Die Zeiten starken zweistelligen Wachstums sind zwar vorbei, meint der Vorstandsvorsitzende des Kartenanbieters card complete, Heimo Hackel, aber: „Sieben, acht oder auch neun Prozent sind immer noch drin – und ich denke, das wird auch noch eine zeitlang so weitergehen, weil der Bargeldanteil in Österreich noch immer ein extrem hoher ist.” Vom dualen Markt mit nur zwei Anbietern bei den Karten habe man sich entfernt: „Es gibt auf der Kartenausgabenseite immer mehr Anbieter wie schon länger in Österreich tätige Banken, die Karten auflegen oder Ausländer, die den Markt bearbeiten möchten.”
Er sieht vor allem die Akzeptanzseite dicht besetzt: „Das Konkurrenzfeld ist seit vielen Jahren ein sehr breites. So um die 30 werden es schon sein, die ihre Dienste im großen Volumen oder auch nur vereinzelt anbieten”, so Hackel. Aber Wettbewerb sei nichts Erschreckendes oder Neues, sagt der Vorstandsvorsitzende des Marktführers mit 14 Mrd. € Umsatz (siehe Kasten): „Wir haben uns im Verhältnis zu einigen, die historisch gesehen im einen oder anderen Segment vielleicht etwas höhere Marktanteile hatten, ganz gut entwickelt.”
Die Strategie von card complete setzt auf Servicequalität, auf persönlichen Kontakt und Kontaktpflege. „Was die Produktgestaltung betrifft, wollen wir den Kunden keinen Overload aufbürden, sondern mit einfachen, verständlichen, aber sehr brauchbaren Services das Produkt rund ums Zahlen anreichern, einen Mehrwert darstellen und diesen über einen langen Zeitraum – teilweise schon Jahrzehnte – auf einem hohen Niveau weiterentwickeln”, erläutert Heimo Hackel. „Das ist ein Element, das uns auch in Zukunft helfen wird, uns nicht nur am Markt zu behaupten, sondern unsere Position kontinuierlich –nicht revolutionär, sondern evolutionär – auszubauen.”
Die faire Bepreisung der Angebote ist für Hackel ein wesentliches Element, um auf einem zu 100% gesättigten Markt zu reüssieren: „Würde man auf eine ordentliche Bepreisung verzichten und nur darauf achten, dass Menge in den Markt kommt, wäre es überhaupt kein Problem, die Kartenanzahl zu verdoppeln oder zu verdreifachen”, ist der card complete-CEO überzeugt. „Wir sehen bei einigen Mitbewerbern, dass man mit dem Verzicht auf ein faires Entgelt zwar Plastik in den Markt bringt – doch das ist ziemlich totes Plastik, mit dem sehr wenig gemacht wird. Offenbar wird das so auf dem Markt empfunden: Was nix kost´, is nix wert.”
Viel Plastik, wenig Umsätze
Wo ein Weg des Verteilens gefunden wurde, ist die Zahl der Karten zwar dramatisch gestiegen, aber das Umsatzvolumen – und damit der Geschäftserfolg – konnte in keiner Weise damit Schritt halten, erläutert der Vorstandsvorsitzende.
Für Hackel liegt die Basis für ein erfolgreiches Agieren am Markt nicht darin, Österreich mit Plastik zu überschwemmen: „Wir wollen es Menschen anbieten, die das Produkt brauchen, die es auch langfristig verwenden können, weil sie über eine entsprechende ökonomische Basis verfügen. Denn das Letzte, was wir wollen, ist, sie in eine Schuldensituation zu treiben – ganz im Gegenteil, wir wollen den Menschen helfen, einen besseren Überblick über ihre Ausgaben mit der transparenten Gestaltung unserer Produkte zu gewinnen.”
Der Erfolg gibt Hackel recht, denn die Verwendungshäufigkeit der Karten von card complete ist von 2015 auf 2016 wieder zweistellig gewachsen: „Wenn man die richtige Zielgruppe anspricht und Menschen für das Produkt begeistert, die dann auch damit etwas tun wollen und damit etwas tun werden, gibt uns das die Möglichkeit, noch größere Verbesserungen, Sicherheit und Bequemlichkeit am Markt anbieten zu können”, erläutert Heimo Hackel die Strategie von card complete.
Expansion nach Deutschland
Mit dem Kauf von Diners Club, der ältesten Kreditkarte der Welt, ist man dabei, am deutschen Markt stärker Fuß zu fassen: „Da wird sich in den nächsten Jahren noch einiges tun. Wir denken, dass sich das mittel- bis langfristig noch sehr gut entwickeln wird und eine tolle Ergänzung im Premiumangebot für unser bestehendes Portfolio ist”, ist der card complete-CEO überzeugt.
Die DC-Bank, verantwortlich für den Vertrieb der Diners Club-Karten und inzwischen eine 99,94%ige Tochterfirma der card complete, ist nicht nur in Deutschland aktiv, sie hat auch Tochtergesellschaften in Polen, der Slowakei und der Tschechischen Republik. „Hier ist man auch über die Grenzen hinweg aktiv”, sagt Hackel.
Bezahlen mit dem Handy ist in Österreich noch nicht der Renner: „Beim mobilen Bezahlen sehen wir einen großen Unterschied zwischen den Märkten. Dort, wo es keine breitflächige Zugangsmöglichkeit für Kunden zu organisierten Bankdienstleistungen wie dem Zahlungsverkehr gibt, greifen Menschen zu Alternativen wie m-pesa, eine mobile Bankinglösung, die in einigen afrikanischen Staaten Millionen User hat. So hat man Zugang zu den Bankdienstleistungen erhalten. In anderen Märkten, wo es Banken gibt, wie wir sie kennen, ist die Akzeptanzgeschwindigkeit eine geringere”, erläutert der card complete-Boss. „Das mag auch damit zusammenhängen, dass es zwar eine Vielzahl von technisch ausgefeilten Lösungen gibt, viele dieser Lösungen aber noch immer auf der Suche nach dem Problem sind, das sie lösen können.”
Mobil oder Karte
Erfahrungswerte aus vielen Märkten zeigen, dass bei den Konsumenten noch nicht so ganz angekommen ist, was jetzt der Riesenmehrwert im Vergleich zu einer Card ist, mit einem Mobiltelefon zu bezahlen, meint Hackel: „Die letzten Zahlen, die ich aus den USA von einem dort sehr erfolgreichen Anbieter solcher Lösungen gesehen habe, lagen doch in einem überraschend niedrigen Bereich.”
Eine Akzeptanz der Neuauflage des vor rund zwei Jahren erfolgreich gestarteten Versuchs durch die Konsumenten, der von technischer Seite her mehr Flexibilität bieten würde, wagt Hackel zurzeit nicht abzuschätzen: „Das Thema geht sicher über das reine Bezahlen hinaus – Stichwort Big Data. Wir haben in 32 Jahren bewiesen, dass wir mit Daten sehr verantwortungsvoll umgehen. Auf Konsumentenseite stellt sich die Frage, wie neue Spieler, die ins Feld kommen und einen Teil des Geschäfts haben wollen, mit bestimmten Themen umgehen. Das meine ich jetzt nicht negativ oder kritisch, aber das ist eine legitime Frage, die von Konsumentenseite kommt – Vertrauen, das wir über viele Jahre aufgebaut haben, müssen sich andere erst erarbeiten. Wenn sie längerfristig aktiv sein wollen, werden sie das auch tun.”
Der Onlinehandel ist zurzeit im Kartengeschäft ein extremer Wachstumstreiber: „Wie er in Zukunft zulegen wird, ist noch nicht abzuschätzen. Denn ein Aspekt, der uns sehr beschäftigt, ist der Sicherheitsaspekt. Wir investieren sehr viel, um die Sicherheit aufrechterhalten zu können; leider ist eCommerce anfällig für Attacken von allen Seiten”, erläutert Hackel. Diese werden mit dem „Internet der Dinge” zunehmen. Der card complete-CEO setzt hier auf neue Regulative für User, um das Sicherheitsbewusstsein zu erhöhen. (red)