WIEN. Im Vor-Krisen-Jahr 2019 betrugen die Netto-Umsätze des österreichischen Einzelhandels 70 Mrd. €. Nach einem Minimalplus 2020 (70,1 Mrd. €, +0,1%) stehen für 2021 73,6 Mrd. € zu Buche – und damit ein nominelles Umsatzwachstum von fünf Prozent. Doch so wie 2020 das Plus des LEH das Minus im Non-Food-Handel im Gesamtergebnis verdeckte, vermag heuer ein reiner Vorjahresvergleich in die Irre zu führen.
Mit einem Plus von 13,9% ist etwa der Schuhhandel jene Branche, die 2021 am stärksten zulegen konnte; im Vergleich zu 2019 ergibt sich dagegen abermals ein Minus von 25,6%. Demgegenüber konnte der Online-Handel heuer „nur” mehr um 1,1% zulegen – er liegt damit aber beachtliche 18,4% über dem Vor-Krisen-Niveau.
Krisenverlierer Schuhhandel
Es sei „zwar erfreulich, dass unterm Strich insgesamt ein Plus steht”, holt WKÖ-Handelsspartenobmann Rainer Trefelik aus, doch habe es 2021 „nicht nur Lichtblicke, sondern auch sehr viel Schatten” gegeben. Die Bilanz sei nur auf den ersten Blick positiv. Wenn man von der Durchschnittsbetrachtung weggeht, gebe es auch „deutliche Verlierer”
Neben dem angesprochenen Schuhhandel ist das auch die Modebranche: Nach einem mageren Plus (+1%) gegenüber dem Vorjahr lagen die Umsätze für 2021 um –19% hinter jenen von 2019. Drittgrößter Krisenverlierer ist der Elektrohandel, der als einzige Branche schlechter als 2020 (–0,1%) performte und mit –4,6% hinter dem Vor-Krisen-Niveau zurückbleibt. Auch die Spielwarenbranche (+2,5) hinkt weiter ihrem Vor-Krisen-Niveau hinterher (–2,4%).
Die großen Krisengewinner bleiben neben dem LEH (+10,8% ggü. 2019) die Branchen Bau- und Heimwerkerbedarf (+14,2%) und Möbel (+7,3%) – alle drei konnten ihr Ergebnis von 2020 noch einmal überbieten.
Positiver Ausblick
Für das heurige Jahr ist der Ausblick durchaus positiv: Da die Konsumausgaben der privaten Haushalte nominell um 9,7% steigen sollen, dürfte davon auch der heimische Einzelhandel profitieren. Die Herausforderungen für die Branche sind Trefelik zufolge dennoch nicht zu unterschätzen: „Kernthemen werden sein, dass Geschäftsmodelle adaptiert und einkaufsseitige Preissteigerungen bewältigt werden müssen. Aber auch ausreichend Fachkräfte zu bekommen, wird immer schwieriger.” Zudem müsse es für jene Branchen, die nach wie vor unter den Pandemie-Auswirkungen leiden, weiterhin Unterstützungen geben. „Insgesamt ist es aber wichtig, den Fokus endlich weg von Corona zu lenken und zu einem weitgehend normalen Leben zurückzukehren. Dann haben auch alle wieder mehr Lust auf Bummeln und Shoppen.” (red)