Allzeithoch bei Volumina
FINANCENET linda kappel 17.04.2015

Allzeithoch bei Volumina

Investmentfonds Mit 168,9 Mrd. Euro per Ende März haben die heimischen Fonds den Vorkrisenrekord geknackt

Fondsbranche hofft auf offene Ohren zur Vorsorge bei Finanzminister Schelling bei Treffen im Mai.

Wien. Die heimische Investmentfondsbranche wird dem Gesetzgeber ein spezielles „Vorsorge-depot” für die dritte private Säule der Pensions- und Pflegevorsorge vorschlagen. Noch für Mai sei ein Treffen mit Finanzminister Hans Jörg Schelling anberaumt, der als kapitalmarktaffiner gilt als seine Vorgänger.

„Wir sind froh, einen Termin bekommen zu haben, das Thema stand zuvor nicht weit oben auf der Agenda”, sagte Dietmar Rupar, Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG), zu medianet, bei der Präsentation der Pläne im Rahmen des Weltfondstags am 19. April, der in Österreich heuer zum dritten Mal von der Branche begangen wird.

Garantie kappt Rendite

Das Vorsorgedepot solle gesperrt sein, d.h. zweckgebunden, und der Anleger frei entscheiden können, ob er in Investmentfonds, Direktveranlagungen, Versicherungen, etc. investiert. Garantien gebe es keine, der Kunde könne ohnehin gemäß seinem Sicherheitsbedürfnis in kapitalgarantierte Produkte investieren. „Bei garantierten Vorsorgemodellen zahlt der Kunde immer direkt oder indirekt die Absicherungskosten mit; jede Chance auf Mehrertrag ist so genommen”, so Rupar. Die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge wurde 2003 zur Förderung der privaten Altersvorsorge und des österreichischen Kapitalmarkts eingeführt. Seitdem gab es zwei Mal Lockerungen, u.a. bezüglich der Aktienquote und der Höhe des Veranlagungsanteils in geregelte Märkte aus dem EWR. Mit dem neuen Modell soll der Anleger so die Möglichkeit haben, sich das „Risiko nach oben” offenhalten zu können, also Performanceanstiege voll mitzumachen, und nicht nur beim Risiko nach unten begrenzt zu sein. Von der Garantie war der Gesetzgeber allerdings nicht abgerückt.

Ohne staatliche Prämie

Bei den übrigen Bedingungen soll es beim neuen Modell eine Gleichstellung mit der Zukunftsvorsorge geben, wie die Steuerfreiheit in der Ansparphase und eine Nachversteuerung bei nicht-widmungsgemäßer Verwendung. Eine staatliche Prämie sei für das Vorsorgedepot nicht notwendig, die Steuerfreiheit sei ausreichend Anreiz, so die VÖIG, die davon ausgeht, dass das Modell gut angenommen werde; zumal das Argument, Spekulanten sollten nicht per Prämie gefördert werden, wegfällt. „Auch international sind solche Varianten üblich. Große Volumina, die international veranlagt werden, stammen von Pensionsfonds, sind also im Wesentlichen Pensionsgelder”, merkt VÖIG-Präsident Heinz Bednar an. Als Länder mit funktionierenden Pensionsplänen werden die USA und Nordische Länder gesehen; dort hätten Pensionsfonds auch während der Krise keine nennenswerten Abflüsse verzeichnet. Bis hierzulande eine Bewegung in die Chose kommt, braucht es aber wohl noch so manchen steten Tropfen, der den Stein höhlt. Die Fondsbranche in Österreich allgemein schwelgt derzeit in guter Stimmung: Kein Wunder, bei den Volumina hat der Markt mit 168,9 Mrd. Euro (per Ende März) ein Allzeithoch markiert und den Vorkrisen-Rekord von 2006 mit 167,3 Mio. Euro übertroffen. Der gesamte Nettomittelzufluss lag im ersten Quartal bei 2,9 Mrd. Euro. Der größte Teil der Fondsvolumina entfiel mit rund 43,5% auf Rentenfonds. Dahinter lagen gemischte Fonds mit rund 41% und Aktienfonds mit 15,4%. Bei den Neuabsätzen orten Bednar und Berndt May, Vorstandssprecher der Vereinigung Ausländischer Investmentgesellschaften (VAIÖ), einen Trend zu aktiv gemanagten Fonds sowie Mischfonds, was als „leichtes Herantasten an Aktien auch bei den Privatkunden” gesehen wird. May: „Weltweit lag das von Fonds verwaltete Vermögen Ende 2014 bei 25,8 Billionen Euro, Ende 2013 waren es 23,8 Billionen. Die Nettoverkäufe erreichten mit 1,17 Billionen Euro den höchsten Wert seit 2007.” Aktieninvestmentfonds haben am Fondsvolumen in Europe (Stand Ende 2014) einen Anteil von 36%, in Österreich sind es dagegen nur rund 15%.

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