Lebensmittel: die Versorgungsfrage
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Zukunftswege Die Zukunft der weltweiten Lebensmittelversorgung ist ungewiss.Sie ist davon abhängig, wie Regierungen auf die klimatischen und gesellschaftlichen Herausforderungen reagieren.
RETAIL daniela prugger 09.12.2016

Lebensmittel: die Versorgungsfrage

Zukunftsszenarien 2050: Sowohl ausreichendes Nahrungs­mittelangebot als auch Knappheit sind denkbar.

••• Von Daniela Prugger

WIEN. Der Klimawandel wird sich noch stärker bemerkbar machen; die Rohstoffe werden knapper, die Weltbevölkerung wächst. Und die Konsumgewohnheiten verändern sich. Wenn im Jahr 2050 rund 9,7 Mrd. Menschen auf der Erde leben, müssen 70% mehr Lebensmittel produziert werden als heute. Besonders die Nachfrage nach Fleisch, Eiern und Milchprodukten steigt stark, da Menschen rund um den Globus die westlichen Essgewohnheiten übernehmen.

Die aktuellen Entwicklungen stellen die europäische Agrar- und Nahrungsmittelindustrie vor große Herausforderungen. Die europäischen Regierungen müssten sich mehr anstrengen, um für den technologischen Wandel in der Landwirtschaft günstige Voraussetzungen zu schaffen. So wird auch in einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung PwC geschlussfolgert. PwC skizziert vier Szenarien für die Lebensmittelversorgung der Zukunft.

1: Genügend Lebensmittel

Im ersten Szenario setzt sich der westliche Ernährungsstil weltweit durch. Bauern und Nahrungsmittelhersteller nutzen Technologien, um ihre Effizienz zu erhöhen. Die Branche ist in der Lage, genügend Lebensmittel herzustellen. Die Preise sinken – zulasten der Qualität. Große Unternehmen dominieren den Markt.

2: Trend zur Nachhaltigkeit

Konsumenten legen Wert auf nachhaltig produzierte Lebensmittel und sind bereit, mehr zu zahlen. Um den Bedarf an nachhaltigem Essen zu decken, nutzt die Agrarindustrie neue Technologien wie Smart und Indoor Farming. Die Branche ist fragmentiert: Größere Unternehmen bestehen neben vielen kleineren.

3: Zweigeteilte Produktion

Nachhaltig produzierte Lebensmittel werden verstärkt nachgefragt. Die Auswirkungen von Klimawandel und Ressourcenknappheit auf die Nahrungsmittelbranche lassen sich aber auch mit innovativen Technologien nicht in den Griff bekommen. Wer es sich leisten kann, kauft nachhaltige Produkte bei lokalen Händlern. Es existieren viele Nischenanbieter.

4: Renationalisierung

Technologischer Fortschritt kann die Folgen des Klimawandels nicht abfedern. Die Preise für nachhaltig produzierte Lebensmittel sind hoch, die Nachfrage entsprechend gering. Die Landwirtschaft unterliegt stärker staatlichen Einflüssen und Regulierungen, um die Versorgung mit bezahlbaren Lebensmitteln sicherzustellen.

Innovation

Nur „smarte” Zuchtmethoden, Genom-Editierung und genetische Veränderung könnten in der Lage sein, „dürre- und hitzebeständiges Anbaugut zu produzieren und die Folgen der globalen Erwärmung abzumildern”, heißt es in der PwC-Studie – ein heißes Eisen, da dieser Ansatz in der Landwirtschaft auch den in Europa sehr umstrittenen Einsatz genveränderten Saatguts bedeutet.

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