WIEN. Die pinken Würfel der foodora-Radler sind längst ein gewohnter Anblick im Verkehr geworden. Wer als Rider oder Riderin, wie es firmenintern heißt, für foodora unterwegs ist, muss dabei ganz schön fit sein. In einer Stunde schafft es ein geübter foodora-Bote, bis zu zweieinhalb Bestellungen abzuholen und abzuliefern – da kommt einiges an Kilometern zusammen. In einer Fünfstunden-Schicht strampeln die Boten bis zu 50 km ab, bei jedem Wetter.
Gutes Wetter ist der Feind
Doch nicht etwa Schnee, Regen oder Wind bereiten den Ridern Sorgen. Gerade dann gehen Kunden besonders ungern auf die Straße und greifen auf den Lieferservice zurück. Geringere Auslastungen und rückläufige Bestellungen verzeichnete foodora vermehrt bei schönem Wetter. „Wenn das Wetter schöner wird, gehen die Leute wieder raus zum Essen, und wir haben weniger Geschäft”, so Vincent Pfeifer, Sprecher von foodora in Deutschland und Österreich. Die saisonale Schwankung war letztens in Wien so stark, dass foodora Stellen abbaute: Von ursprünglich 375 Ridern sind mittlerweile 300 Boten unterwegs.
Die Großen im Hintergrund
foodora wurde im Herbst 2014 in München gegründet und ist derzeit in 55 Städten in zehn Ländern aktiv. Innerhalb weniger Jahre wuchs das Start-up- Unternehmen zu einem Branchenriesen heran, mittlerweile gehört der Fahrrad-Essenszusteller zur Onlinelieferdienst-Gruppe Delivery Hero. Der Gang zur Börse ist auch schon geplant.
Dass das Business mit der Essenszustellung so gut laufe, sei ohne den Einsatz von Ridern nicht möglich, so Adele Siegl, selbst Riderin und seit Kurzem Betriebsrätin für foodora in Wien. Bis vor Kurzem gab es keine Interessenvertretung der Boten, die größtenteils als freie Dienstnehmer in die Pedale traten.
Vielversprechender Markt
Der Markt für Botendienste boomt. Denn jährlich bauen die Essenszusteller ihre Umsätze um geschätzte 60% aus. Michael Hagenau, CEO von Delivery Hero Austria GmbH, gab vor Kurzem an, dass pro Quartal bis zu 200 Restaurants dazukommen würden; viel Wachstumspotenzial gebe es dabei vor allem auf dem Land.
Von Gut-Wetter-Perioden wird Mjam, ein Lieferservice, der ebenfalls Teil der Delivery Hero-Gruppe ist, nicht behelligt. Der Anbieter verfolgt ein anderes Modell als foodora und beschäftigt keine eigenen Radkuriere, sondern bietet als Bestell-Plattform den Wirten lediglich eine Online-Präsenz an. Die Zulieferung übernimmt das Restaurant selbst. Mit insgesamt 1.100 heimischen Restaurants hält Mjam eigenen Angaben zufolge 50% des Marktanteils. (APA/ow)
https://www.mjam.net/