen durch Steinhoff und später Signa wurden viele Standorte verkauft oder geschlossen.
Zuletzt investierte die Supernova-Gruppe 30 Mio. €, doch diese Mittel sind aufgebraucht. Ein erneutes Sanierungsverfahren scheiterte, zumal die nächste Finanzierungsrate nicht gesichert werden konnte.

Strategische Fehler?

Die Gewerkschaft rät den Mitarbeitern, nicht eigenständig zu kündigen, um Ansprüche nicht zu verlieren. Diese würden vom Insolvenzentgeltfonds abgedeckt. Experten kritisieren strategische Fehler, wie die fehlende Konzentration auf rentable Regionen und unklare Markenstrategien. Der stationäre Möbelhandel insgesamt kämpft derzeit ohnedies mit Umsatzverlusten, teils bedingt durch Umsatzverlagerungen zu Online-Händlern sowie der aktuell immer noch geringen Kaufbereitschaft seitens der Konsumenten.

Branche in der Krise

Die Chancen auf Rettung durch Investoren bleiben gering. Deutsche Unternehmen wie Höffner oder Segmüller zeigen wenig Interesse – sie kämpfen selbst mit Herausforderungen. Branchenprimus XXXLutz indes hat lediglich ein Übernahme-Interesse an vereinzelten Standorten signalisiert.

Die Insolvenz bedeutet eine weitere Marktkonzentration. Für Lieferanten birgt das erhebliche Risiken, da sie verstärkt von Großabnehmern wie XXXLutz abhängig werden. Für Konsumenten wird die Auswahl im Möbelhandel schrumpfen. (red)

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