Reisende sehnen sich nach Gastfreundschaft
© AFP/Josep Lago
DESTINATION Redaktion 30.08.2019

Reisende sehnen sich nach Gastfreundschaft

Trendstudie: Touristische Akteure müssen Destinationen, Angebote, HR-Strategie und Logistik weiterentwickeln.

••• Von Sabine Bretschneider

Es war schon einmal einfacher auf dieser Welt – für den Touristiker wie auch für den Gast. Die „Overtourism” getaufte überbordende Begeisterung der Reisenden für manche Destinationen stürzt manche Städte und Regionen in ein Dilemma: Die Besucherströme halten die Wirtschaft in Schwung, in der erschöpften Bevölkerung regt sich ob des Andrangs jedoch immer öfter Widerstand.

Überfüllte Innenstädte, blockierte Straßen, Lärm und steigende Mieten: Gegen diese negatven Aspekte des Massentourismus wehren sich immer mehr europäische Städte – in Barcelona und Venedig, auf Mallorca und in Amsterdam. Auch im oberösterreichischen Hallstatt haben jene, die nicht direkt an den Tausenden Gästen verdienen, die Nase voll.

Nur „mehr” ist eine Sackgasse

Das Zukunftsinstitut hat sich jetzt der neuesten Tourismustrends angenommen und publizierte eine Anleitung zum sogenannten Resonanztourismus. Motto: Reisende wollen „berührt” werden.

„Die rein quantitative Maximierung ist für Touristiker und Touristen eine Sackgasse”, bilanziert Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts, in der aktuellen Trendstudie „Der neue Resonanztourismus – Herzlich willkommen!”. „Tourismus ist an vielen Orten kein Glücksgarant mehr, sondern ein bloßer Stressfaktor. Er schadet der Umwelt, belastet die Locals, stresst den Reisenden, überfordert die Angestellten und erhöht den Preisdruck auf Anbieter.”
Wo also liegen die Zukunftsqualitäten des Tourismus? Gatterer: „Die Menschen fragen immer mehr intensive Reiseerlebnisse und transformative Urlaubserfahrungen nach. Sie wollen auf Reisen ‚berührt' werden und Lebensqualität erfahren. Dies erfordert eine neue Qualität des Tourismus, der den Blick nicht bloß auf digitale Daten, sondern auf menschliche Werte und Bedürfnisse richten muss.”
Dafür sei auch eine Rückkehr zum touristischen Kernwert der „Gastfreundschaft” nötig – ein freundschaftliches Angebot von Lebensqualität und gelingenden Beziehungen. Dies gelte auch für das Verhältnis zu den Mitarbeitern. Der massive Fachkräftemangel in der Branche sei angesichts fordernder Arbeitsbedingungen ebenfalls nur durch mehr durch das Konzept der Resonanz lösbar.
Dazu Studienleiterin Verena Muntschick: „Resonanz ist eine Schlüsselstrategie zur Sicherung der Fachkräfte im Tourismus. Auch sie müssen ‚Hospitality' erfahren. Wer Führung als Dienstleistung und seine Angestellten als Partner versteht, macht den Unterschied.” Nicht nur auf einzelne Anbieter, sondern auf ganze Regionen warteten durch eine neue Resonanz-Kultur neue Chancen. Besonders wichtig sei es, die Qualität der Reiseerfahrung als Ganzes im Blick zu haben. Wer schon bei der Buchung und Anreise positive Resonanz­erfahrungen möglich mache, könne bei den Gästen punkten.

Die „Fridays for Future”-Ära

Die 116 Seiten starke Trendstudie versammelt Know-how für Theorie und Praxis und hochkarätige Experten, darunter die Chefin der Österreich-Werbung, Petra Stolba, Tourismus-Strategieberater Wolfgang Isenberg, Architekturexperte und Kunstwissenschafter Christoph Metzger, Innovations- und Designexperte Daniel Huber, Fineway-Gründer Martin Feigelbinder und Betriebswirtschaftsprofessor Christian Buer; dieser erläutert unter anderem, wie massentouristische Konzepte im Zeitalter der „Fridays for Future”-Generation aussehen.

Die neue Trendstudie ist hier ­erhältlich: https://onlineshop.zukunftsinstitut.de/shop/der-neue-resonanz-tourismus/

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