••• Von Reinhard Krémer
Die globale Konjunktur lässt deutlich nach: Nach dem starken Jahresbeginn hat die Konjunkturstimmung im Verlauf des Jahres 2018 kontinuierlich abgebaut und im Dezember den Tiefpunkt des Jahres erreicht, meldet die UniCredit Bank Austria.
„Das Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft hat sich gegenüber dem Jahresbeginn 2018 verlangsamt, aber trotzdem schafft es die österreichische Wirtschaft, auch zu Jahresbeginn 2019 knapp über Potenzial zu wachsen”, sagt der Chefökonom des Instituts, Stefan Bruckbauer in der aktuellen UniCredit Bank Austria Konjunkturbarometer-Analyse.
Globale Konjunktursorgen
Die Konjunkturstimmung in Österreich wird derzeit vor allem durch die Verschlechterung des Exportumfelds negativ beeinflusst. Die mit den österreichischen Exportanteilen gewichtete internationale Industriestimmung ist innerhalb eines Monats so stark gefallen wie zuletzt vor mehr als fünf Jahren, als sich die Sorge um einen scharfen Konjunktureinbruch in China zuspitzte und die europäische Wirtschaft erneut in eine Rezession schlitterte. Sie liegt derzeit nur noch auf Höhe von Ende 2016. Doch Bruckbauer gibt temporäre Entwarnung: „Das Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft hat sich gegenüber dem Jahresbeginn 2018 verlangsamt, aber trotzdem schafft sie es auch zu Jahresbeginn 2019, knapp über Potenzial zu wachsen.” Die UniCredit Bank Austria-Erwartung für das Wirtschaftswachstum 2019 liegt bei 1,9%.
Wie wird die Landung?
Die Verlangsamung der Konjunktur ist in Österreich mittlerweile klar zu erkennen, verdeutlicht durch den recht kontinuierlichen Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im vergangenen Jahr um insgesamt bereits 1,5 Punkte seit Dezember 2017.
Damit stellt sich mittlerweile nicht mehr die Frage nach einer Konjunkturabkühlung, sondern nur noch nach deren Ausmaß, so Bruckbauer. Die Stimmung in der exportorientierten Industrie Österreichs hat sich mit Jahresende 2018 rasant verschlechtert.
Der Bau und …
„Auch in anderen Wirtschaftsbereichen und in der Verbraucherstimmung schlägt sich die steigende Verunsicherung mittlerweile negativ nieder. Nur am Bau hat zum Jahreswechsel die Hochstimmung sogar noch zugenommen”, sagt der Bank-Austria-Experte.
Angesichts der hohen Auslastung und der guten Auftragslage kann sich momentan nur noch die Bauwirtschaft dem negativen Stimmungstrend entgegenstemmen, der aus dem Ausland langsam auch auf die österreichische Binnenwirtschaft überschwappt.
Jedoch ist, im langjährigen Vergleich betrachtet, die Konjunkturstimmung in Österreich noch als überdurchschnittlich gut einzuschätzen, meint Bruckbauer.
… privater Konsum als Stütze
Dabei wird der private Konsum eine entscheidende Rolle bei der Abfederung der ungünstigen externen Einflüsse auf die heimische Konjunktur übernehmen, ergänzt UniCredit Bank Austria- Ökonom Walter Pudschedl.
Moderate fiskalische Impulse durch die Einführung des „Kinderbonus Plus” und die sich weiter verbessernde Beschäftigungslage sowie eine höhere Lohndynamik sollen ebenfalls dazu beitragen.
Investitionen gehen zurück
Das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen wird sich am Ende eines sehr langen Investitionszyklus und unter dem Eindruck der schwächeren Auslandsnachfrage voraussichtlich stärker auf ein Plus von 2,5% einbremsen, zumal sich die Finanzierungsbedingungen zu verändern beginnen.
Dennoch wird auch 2019 der Außenhandel zwar einen geringeren, aber positiven Wachstumsbeitrag liefern, da der niedrigere Bedarf an Investitionsgüterimporten die nachlassende Exportdynamik beinahe ausgleichen dürfte, zumal das günstigere Wechselkursverhältnis gegenüber dem US-Dollar die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure unterstützt. Aktuelle Euro/US-Dollar-Prognose: 1,11 im Jahr 2019 nach 1,18 im Jahresdurchschnitt 2018.
US-Bremsspur in Österreich
Eine milde und kurze Rezession in den USA wird auch in Österreich 2020 Bremsspuren hinterlassen: „Wir erwarten einen Rückgang des Wirtschaftswachstums in Österreich 2020, beeinträchtigt durch die negativen Folgen einer US-Rezession auf den globalen Handel, auf nur noch 1,5 Prozent”, sagt Walter Pudschedl.
Hingegen sollte sich der private Konsum im Vergleich zu anderen Nachfragekomponenten unempfindlicher zeigen, da der Nachteil eines nachlassenden Beschäftigungswachstums und einer etwas höheren Sparneigung durch eine geringere Inflation kompensiert werden dürfte. Letztere soll 2020 nur 1,8% betragen – und damit das zwölfte Jahr in Folge über dem Vergleichswert im Euroraum, nach zwei Prozent im heurigen Jahr.