Trend: Smartphone statt Bargeld zum Bezahlen
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RETAIL Jutta Maucher 23.06.2015

Trend: Smartphone statt Bargeld zum Bezahlen

Veränderungen Noch macht Bargeld die höchste Anzahl aller Transaktionen im Handel aus. Aber das wird nicht mehr lange so bleiben, sind sich Experten einig: Die Kreditkarte und Mobile Payment sind im Vormarsch.

Wien Der Online-Handel hat es vorgemacht, jetzt zieht der stationäre Handel nach: Die Zahlungsverfahren entwickeln sich durch technische Neuerungen stets weiter. Auch wenn Bargeld noch immer die wichtigste Bezahlform ist: Die Kreditkartenzahlung gewinnt laufend an Bedeutung, da die Kreditkarte zunehmend auch bei kleineren Beträgen zum Einsatz kommt. Das Gleiche gilt für Debitkarten, also die Bankomatkarten. Noch in den Anfängen hingegen steckt Mobile Payment, die Bezahlung mittels Smartphone.

Nummer 1: Bargeld

Eines vorweg: Sämtliche Studien weisen Bargeld als das beliebteste Zahlungsmittel der Österreicher aus; laut einer aktuellen Studie der WU Wien werden hierzulande 89% aller Zahlungen mit Bargeld beglichen. In anderen Ländern der EU ist das bereits völlig anders, und das Bargeld hat bereits stark an Bedeutung verloren. Beispielsweise werden in Finnland 43% und in Schweden sogar 56% aller Zahlungen im Handel über Karten abgewickelt. Für Horst Rüter, Leiter Forschungsbereich Zahlungssys-teme und Mitglied der Geschäftsleitung beim EHI Retail Institut in Köln, hat dies vor allem eine kulturelle Komponente. Hierzulande will sich der Konsument am Ende des Tages nicht verschulden. Der Händler begrüßt diese Mentalität, denn wie Paul Monzel, Geschäftsführer Rewe Group Card Services, Köln, beim diesjährigen EHI-Kartenkongress ganz klar sagte: „Die Barzahlung ist noch immer die günstige Zahlungsmöglichkeit für uns Händler.”

Achtfacher Kartenumsatz

Während die Anzahl der Transaktionen mit Karte nur langsam steigt, ist diese Steigerung laut EHI beim Umsatz aber durchaus bedeutungsvoll. Im gesamten stationären deutschen Einzelhandel werden demnach zurzeit 43,7 Prozent des Umsatzes in Höhe von 390 Mrd. Euro per Karte abgewickelt. „Der kartengestützte Umsatz des Einzelhandels hat sich damit in den letzten 20 Jahren mehr als verachtfacht”, so Rüter.
Dass damit noch lange kein Ende erreicht ist, hat auch damit zu tun, dass im März dieses Jahres das EU-Parlament eine Beschränkung der Kreditkartengebühren in der Höhe von 0,3 Prozent beschlossen hat; bei den Debitkarten soll demnach eine Grenze von 0,2 Prozent des zu zahlenden Preises gelten. „Damit werden auch Lebensmitteldiskonter Kreditkarten akzeptieren, weil sich eben die Kosten für den Händler massiv reduzieren”, sagt Rüter.
Einen Aufschwung erlebt die Kartenzahlung aktuell weiters durch die Einführung des kontaktlosen Bezahlens, der NFC (Near Field Communication). Martina Macho, Pressesprecherin Pfeiffer Handelsgruppe, dazu: „Je jünger unsere Kunden, desto öfter wird mit Bankomatkarte oder NFC bezahlt.” Und weiter: „Im NFC-Segment waren wir bei Zielpunkt einer der ersten Händler in Österreich, der die nötigen Terminals im Kassenbereich installiert hat. Zielpunkt hat bereits im November 2011 ein Kontaktlos-Bezahl-System eingeführt und ausgerollt, seit Mai 2012 ist dieses flächendeckend in allen 232 Zielpunkt-Filialen verfügbar.” Was kontaktloses Bezahlen für die Kunden so attraktiv macht, ist der Zeitfaktor: Während mit Bargeld ein Bezahlvorgang durchschnittlich 0,29 Sekunden dauert, sind es bei der Karte immer noch 0,27 Sekunden, ein kontaktloser Bezahlvorgang ist hingegen in 0,05 Sekunden erledigt. „Zielpunkt-Kunden können mithilfe von MasterCard PayPass mit nur einer Handbewegung zahlen. Damit entfällt auch die Suche nach Kleingeld, die Kunden können nun in Sekundenschnelle bezahlen”, so Macho.

Apple Pay als Vorreiter

Mit NFC ist eine wichtige Grundlage geschaffen für die nächste Entwicklung: Mobile Payment. Vor allem durch die Einführung von Apple Pay in den USA scheint das Thema „Mobiles Bezahlen” auch im deutschsprachigen Raum an Bedeutung zu gewinnen. Immerhin schätzen für die Zukunft mehr als zwei Drittel der von IBI Research, einer Forschungsstelle der Universität Regensburg, befragten Händler, dass das Smartphone die Geldbörse und klassische Bezahlterminals im stationären Handel ersetzen könnte oder zumindest einen Großteil aller Transaktionen ausmachen wird. Auch die biometrische Freigabe des Zahlungsprozesses, wie es bei Apple Pay per Fingerabdruckscan bereits möglich ist, wird von den befragten Händlern als potenzialträchtige Technologie genannt.
Einige Apps sind bereits am Markt. So verfügt die deutsche Diskontkette Netto über eine einfache Bezahl-App. Auch PayPal geht innovative Wege: Aktuell ist das mobile Bezahlen mit der PayPal-App und Einchecken mit PayPal in über 200 Cafés, Restaurants und Bars deutschlandweit möglich.

Erfolgreiches Rewe-Projekt

Eines der erfolgreichsten Projekte in diesem Bereich findet sich allerdings bei der Rewe Group in Österreich, die mit Blue Code/Vero Pay eine effiziente mobile Zahlungslösung anbietet. „Blue Code überzeugt mit seiner einfachen Handhabung für Kunden sowie für die Kassa-Mitarbeiter bei den Akzeptanzstellen. Die Zahlungslösung ist sehr gut in die bestehenden Prozesse integrierbar und arbeitet mit bestehenden Technologien wie Smartphones und Scanner-Kassen”, heißt es aus dem Unternehmen Blue Code. Und Ines Schurin, Pressesprecherin der Rewe Group, sagt dazu: „Mobile Endgeräte – insbesondere Smartphones – haben in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und erfüllen eine Vielzahl von Funktionen in unserem Alltag. Wir haben diesen Trend früh erkannt und bieten unseren Kunden bereits seit 2013 in allen Merkur-Märkten österreich-weit die Bezahlung mittels der Payment-App VeroPay an. Bei Billa funktioniert die Bezahlung mit dem VeroPay Blue Code seit dem Frühjahr 2014. Wir beobachten eine positive Entwicklung dieser Zahlungsvariante.”

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