Von fehlenden Quoten und starken Marken
© Berglandmilch
RETAIL Redaktion 04.11.2016

Von fehlenden Quoten und starken Marken

Josef Braunshofer, Chef der Berglandmilch, ist guter Dinge und setzt auf die Nähe zu seinen Bauern.

Nur wer auf Innovation und seine Marke setzt, weiß sich zu behaupten – das gilt auch für die Molkereibranche. Die Berglandmilch etwa garantiert eine gentechnikfreie Fütterung, kontrollierte Tiergesundheit und schonende Verarbeitung von hochwertigen Milchprodukten. Über Chancen und Herausforderungen hat sich medianet mit Geschäftsführer Josef Brauns­hofer unterhalten.


medianet: Wie entwickelt sich die Berglandmilch?
Josef Braunshofer: Die Berglandmilch ist nach wie vor in einem spannenden Marktumfeld unterwegs. Die größte Herausforderung für die Milchwirtschaft ist jetzt die Volatilität der Märkte. Die Bauern haben keine Milchquote mehr – das hat im ersten Halbjahr europaweit zu einem spürbaren Anstieg der Milchanlieferungsmenge geführt. Mittlerweile steigen die Preise in Österreich wieder, da weniger Ware da ist. Das liegt an der Saisonalität; zum anderen haben die tiefen Milchpreise meiner Meinung nach sicher dazu geführt, dass Bauern beschlossen haben, ihren Kuhbestand zu reduzieren.

medianet: Was ist vom Markt zu hören? Was sind die Wachstums­treiber?
Braunshofer: Am Käsemarkt sind wir gut unterwegs, wir versuchen mit neuen Sorten und Verpackungsinnovationen zu punkten. Zum Beispiel gibt es im Käsescheiben-Bereich neue Sorten. Wir versuchen Convenience weiter zu fördern.
medianet: Ist Innovation das zentrale Thema bei der Berglandmilch?
Braunshofer: Ja, das muss uns treiben. Wir setzen auf starke Marken und versuchen herauszufinden, wie wir unser Produktportfolio mit innovativen Konzepten erweitern können. Das einzige Sortiment, das im Moment Gegenwind erfährt, ist das Segment Fruchtjoghurt – das hat auch mit dem Verbot der gesundheitsbezogenen Werbung zu tun.

medianet:
Es gab in Österreich auch deutliche Erfolge dank der staatlichen Regulierung. Wie ist das bei euch im Haus?
Braunshofer: Wir haben knapp 90 Mio. Liter Heumilch, 110 Mio. Liter Bio-Milch – also alle Spezialsorten in großen Mengen, mit denen wir den Markt bedienen. Für uns sind aber nicht nur die Konsumententrends wichtig, sondern auch, dass die Milchsorten, die die Bauern produzieren, bestmöglich vermarktet werden. Meiner Meinung nach bleiben die Anteile im Gesamtmarkt relativ stabil. Wir sind mit unseren Kunden im Bio-Bereich bzw. Spezialmilchbereich dabei, ständig neue Produkte zu lancieren.

medianet: Wie sieht es denn im Exportbereich aus?
Braunshofer: Die Herausforderung für uns ist, dass wir zu dieser Jahreszeit bei einzelnen Exportkunden die Mengen zurückschrauben müssen. Wir bedienen ja zunächst immer unsere österreichischen Kunden; nach Deutschland liefern wir viel Bio-Milchprodukte. Ich glaube, dass wir nicht nur gute Bio-Produkte haben, die österreichischen Produkte per se sind hochwertig. Außerdem legen wir Wert darauf, dass unsere Milchbauern nur noch Futtermittel aus Europa verwenden. Aus meiner Sicht unterstreicht das alle wichtigen Punkte: Konsumentenerwartung, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. Die Konsumenten wollen Gentechnikfreiheit, keine Futtermittel aus Übersee.

medianet: Wie viel Prozent des Umsatzes fallen auf das Ausland?

Braunshofer: Circa 40. Die wichtigsten Exportländer für uns sind Deutschland und Italien.

medianet: Die Arbeiterkammer wirft immer wieder Preisunterschiede zwischen Österreich und Deutschland vor.
Braunshofer: Es gibt unterschiedliche Rahmenbedingungen, unterschiedliche Produkt- und Qualitätsanforderungen und auch deshalb unterschiedliche Kostensituationen. Aber am Ende dieser ganzen Kette bekommt der Konsument in Österreich etwas anderes geliefert als in Deutschland, und ich bin mir sicher: Das Produkt und der Service sind besser. Der reine Preisvergleich greift deshalb zu kurz.

medianet: Welches Ergebnis erwartet die Berglandmilch?
Braunshofer: Wir haben heuer ein Ergebnis, das im Durchschnitt der letzten Jahre liegt. Wir haben eine Milchanlieferung von circa 1,25 Mrd. Liter – das sind circa 30% des österreichischen Milchaufkommens. Wir haben über 1.500 Mitarbeiter, investieren viel in die Modernisierung der Werke und neue Produkte und setzen auf Zukunftsstandorte. Ich bin zuversichtlich und glaube, dass wir bei den allgemein herrschenden Ernährungstrends gut positioniert sind. Ich denke, dass die Menschen zukünftig weniger Fleisch essen werden. Eine gute und gesunde Alternative zu Fleisch sind Milchprodukte, daher werden wir in Zukunft mehr Konsumenten haben als heute.

medianet: Wie sehen Sie die globalen Entwicklungen? Die Asiaten beginnen ja zum Beispiel mehr Milch zu trinken.
Braunshofer: Wir liefern mittlerweile interessante Mengen an Milch nach Fernost und investieren in Haltbarkeitstechnologie, damit wir diese Märkte noch besser bedienen können.

medianet: Was sagen Sie zum Konzentrationsgrad des österreichischen LEHs?
Braunshofer: Das Marktumfeld ist wie es ist. Ich kann diesen Konzentrationsgrad nicht ändern. (dp)

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