Schweinisch billig ist das Fleisch
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Billig-FleischFür Junkfood geben wir laut WWF oft mehr aus als für Frischfleisch. Die Wertigkeit von Fleischprodukten würde so völlig verzerrt.
RETAIL Redaktion 15.02.2019

Schweinisch billig ist das Fleisch

Der WWF prangert das Billig-Fleisch im Lebensmittelhandel an. Der Handelsverband kontert.

WIEN. Eine WWF-Analyse von Rabattaktionen in österreichischen Supermärkten legt nahe, dass Fleisch weit unter dem fairen Wert verkauft wird. Damit würden falsche Anreize im Markt gesetzt. Die Rabattierung von Fleischprodukten sei Teil eines fatalen Kreislaufs, der erstens auf Kosten von Umwelt und Gesundheit geht und zweitens die heimischen Landwirte stark belastet.

„Marktschreierische Rabatte fördern den massenhaften Absatz von Billigfleisch, das oft unter schlechten ökologischen Bedingungen zulasten des Tierwohls hergestellt wird. Preisdumping ist gerade bei wertvollen Lebensmitteln mit einem sehr hohen Produktionsaufwand der falsche Weg”, sagt dazu Helene Glatter-Götz, Expertin für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich.
Entsprechend fordert die Umweltschutzorganisation von Handel und Politik eine verbindliche Regelung, um den Verkauf von Billig-Fleisch einzudämmen. „Ein Verzicht auf schädliche Rabatte würde den Druck auf die Landwirtschaft verringern und angemessene Erzeugerpreise fördern. Wenn Fleisch nicht mehr zu Fantasiepreisen verschleudert wird, erhalten auch alle Konsumenten besseres Fleisch”, so Glatter-Götz über die Vorteile einer Regelung.

Kein Preisdumping in Sicht

Naturgemäß sieht der Handelsverband die Problematik ganz anders: „Für hochwertige Waren muss man im österreichischen Lebensmittelhandel auch einen fairen Preis bezahlen, was aber auch vom Verbraucher nachgefragt wird. Von Preisdumping kann im Fleischbereich keine Rede sein”, sagt dessen Geschäftsführer Rainer Will.

Der mündige Verbraucher

Will ortet folgende Gefahr: Sollten die Preise für österreichisches Fleisch durch politische Vorgaben künstlich höher gehalten werden – etwa durch ein generelles Verbot von Rabatten und Aktionen –, so würde die Preisdifferenz zu Importprodukten aus dem Ausland noch höher ausfallen und in der Folge würden die Absatzmengen komplett einbrechen. Überdies stünde es dem Verbraucher frei, auch zum hochpreisigen Premium-Fleisch in Bio-Qualität zu greifen. „Andererseits hat aber der Konsument mit kleinerer Geldbörse das Recht auf eine ausgewogene Ernährung, in der Fleisch inkludiert ist”, so Will.

Preisaktionen und Rabatte gehörten zur freien Marktwirtschaft, zumal der LEH im Wettbewerb untereinander das Instrument der Preispositionierung nutzt. Fakt ist weiters, dass Rabattaktionen in den Supermärkten rhetorisch zwar zurückgefahren wurden – praktisch hat aber der Preiskampf nichts an Heftigkeit eingebüßt. (red)

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