••• Von Georg Sohler
Milch und Erzeugnisse aus dem Rohstoff sind aus Österreichs Kühlschränken und Küchen nicht wegzudenken. Allen aktuellen Herausforderungen zum Trotz blickt die heimische Milchbranche im medianet-Rundruf nicht nur positiv auf das Hier und Jetzt, sondern arbeitet auch intensiv daran, dass die Zukunft lebenswert bleibt.
Egal ob Marktführer oder eher lokales Unternehmen, die wohlbekannten Themen unserer Zeit betreffen alle. Doch der Milchmarkt präsentiert sich offenbar sehr stabil. „Die gute Nachricht der SalzburgMilch ist, dass wir trotz schwieriger Rahmenbedingungen im heurigen Jahr nicht nur im Umsatz, sondern auch in der Absatzmenge gewachsen sind”, erklärt beispielsweise Andreas Gasteiger, Geschäftsführer von SalzburgMilch. Mit derartigen News ist er nicht der einzige.
„Wir konnten trotz verschiedenster Herausforderungen unser kontinuierliches Wachstum fortsetzen und werden unser Umsatzziel erreichen”, berichtet beispielsweise Gerrit Woerle, Geschäftsführer des gleichnamigen Käseherstellers aus Salzburg. Er führt weiters an, dass es gelungen sei, im Rahmen der umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie „unsere Leuchtturmprojekte erfolgreich voranzutreiben. Uns geht es darum, regionale Verantwortung zu übernehmen und den Umweltauswirkungen aktiv entgegenzuwirken”.
Christian Kröll, Geschäftsführer und Inhaber der Erlebnissennerei Zillertal, teilt eine positive Analyse, weil „Herausforderungen gibt es jedes Jahr. Wir erweitern derzeit mit einer für uns großen Investition unsere Lager- und Kommissionierkapazitäten für Fertigware und Verpackungsmittel.” Dabei werden moderne Arbeitsplätze für die Mitarbeiter geschaffen und die frei werdende Flächen können für mehr Produktions- und Reifekapazitäten für den Heumilch-Käse genutzt werden. Weiters konnte man neue Heumilch-Bauern gewinnen.
Harte Zahlen liefert Nöm. Man befinde sich auf Wachstumskurs, wie Vorstand Alfred Berger wissen lässt: „Nöm machte im Jahr 2022 einen Umsatz von rund 565 Mio. Euro, ein ähnliches Bild wird sich 2023 abzeichnen.” Natürlich wären hier auch die Inflationswerte enthalten, „aber wir sind im Ausland volumenmäßig gut gewachsen”. Es liefern also alle drei Säulen, der Kernmarkt Österreich, Export und B2B.
„Einige Meilensteine erreicht”
Marktführer Berglandmilch hat 2023 vor allem am Morgen gearbeitet. In Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz habe man „einige Meilensteine” erreicht, wie Georg Lehner, Mitglied der Geschäftsführung, es nennt. Dazu zählen etwa die Inbetriebnahme eines Biomasse-Heizwerks im Schärdinger Werk in Feldkirchen bei Mattighofen oder der wohl mit Jahresende/-anfang abgeschlossenen Umstieg auf Biomasse/Biogas in Aschbach Markt: „Wir haben uns 2023 als erste österreichische Molkerei der Science Based Targets-Initiative angeschlossen. Die abgeleiteten Klimaziele stehen in Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen und deren Erreichung wird von der Initiative extern bewertet.” Durch die vielen Maßnahmen und Projekte im Bereich erneuerbarer Energie gelinge es, bis zum Jahr 2030 40% der energiebezogenen Emissionen einzusparen.
Ehrliche Worte
Alles keine Selbstverständlichkeit. Denn, so Lehner: „Wir waren 2022 mit enormen Preis- und Kostensteigerungen konfrontiert.” Er meint aber auch, dass sich der Markt mittlerweile wieder etwas gedreht habe – Verkaufspreise für Milch- und Molkereiprodukte sind wieder gesunken, und die Marktverhältnisse haben sich wieder etwas stabilisiert.”
Ein weiteres herausforderndes Thema führt Nöm an: „In Österreich stehen wir in vielen Segmenten gesättigten Märkten gegenüber. Im Ausland können diese Segmente durchaus noch wachsen.” Hinzu kommt noch, dass man neben Energie auch hohe Preise für Rohstoffe zahlt. Der Zuckerpreis habe sich laut Berger verdoppelt und bleibe auf dem Niveau, „Frucht kostet aktuell immer noch zwei- bis dreimal so viel als in der Vorkrisenzeit, auch die Kosten für Flaschen und Becher haben sich verdoppelt. Ich denke, dass uns hier unsere Preisschwankungen weiterhin gut beschäftigen werden, hier ist keine Entspannung zu erwarten.”
Gefordert sind die Unternehmen selbst, wie Gasteiger von SalzburgMilch schon beinahe zynisch anmerkt: „Öffentlich haben wir bisher keinen Cent an Unterstützung bekommen und diese ist auch in Zukunft nicht zu erwarten. Deshalb machen wir unser Unternehmen selber zukunftsfit und verlassen uns nicht auf Dritte.”
Die Kostensteigerungen, so Kröll über seine Erlebnissennerei Zillertal, würden aber belasten. „Die Unterstützung der öffentlichen Hand ist das Eine, viel wichtiger wäre aber für 2024 ein fairer Strompreis, der aus unserer Sicht deutlich niedriger sein kann als derzeit aufgerufen”, sagt der Inhaber.
Bei Woerle sieht das Attest so aus: „Natürlich bemerken auch wir, dass die Teuerung eine große Rolle spielt. Zugleich gibt es aber nach wie vor viele Konsumenten, die beim Lebensmittelkauf großen Wert auf hochwertige, regional hergestellte Produkte legen.”
An die Zukunft denken
In dieser Gemengelage – und den Kundenwünschen entsprechend – geht es eben darum, heute an morgen und darüber hinaus zu denken. Woerle etwa legt besonderes Augenmerk auf die Förderung der Biodiversität und die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks in der Region: „Unsere Strategie beinhaltet Investitionen in erneuerbare Energien, die Steigerung der Ressourceneffizienz durch Kreislaufwirtschaft sowie die Implementierung einer nachhaltigeren Lieferkette.”
Regionalität und deren Wert kennt man auch bei der Erlebnissennerei: „Das Zillertal und Tirol genießen höchste Bekanntheit, und in Österreich, aber auch im benachbarten Ausland schätzt man unsere Produkte aus Heumilch von Kuh, Schaf und Ziege. Daher entwickeln sich unsere Markenprodukte auch besser als manche Marke unserer Mitbewerber.”
Gasteiger wiederum sieht sich bei der Spezialmilch-Familie gut aufgestellt, man biete aus seiner Sicht für jede Käuferschicht geeignete Produkte an. Berger von der Nöm stellt klar: „Trotz hohem Kostendruck müssen wir uns zukunftsfit aufstellen. Auf den Markt ausgerichtete Technologie und starke Innovationsarbeit ist dabei wichtig.” Was bringt das Jahr 2024 konkret?
News für 2024
„Im letzten Jahr hatten wir ein außerordentliches Investitionsbudget”, erinnert er an den Bau einer neuen Produktionshalle mit innovativen Abfüllanlagen: „Dieses Jahr investieren wir wieder um die 18 Mio. Euro in Klima- und Verpackungstechnologien, Photovoltaik, den Ausbau der Abfüllkapazitäten und den Ausbau der Elektro-Flotte mit dementsprechender Infrastruktur.”
Investitionen stehen auch bei Berglandmilch an, etwa in den Ausbau nachhaltiger Energiequellen. Lehner geht davon aus, dass sich „die Beliebtheit von Milch und Molkereiprodukten in den nächsten Jahren noch etwas erhöhen wird. Wir werden an der Verarbeitungstiefe unserer Produktpalette arbeiten und so Produkte anbieten, mit denen sowohl unsere Konsumenten als auch unsere in- und ausländischen Kunden Freude haben.”
Im Zillertal wird die erweiterte Käseproduktion und das Reifelager in Betrieb genommen: „Das bedeutet viele attraktive Promotions und tolle Innovationen für den Handel und unsere Verbraucher mit unseren Heumilch-Produkten Käse, Joghurts und Milch von Kuh, Schaf und Ziege.” Hier folgt man den Megatrends Convenience, PrePack, Herkunft, gesunde Ernährung, ehrliche Qualität und Tierliebe. Dafür steht man übrigens ab 2024 seit 70 Jahren, allerdings: Die Kostenseite löse gemischte Gefühle aus.
Das bestätigt auch SalzburgMilch. „Vieles ist für 2024 noch im Ungewissen – vor allem die Steigerung bei den Löhnen, den Logistikkosten und der Energiekosten. Wir können diese Mehrbelastungen sicherlich nicht schlucken und müssen diese Steigerungen daher in den Preisen abbilden”, so Gasteiger.
Also gemischte Gefühle. Anders ist das bei Woerle. Ein dazu passendes Schlusswort: „Wir blicken positiv in die Zukunft und werden weiterhin unseren Fokus auf qualitativ hochwertige Käsespezialitäten legen. Dabei setzen wir auf den Rohstoff Heumilch, der für strenge Qualitätskriterien, Tierwohl sowie naturbelassene Produkte steht. Wir sind überzeugt, dass wir durch nachhaltiges Wirtschaften nicht nur als Unternehmen eine Vorreiterrolle einnehmen, sondern damit auch die Konsumenten erreichen können.”