••• Von Reinhard Krémer
Dass das Dauerfeuer der letzten Jahre spurlos an der Alpenrepublik vorübergegangen ist, kann wahrlich niemand sagen. Und doch hat sich gezeigt, dass sich auch und gerade der Finanzsektor ein dickes Fell angelegt hat.
Das wirkt sich dann auch auf alle Bereiche der Wirtschaft aus: Während zum Beispiel am M&A-Markt das herausfordernde Umfeld die Transaktionen auf globaler Ebene zahlenmäßig deutlich eingebremst hat, zeigt sich der heimische Markt laut Deloitte M&A-Monitor Österreich robust.
Beispiel M&A-Markt & Banken
So ist die Zahl der Transaktionen mit österreichischer Beteiligung im Jahr 2022 von 318 auf 311 nur leicht gesunken. „Das ist ein Minus von lediglich zwei Prozent”, sagt Albert Hannak, Partner bei Deloitte Österreich.
Auch die heimischen Banken sind auf Erfolg gebürstet und glänzen mit saftigen Gewinnen – mehr dazu weiter hinten in dieser Ausgabe.
Sie liegen damit im europäischen Trend. Denn der Nettogewinn der nach Bilanzsumme zehn größten US-Kreditinstitute sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24% auf 140 Mrd. €. Europas zehn Top-Banken verzeichneten hingegen ein Gewinnplus von knapp vier Prozent auf 72 Mrd. € und erreichten damit ein Zehn-Jahres-Hoch.
Ordentlich Geld verdient wird auch bei den österreichischen Versicherern; auch dazu mehr auf den folgenden Seiten.
Generell hat sich die Lage quer durch die Bank entspannt; es scheint fast, als habe man sich an den permanenten Krisenmodus gewöhnt. Das zeigt sich auch in einer Deloitte-Studie: Österreichs Finanzvorstände atmen nach schwierigen Monaten langsam auf, so der Tenor. Die wirtschaftliche Unsicherheit bereitet zwar rund einem Drittel der Unternehmen nach wie vor Sorgen, der Rekordwert von vergangenem Herbst mit 51% wurde damit aber deutlich unterboten.
Der Rubel rollt wieder
Der leichte Aufschwung spiegelt sich auch beim Investitionsklima wider: Während vor einem halben Jahr noch 74% der Befragten davon ausgingen, dass sich das Investitionsklima in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern wird, ist aktuell noch die Hälfte der Finanzvorstände dieser Meinung. 13% glauben in naher Zukunft sogar an eine Verbesserung.
Auch in den für Österreich so wichtigen CEE-Staaten scheint das Schlimmste überstanden: Von der relativen Resilienz Osteuropas profitiert die österreichische Wirtschaft. Der Wert der heimischen Exporte in die EU-Mitgliedsstaaten der Region und die sechs Westbalkan-Länder stieg zusammengenommen zwischen Jänner und Oktober 2022 im Jahresvergleich um 24% und damit sogar stärker als die Gesamtexporte (+18%) oder die Ausfuhren nach Deutschland (+17%).
Auch bei der Teuerung gibt es positive Nachrichten: Die Inflation ist im März endlich wieder unter die Zehnprozentmarke gefallen. Gesunkene Treibstoff- und Heizölpreise drückten sie auf 9,2%, gab die Statistik Austria bekannt; im Februar hatte die Teuerung noch 10,9% betragen, im Jänner sogar 11,2%. „Lebensmittel haben sich im März 2023 weniger stark verteuert als im Februar, in der Gastronomie blieben die Preissteigerungen hingegen nahezu unverändert hoch”, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Bewirtungsdienstleistungen verteuerten sich im März gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um 13,7%.
Gutes Rating für die Republik
Vor diesem Hintergrund navigiert auch das Staatsschiff und seine Finanzen auf sicherem Kurs: Die Creditreform Rating AG hat nicht nur die Ratings für vorrangige, unbesicherte Schuldtitel in aus- und inländischer Währung der Republik mit „AA+” bestätigt, sondern auch den Ausblick auf stabil belassen.