Unkraut vernichten mit Risiko
RETAIL 09.04.2015

Unkraut vernichten mit Risiko

Pestizide Global 2000 machte den Einkaufstest: In 9 von 13 Fällen wurden glyphosathältige Präparate als erste Wahl zur Unkrautvernichtung nahegelegt

Das zur Unkrautvernichtung eingesetzte Pestizid Glyphosat gilt als „wahrscheinlich krebserregend”.

Biologische Alternativen zu Pestiziden wie Glyphosat gibt es längst.

Wien. Das von Hobbygärtnern am häufigsten benützte Pestizid – Glyphosat – wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit Mitte März als „wahrscheinlich krebserregend” eingestuft. Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 nahm diese Neubewertung zum Anlass, einen spontanen Einkaufstest in insgesamt 13 Gartencentern, Baumärkten, Gärtnereien und Lagerhäusern im Raum Wien zu unternehmen. Das Ergebnis: In neun von 13 Fällen wurden glyphosathältige Präparate als erste Wahl zur Unkrautvernichtung nahegelegt. Doch darüber, dass der Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend” gilt, wurden die Testeinkäufer in keinem einzigen Fall – auch nicht auf Nachfrage – informiert. Und das, obwohl „zwischen der Einstufung von Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend und unserem Einkaufstest rund zwei Wochen” lagen, kritisiert Helmut Burtscher, Umweltchemiker von Global 2000. „Trotzdem schienen die Verkaufsberater keine Informationen über die Einstufung des meistverkauften Pestizids als krebserregend zu haben”, so Burtscher.

bellaflora stellte 2013 um

In Ländern wie Argentinien, wo die Einführung von Gen-Soja und Gen-Mais mit einem starken Anstieg des Glyphosat-Einsatzes einherging, wird schon seit Jahren über eine Zunahme von Fehlgeburten, Missbildungen und ein häufigeres Vorkommen bestimmter Krebsarten wie Lymphknotenkrebs vor allem in ländlichen Regionen berichtet. Anders sei die Situation dagegen in der EU, wo etwa das deutsche „Bundesinstitut für Risikobewertung” (BfR) trotz Prüfung von über 1.000 wissenschaftlichen Studien „keinerlei Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung” durch Glyphosat feststellen hat können.Den Konsumenten empfiehlt Global 2000 den Umstieg auf natürliche Unkrautvernichtungsmittel wie z.B. auf Produkte auf Essigsäurebasis. Bereits alle glyphosathältigen Präparate aus seinen 26 Filialen verbannt habe dabei bellaflora. Dort habe man den Ausstieg aus sämtlichen chemisch-synthetischen Pestiziden schon 2013 gewagt. Isabella Hollerer, Leitung Nachhaltige Entwicklung bei bellaflora: „Die zahlreichen wissenschaftlichen Studien über das Gefährdungspotenzial von Pestiziden, darunter auch Glyphosat, haben uns sehr beunruhigt.” Für die meisten Pestizide gibt es heute biologische Alternativen. Unternehmen, die jetzt auch diesen Schritt setzen wollen, „können also auch mit wirtschaftlichem Erfolg rechnen”, so Hollerer. (dp)

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