Es bleibt emotional
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Der Kauf von Luxusgütern wird stark von Emotionen beeinflusst – für das passende Stück wird immer noch viel Geld ausgegeben.
FINANCENET 18.09.2015

Es bleibt emotional

Luxusgüterhersteller und ihre Aktien haben trotz China-Unsicherheiten weiterhin gute Aussichten, so der Vermögensverwalter GAM.

BELLEVUE/ZÜRICH/WIEN. Immer noch wird diese Wachstumsstory getrommelt: Die weltweite Nachfrage nach Luxusgütern wird langfristig weiter wachsen. Wichtige Treiber bleiben die wachsende Mittelschicht und somit die steigenden Einkommen breiter Bevölkerungsschichten vor allem in den Emerging Markets (EM). Davon sind Scilla Huang Sun und Andrea Gerst, Fondsmanagerinnen des JB Luxury Brands Fund, überzeugt.

Richemont setzt mehr um

Und tatsächlich ist der Schweizer Luxusgüterhersteller Richemont ein gutes Beispiel dafür: Dank starker Nachfrage in Europa und Japan stiegen die Verkaufserlöse in den ersten neun Monaten 2015/16 (zu konstanten Wechselkursen) wie im Vorjahr um 4%, meldete der Konzern, zu dem Marken wie Baume & Mercier, Jaeger-LeCoultre, Cartier, IWC, Piaget, Alfred Dunhill, Van Cleef & Arpels, Montblanc, Chloé und Azzedine Alaïa gehören. Die Einbußen in der Region Asien-Pazifik konnten damit wettgemacht werden. Analysten hatten im Schnitt lediglich ein Plus von 1,4% erwartet – zu laufenden Wechselkursen legten die Verkäufe gar um 16% zu (Vj: +1%). Richemont rechnet in Euro ab.

Renminbi-Abwertung schmerzt

Freilich haben Luxusaktien auf die Abwertung des Renminbi und aktuelle Wirtschaftsdaten aus China negativ reagiert. Die Aktien von Herstellern hochwertiger Güter im Premiummarkensegment – beispielsweise Schmuck und Uhren, Mode und Kosmetik sowie Automobile – bleiben allerdings dauerhaft attraktiv, so das Fondshaus GAM, das die JB-Fonds anbietet.

„Der Renminbi war fundamental überbewertet, das konnte man beispielsweise in den großen Preisunterschieden von Luxusgütern in Europa und China sehen. Chinesische Touristen haben noch mehr Luxusartikel in Europa gekauft, und der graue Markt ist gewachsen; diese Bewertungslücke wird sich jetzt verringern”, prognostiziert Gerst. „Das Sentiment für Luxusgüteraktien war in den vergangenen Wochen stark geprägt von negativen Pressekommentaren und den jüngsten Markt- und Währungsturbulenzen in China”, sagt Huang Sun. Nun komme eine gesunde Korrekturbewegung.
Die Wirtschaft in China werde langsamer wachsen, aber der Konsum weiter an Bedeutung gewinnen, so der Tenor. Ein ‚Hard Landing' sei nicht das Basisszenario.

Erfolgsfaktoren

Investoren sollten sich bei einer Anlage in Luxusgüteraktien nicht von der Entwicklung der Devisenmärkte leiten lassen. Huang Sun: „Wir fokussieren uns bei unseren Investments auf Luxusunternehmen, die starke Marken im Portfolio haben und rund um den Globus eigene Shops besitzen: Diese Firmen sind besser diversifiziert und nicht so stark von Währungskursschwankungen und der Konjunkturentwicklung in einzelnen Ländern betroffen.” Als Beispiel nennt sie Hermès mit seiner starken Preissetzungsmacht. Zudem sei das Unternehmen offen für neue Ideen – kürzlich wurden Uhrenbänder für die AppleWatch vorgestellt. Auch Louis Vuitton unternehme große Anstrengungen, um „frische” Produkte auf den Markt zu bringen.

Interessant seien zudem Hersteller großer Schmuckmarken wie Cartier oder Tiffany. Einen Großteil des Umsatzes erzielten Juweliere immer noch mit markenlosem Schmuck; dort können Markenhersteller noch Anteile gewinnen.

Profiteure der Dollar-Stärke

Gleichwohl würden die Geschäftszahlen der Luxusgüterproduzenten auch für das zweite Semester von den Währungsentwicklungen betroffen sein. „Wir rechnen mit soliden Ergebnissen bei europäischen Herstellern, da viele dieser Firmen weiterhin vom schwachen Euro profitieren”, so Gerst.

Events wie etwa die anstehenden Fashion Weeks in London, Mailand und Paris sind wichtige Plattformen, die Bedeutung digitaler Absatzkanäle werde aber auch bei Luxusgütern steigen. „Bekannte Marken wie etwa Burberry verzeichnen hier zweistellige Zuwachsraten”, beobachtet Huang Sun. „Eine starke Präsenz über eigene Shops wird deswegen aber nicht überflüssig. Luxusgüterhersteller sollten auf beide Kanäle setzen.” (hb/ag)

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