••• Von Chris Radda und Helga Krémer
Einen 15-jährigen Höhenflug hat card complete bereits hinter sich. In dieser Zeit gab es kein Jahr, in dem der Einsatz der Karten nicht gestiegen wäre. Aber ist die Entwicklung zum „Plastikgeld” weiterhin noch ungebrochen? Wird das Kartenwachstum von Sicherheitsbedenken seitens der Konsumenten oder von neuen Brüsseler-EU-Erfindungen ausgebremst?
„Die Entwicklung ist derweil ungebrochen”, meint der Vorstandsvorsitzende des Kartenanbieters card complete, Heimo Hackel, „das wird auch die nächsten Jahre so anhalten. Warum? Weil die Verlagerung der Konsumenten zum Online-Bereich ungebrochen weitergeht. Daran wird sich auch wenig ändern. Dieser Zug wird nicht stehen bleiben und er wird auch nicht zurückfahren.”
Aber es werde weitere Investitionen im Bereich der Sicherheit geben müssen, glaubt Hackel, denn Betrügereien würden nicht weniger. Es werde die Technik immer besser, und – nicht unwesentlich – auch die Bereitschaft der Konsumenten, vorsichtig mit der Karte umzugehen, um Probleme von vornherein zu vermeiden, sei ansteigend. „Das entwickelt sich alles in die richtige Richtung. An den vielen EU-Regularien, die den Zahlungsverkehr betreffen, kann man ja auch ablesen, welche Bedeutung diesem Bereich beigemessen wird”, meint der card complete- Vorstandsvorsitzende.
Von mobilen Äpfeln
Knapp unter zehn Prozent ist card complete im vergangenen Jahr gewachsen, und was die weitere Entwicklung anlangt, so blickt Heimo Hackel optimistisch in die Zukunft und lässt sich von diversen Mobile Payment-Anbietern nicht ins Bockshorn jagen – schon gar nicht von jenem aus dem Fruit-Basket.
„Apple Pay spielt in Österreich nicht wirklich eine Rolle, weil das Modell ein ganz eigenes ist. Soweit ich den Markt kenne, ist die Penetration von Applegeräten nicht marktdominant.” Auch dass die Reicheren ja angeblich alle Apple-Geräte haben, macht den card complete-Boss nicht nur nicht nervös, es bringt ihn vielmehr zum Lachen: „Die Reichen haben aber auch eine Kreditkarte. Die Zukunft wird zeigen, was das bringt.”
Die Krux am mobilen Bezahlen sei nicht nur die Sicherheitsfrage, sondern auch die Frage, wie effizient und standardisiert man Mobile Payment auf die Smartphones bringen könne. „Wir sehen das bei unseren Kunden: Der Griff zur Karte ist mittlerweile ein geübter. Ich kann aber auch aus Sicherheitsgründen das Mobiltelefon nicht vollkommen barrierefrei – im Sinne von ohne Sicherheitsfeatures, ohne Passwörter – machen”, sagt Hackel und erklärt: „Sonst öffnen wir dem Betrug Tür und Tor.”
Es werde teilweise als ein wenig umständlich empfunden, wenn man da am Handy herumtippseln müsse. „Ich verstehe schon, dass die Jungen alles am Handy haben und machen wollen – die Älteren wieder gar nicht; es wird zwar theoretisch als praktisch empfunden, aber in der tatsächlichen Praxis dann nicht mehr.”
Grundsätzlich wünscht sich der card complete-CEO Hackel mehr Erziehung und mehr Information darüber, wie man im Internet vorgehen sollte: „Man kann nicht einfach alles anklicken. Ich weiß, die Terms and Conditions durchzulesen, ist mühsam, aber es lohnt sich halt, wenn man dann irgendein Abo nicht abschließt. ” Zwar werde auf der eigenen Homepage immer wieder informiert, besonders über Phishing und auch von den eigenen Service-Mitarbeitern – ein gerüttelt Maß an Eigenverantwortung sollte aber jeder selbst mitbringen.
Rückblick und Ausblick
Erfreulich sehe es beim kontaktlosen Bezahlen aus: 2016 wurden bereits rund 26 Mio. Transaktionen kontaktlos über die NFC-fähigen Karten und Terminals von card complete abgewickelt – das entspricht monatlichen Zuwachsraten von fast 10%. Rund 1,5 Mio. Kreditkarten hat card complete im Moment ausgegeben, inklusive der Diners Club-Karten der seit 2015 zur card complete gehörenden DC Bank. Insgesamt wurden 2016 bereits mehr als 200 Mio. Transaktionen über die Karten und Terminals von card complete abgewickelt. Damit konnte card complete mit einem Gesamtumsatz bei Karten und Teminals bereits 2016 die 14 Mrd. €-Marke knacken.
Wie gehts nun weiter? „In der ersten Phase müssen wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir weiterhin wettbewerbsfähig sind. In der zweiten Phase den Bestand absichern und stabilisieren und in der dritten auf ‚Angriff' gehen und ausbauen. Wir haben uns auf Österreich konzentriert, jetzt schauen wir – mit Bedacht – auf ausländische Märkte”, so Heimo Hackel.