Wien. Für die einen ist Milch ein gesunder Durstlöscher, für die anderen eine der größten Werbelügen. Milch und Milchprodukte würden fit machen, die Knochen stärken, Vitamine liefern und voilà: Schon wirkt jedes Industrieprodukt mit Milch(pulver)-Gehalt gesünder. Dabei machen manche Wissenschaftler Milch sogar für manche Krebsarten, Herzkreislauferkrankungen, Diabetes und Osteoporose verantwortlich. Dennoch, ist der Verein zur Förderung von Ernährungsinformationen, forum. ernährung, davon überzeugt: Die Österreicher trinken zu wenig Milch. „In Österreich wird die Kuhmilch immer öfter aus den Kühlschränken verdrängt. Weder Kinder noch Erwachsene oder Senioren erreichen laut Ernährungsbericht 2012 die Empfehlung, täglich drei Portionen Milch und Milchprodukte aufzunehmen”, sagt Marlies Gruber (forum. ernährung). Doch während Gruber sogar vom „Schlankmacher” Milch schwärmt, steigen Tierschützer seit Langem auf die Barrikaden: Das einzelne „Tier wird in der Milchindustrie zum bloßen Produktionsfaktor degradiert”, die Kälber den Müttern in vielen Fällen bereits wenige Tage nach der Geburt weggenommen.
„Von den verzweifelten Schreien einer Mutterkuh nach ihrem Kälbchen ist keine Rede”, schreibt die Tierschutzorganisation Peta. „Rund 30 Prozent aller Kühe in der Milchproduktion leiden an Mastitis, einer Euterentzündung. Unter anderem aus diesem Grund raten Experten vom Rohmilchkonsum ab.” Die fünf größten Unternehmen Nestlé, Danone, Lactalis, FrieslandCampina und Arla Foods geben in der Milchbranche international den Ton an. Gleichzeitig wird der Absatz der Milchprodukte durch Werbung weiter angekurbelt. Das EU-Schulmilchprogramm fördert den Konsum bei Kindern – und damit auch die Großkonzerne. Die Milchkühe sind längst Hochleistungstiere. Der Milchmarkt ist in den letzten Jahren stark gewachsen, die Nachfrage gestiegen. Doch das Wohl und die Gesundheit der Tiere spielen für viele Unternehmen noch immer eine nachrangige Rolle. (dp)