Konjunktur tritt auf die Bremse
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AttraktivDie Experten des Erste Group Research erachten US-Staatsanleihen als attraktiv bewertet. Bei Aktien rechnet man mit einem nur leichten Zuwachs bei erhöhter Volatilität.
FINANCENET Redaktion 06.10.2023

Konjunktur tritt auf die Bremse

Das globale Wirtschaftswachstum schwächt sich ab – Zinsanhebungszyklus am Höhepunkt oder kurz davor.

WIEN. Die US-Wirtschaft ist auf Kurs, 2023 in etwa im gleichen Ausmaß zu wachsen wie 2022. „Allerdings weisen aus unserer Sicht eine Reihe von Faktoren, wie eine Abkühlung des Arbeitsmarktes, sinkende Unternehmensgewinne und steigende reale Zinsen auf eine Abschwächung der US-Wirtschaft hin”, meinen die Experten des Erste Group Research.

Die Inflation geht zurück

Wichtig werden die Konsumausgaben der privaten Haushalte sein. Von der US-Inflation kamen in den letzten Monaten ermutigende Signale, ortet man beim Erste Group Research.

In der Eurozone setzte sich die Stagnation der Konjunktur im zweiten Quartal mit +0,1% im Quartalsvergleich fort. Auf Länderebene fiel das Wachstum stark unterschiedlich aus. Während Frankreich und Spanien solides Wachstum im zweiten Quartal verbuchen konnten, stagnierte Deutschland und Italiens BIP schrumpfte um 0,4% zum Vorquartal.
In der Industrie zeichnet sich bei der Stimmung eine Bodenbildung ab, bei Dienstleistern zeigte sich eine Abschwächung. Damit bleiben die Aussichten vorerst gedämpft. Bei der Eurozone-Kerninflation sollte sich nach der aktuellen Stabilisierung in den kommenden Monaten ein leicht fallender Trend etablieren.

US-Zinsen nicht erhöht

Nach der Zinsanhebung im Juli entschied die US-Notenbank im September, die Zinsen unverändert zu lassen.

Es sollen mehr Daten abgewartet werden. „Wir rechnen mit einer weiteren Abkühlung des Arbeitsmarktes und einem nachlassenden Preisdruck und damit mit keiner weiteren Zinserhöhung. Ein Abverkauf am US-Anleihenmarkt seit ca. Ende Juli dürfte den anhaltend guten Konjunkturdaten geschuldet sein. Angesichts der erwarteten Konjunkturabkühlung erachten wir US-Treasuries als attraktiv. Der EZB-Rat signalisierte bei der letzten Sitzung, dass der Zinshöhepunkt – unter der Voraussetzung weiterer Fortschritte bei der Reduktion der Inflation – erreicht ist”, so die Erste Group-Analysten.

Stabile Renditen erwartet

So soll das derzeitige Zins­niveau, wenn es lange genug beibehalten wird, einen maßgeblichen Beitrag zur Erreichung des Inflationsziels leisten.

Die Renditen deutscher Bundesanleihen sind – trotz wesentlich schwächerer Wirtschaftsdaten – wegen der Vorgaben aus den USA gestiegen.
„Wir erwarten stabile Renditen bei kurzen und sinkenden Renditen bei langen Laufzeiten”, heißt es beim Erste Group Research. Das Renditeniveau macht Anleiheinvestitionen attraktiv. „Bei Unternehmensan­leihen sind wir nun etwas vorsichtiger und bevorzugen Anleihen aus dem Rating­segment BBB”.

Euro könnte Muskeln zeigen

Prognosen gibt es auch für die Währungen: Die erwartete Verlangsamung der US-Wirtschaft sowie die prognostizierte moderate Erholung der Euro­zone-Konjunktur sollte den Euro gegenüber dem derzeit hoch bewerteten US-Dollar und dem Schweizer Franken befestigen.

„Angesichts positiver realer US-Renditen rechnen wir „nur” mit einer Seitwärtsbewegung des Goldpreises im vierten Quartal 2023”, so die Analysten.

Ausgewählte Sektoren

Bei Aktien könnten turbulente Zeiten ins Haus stehen, meinen die Experten des Erste Group Research: „Die Volatilität sollte am Aktienmarkt angesichts höherer Renditen und des sich abschwächenden globalen Wirtschaftswachstums steigen. In Summe erwarten wir einen nur moderaten Zuwachs des globalen Aktienindex am unteren Ende der Bandbreite zwischen 0% bis +5%. Wir präferieren Qualitätsaktien aus den Sektoren Gesundheit, Technologie und Energie”. (rk)

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