Hermann Harg Senior, 67 Jahre alt und aufgewachsen auf einer Alm in einer kleinen Landwirtschaft, baute von Grund auf ein Immobilienimperium auf. Seit dem Jahr 2005 errichtet er ausschließlich Sozialimmobilien, darunter finden sich 68 Pflegeheime und Gemeindeämter. Im Jahr 2010 begann er mit dem Ankauf von Land und besitzt heute stattliche 700 Hektar. „Damit bin ich sozusagen wieder in die Natur zurückgekehrt”, erinnert er sich an die Anfänge. „Und ich habe gesehen, dass sich in den vergangenen 50 Jahren doch einiges verändert hat. Dadurch ist die Idee zu GsundesLand entstanden.” Fabian Schön wiederum rangiert auf der anderen Seite der Altersskala und ist ein Vertreter der Generation Z. Nach dem Abschluss der Handelsakademie, dem Ableisten des Zivildiensts und einem Arbeitsaufenthalt in Kanada im Vancouver Aquarium studiert er nun an der FH Wien Unternehmensführung. Gemeinsam träumten die beiden Protagonisten von GsundesLand nicht nur von einem nachhaltigen und innovativen Umweltprojekt, sondern realisieren es nun im oberösterreichischen Rosenau.
medianet: Wie haben Sie sich kennengelernt und wie entstand die Idee zum Projekt GsundesLand?
Hermann Harg: Fabian habe ich durch seinen Vater kennengelernt, mit dem ich beruflich viel zu tun hab’. Er verwaltet Immobilienfonds, die ausschließlich klimazertifizierte und nachhaltige Gebäude errichten und kaufen. Er erzählte mir, dass sich auch sein Sohn sehr für Nachhaltigkeit engagiert. So haben wir beschlossen, uns zusammenzutun. Ein Älterer und ein Junger, wobei der Junge andere Zugänge hat, und der Ältere die Veränderungen in der Natur länger beobachten konnte. Das ergänzt sich wunderbar.
Fabian Schön: Hermann Harg habe ich im Jahr 2020 durch meinen Vater und seine nachhaltigen Immobilienprojekte kennengelernt. Ich finde sowohl das Immobiliengeschäft, in das ich durch meinen Papa Einblick bekomme, als auch das Engagement für Nachhaltigkeit sehr interessant. Durch GsundesLand hat sich mein Wissen über die Natur noch vertieft. Das ist ein guter Mix aus beiden, und wenn ich später beruflich beides unter einen Hut bringen könnte, wäre ich dabei. Derzeit liegt mein Fokus aber klar auf GsundesLand, was zudem sehr viel Spaß macht und ich kann vieles mit dem Studium verknüpfen.
medianet: Bringt die generationenübergreifende Zusammenarbeit Vorteile?
Harg: Es gibt auch viele Synergien. Aufgrund des Alters fehlt vielen Jungen die Erfahrung aus Feldstudien über viele Jahre und oft auch der Bezug zur Natur, weil sie in der Stadt aufwachsen. Fabian kommt auch eher aus dem städtischen Bereich.
medianet: Was ist Ihre Aufgabe bei GsundesLand?
Schön: Wir sind jeweils für unterschiedliche Tätigkeiten zuständig. Hermann Harg ist eher im Forstwirtschaftlichen daheim, wo er sich viel besser auskennt als ich. Meine Zuständigkeit ist die Kundenakquise. Ich präsentiere GsundesLand bei Firmen, gebe Einblick, wie das Projekt aufgebaut ist, wie die Zukunft bezüglich des Wachstums aussieht und versuche auszuloten, ob das für das betreffende Unternehmen eine passende Investition sein kann. Die meisten sind von dem Projekt sehr angetan.
medianet: Umreißen Sie bitte kurz die Ziele von GsundesLand.
Harg: Es geht darum, den natürlichen CO2-Speicher zu erweitern. Das wird man durch einen Nationalpark nicht erreichen, in dem ein abgestorbener Baum verrottet und sein CO2 wieder abgibt. Das ist in etwa eine Null-Bilanz. Unser Motto ist ‚Schützen durch Nützen'. Dafür muss man, wie im Wald, auch etwas tun. Das Schadholz muss entfernt werden, um die Anfälligkeit für Schädlinge zu verringern. Nachdem der Wald Licht braucht und ein Baum Platz benötigt, um sich auszudehnen, muss man ihn ausdünnen. Damit erhöhe ich die Leistung des Waldes und damit auch seine Kapazität als CO2-Speicher.
Zum anderen geht es um die Biodiversität. Im Wald, auf Wiesen und in Mooren, die wir auch haben, gibt es eine Unzahl an Getier. In einem solchen Ökosystem braucht jedes Tierchen das andere, und wenn eine Art nicht mehr vorhanden ist, funktioniert es nicht mehr richtig. Um die Biodiversität zu erhalten, unternehmen wir viel, wie den besonderen Schutz für den Lebensraum von Amphibien. Dafür haben wir eigens Steinhaufen errichtet, auf denen sie sich gerne aufhalten, und es gibt Nistkästen für Vögel in großer Zahl. Das führt zu keinem finanziellen Gewinn, sondern kostet Geld. Damit wir uns ein solches Projekt leisten können, brauchen wir unsere Paten.
medianet: Ist es schwer, Paten für GsundesLand zu finden?
Schön: Wenn man es ganzheitlich betrachtet, was wir leisten, geht es nicht nur um CO2-Speicher, sondern um Biodiversität, Artenschutz, regionale Wertschöpfung und viele andere Aspekte, die für Unternehmen für ihr Marketing oder ihre Kommunikation interessant sind. Zudem gibt es Waldführungen mit Waldpädagogen, was gerne für Betriebsausflüge genutzt wird. Firmen waren von unserem Angebot immer begeistert. Schwieriger ist es, neue Paten außerhalb unseres Netzwerks zu akquirieren. Generell wird GsundesLand sehr gut angenommen, und unsere Partner sind zufrieden.
medianet: Wie groß ist derzeit das Schutzgebiet?
Harg: Mein Anteil beträgt etwa 235 Hektar, damit haben wir begonnen. Mein Nachbar Manfred Kainz hat etwa noch einmal die gleiche Fläche, zusammen sind das also um die 470 Hektar.
medianet: Gibt es Pläne zur Erweiterung?
Harg: Begonnen haben wir mit Rosenau in Oberösterreich, aber ich habe bereits woanders weitere Grundstücke gekauft. Eines davon, mit 310 Hektar, befindet sich in der Nähe von Graz und eines mit 120 Hektar in Stainz. Sie werden derzeit aber noch nicht ganz nach den GsundesLand-Prinzipien bewirtschaftet.
Schön: Ich bin bei allen Projekten involviert. Jetzt haben wir einmal das Startprojekt Rosenau, nun kam mit Herrn Kainz auch Rosenau II hinzu, das sind noch einmal etwa 235 Hektar. Die weiteren Projekte starten, sobald es die Anzahl der Patenschaften zulässt.
medianet: Wie gelingt es, den CO2-Speicher eines Waldes zu erhöhen?
Harg: Durch die Vermehrung des Waldes. Dazu muss er aber dementsprechend gepflegt und bewirtschaftet werden. Wenn der Wald zu dicht ist, muss er ausgedünnt werden, damit die Bäume gut wachsen können. Wenn man das nicht richtig macht, kann man bei der Umtriebszeit (der durchschnittlichen, planmäßigen Produktionsdauer zwischen der Pflanzung und der Nutzung, Anm.) bis zu 40 Jahre verlieren, und der Wald hört beinahe auf zu wachsen. Damit kann der CO2-Speicher aber auch nicht mehr wachsen. Es wäre schade, wenn man das entstandene Nutzholz als Brennholz verwenden und damit das CO2 wieder freisetzen würde. Deshalb setzen wir uns für nachhaltige, naturnahe Bewirtschaftung und Erhalt der Biodiversität ein. Wenn ich CO2 nachhaltig speichern möchte, verbaue ich es in Möbeln oder Holzbauten. Damit ist es im Idealfall Hunderte Jahre gebunden. Ich habe in Rosenau einige Mitarbeiter beschäftigt, die den Wald und die Biodiversität pflegen.
medianet: Es gibt aber nicht nur Waldflächen?
Harg: Wir haben 14 Hektar Moor, das der allerbeste CO2-Speicher ist. Damit das Moor nicht austrocknet, werden die dicken Bäume regelmäßig entfernt, denn sie entziehen Wasser.
Schön: Moore haben weltweit etwa doppelt so viel CO2 gespeichert wie alle Wälder, inklusive des Amazonas und anderer Regenwälder zusammen. Wenn sie trockengelegt werden, entweicht das in ihnen gebundene CO2 und das wird in die Atmosphäre freigesetzt. Somit schützen sie dann das Klima nicht mehr, sondern heizen die Erderwärmung weiter an. Zumeist werden die Moore trockengelegt, um sie als Wald oder als Weiden zu nutzen, etwa für Rinderzucht, was das Klima zusätzlich belastet. Wenn man beachtet, dass unglaubliche 90 Prozent der ursprünglichen Moorfläche Österreichs bereits verloren sind, ist das schon ziemlich schockierend, und da muss man dringend handeln.
medianet: Würde sich ein nachhaltiger Wald ohne immer neue Investitionen bzw. die Paten Ihres Projekts rechnen?
Harg: Nein, und das ist genau der Sinn der Patenschaften, sonst würde sich das nicht rechnen. Die Paten können nach den ESG-Kriterien eine CO2-Gutschrift mitnehmen, um den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Zusätzlich erhalten Paten eine Waldführung und Erklärungen, was genau mit ihrem Geld geschieht. Wir haben erst kürzlich mehr als 10.000 neue Bäume gepflanzt und mehr als 100 alte Obstsorten wieder angesiedelt.
medianet: Was kostet eine Patenschaft für GsundesLand?
Schön: Unsere Preise sind im Vergleich zu den Leistungen sehr fair. Die Bronze-Patenschaft beginnt bei 3.500 Euro pro Jahr, die Silber-Patenschaft bei 8.500 Euro und die Gold-Patenschaft bei 14.500 Euro. Dabei beträgt die Mindestlaufzeit zwölf Monate. Zusätzlich zu den Benefits bekommen Paten jährlich einen externen Prüfbericht über bereits erfolgte Umsetzungen und zukünftige Vorhaben. Uns ist sehr wichtig, dass das gesamte Projekt transparent abgewickelt wird und die Paten wissen, was mit den Geldern passiert. Zusätzlich gibt es pro Quartal zu den Jahreszeiten exklusiv für die Paten den Newsletter ‚GsundesLand Aktuell' mit Informationen, was sich in unseren Ökosystem Rosenau gerade tut.
medianet: Das Projekt in Rosenau ist ein Musterbeispiel für weitere?
Harg: Ich habe bereits viel Geld investiert, und der Gedanke war, dass wir hier ein Vorzeigeprojekt realisieren. Ich wollte die wichtigsten Anliegen von vielen anderen Projekten in einem vereinigen. Es macht wenig Sinn, nur eine Bienenwiese zu machen, sondern man muss das große Ganze sehen und auch den Wald und die gesamte Biodiversität schützen. Die Grundlagen haben wir wissenschaftlich erheben lassen, das Projekt wird auch fachlich fremdüberwacht, und es gibt jährlich ein Gutachten. Auf meinem Grund von 235 Hektar konnten wir 560 Tonnen mehr an CO2 speichern als im Vorjahr. Das geht allerdings nicht ewig weiter, denn irgendwann ist ein Wald so Klima-fit, dass er kein zusätzliches CO2 speichern kann. Das wird in Rosenau in etwa drei Jahren so weit sein, dann hat man alles Mögliche getan. Danach kommt das nächste Grundstück an die Reihe. Wenn die Idee von GsundesLand einmal gezündet hat, kann das zu einem Flächenbrand werden, denn es ist beliebig erweiterbar. Ich hoffe, dass das Nachahmer findet. Uns ist völlig bewusst, dass wir die Welt alleine nicht ändern können.
medianet: Die österreichischen Bundesforste sollten sich ein Beispiel an Ihnen nehmen?
Schön: Ich würde mich freuen, wenn wir als Vorzeigemodell funktionieren.