Gesundheitsakte startet in die nächste Runde
© Sabrina Feige Team
HEALTH ECONOMY Chris Radda und Martin Rümmele 19.01.2018

Gesundheitsakte startet in die nächste Runde

ELGA-Manager Martin Hurch zieht eine positive Bilanz der Gesundheitsakte und kündigt nächste Schritte an.

••• Von Chris Radda und Martin Rümmele


WIEN. Martin Hurch ist Leiter Technik & Betrieb der Elga GmbH. Im Inter­view skizziert er die nächsten Schritte.

medianet: Wie sieht Ihre bisherige Bilanz von ELGA aus?
Martin Hurch: Im stationären Bereich bei den versorgungsrelevanten Spitälern sind wir gut aufgestellt; hier läuft ELGA. Schon 50% der Bevölkerung hatten mittlerweile Kontakt mit ELGA. Das ist ein riesiger Erfolg. Es sind bereits mehr als rund 12 Mio. Befunde verfügbar. Der nächste große Schritt ist der Rollout im niedergelassenen Bereich. Erfolgen wird das nach Bezirken im März und April, beginnend mit der Steiermark.

medianet: Wo liegen die Herausforderungen dafür?
Hurch: Wir müssen schauen, dass die, die das durchführen – also die Softwarehersteller –, das kapazitätsmäßig schaffen. Deshalb wird das Schritt für Schritt umgesetzt. Abgeschlossen sein sollte der Rollout im niedergelassenen Bereich bei den Ärzten und Apotheken bis 2019.

 

medianet: Wie sind die Details?
Hurch: Den Vorarlbergern war das etwas zu spät, deshalb gab es Abstimmungen zwischen Ärzte-, Apothekenkammer, Land und Krankenkasse für die e-Medikation, die hier im Februar starten soll. Dort wo es Pilotierungen in einem Friendly-User-Programm gab, bekamen wir anfänglich viele Verbesserungswünsche und letztendlich positive Rückmeldungen. Kernpunkt ist vor allem die Usability für den Arzt.

medianet: Wie funktioniert die Umsetzung bisher?
Hurch: Eine Herausforderung ist die einheitliche Struktur, die erfordert, dass alle lernen damit umzugehen. Dazu braucht es eine einheitliche Kultur des Schreibens der Arztbriefe, was natürlich für viele eine Umstellung ist. Das braucht ein Umlernen, weil der Schreibende auch der Konsument von anderen Schreibenden ist, und auch Patienten ihre Gesundheitsdaten jederzeit lesen können. Das ist in vielen Teilen ein Kulturwandel, im Hintergrund, damit das System Sinnvolles stiften kann.

medianet: Also neue Normen?
Hurch: Ja, die Folge ist eine gemeinsame Sprache. Durch einheitliche Standards etwa in der Codierung kommt es auch zu einer Erhöhung der Patientensicherheit, weil Fehler in der Übertragung von Daten, die früher unterschiedlich erfasst wurden, wegfallen. ELGA ist also nicht einfach nur eine Transportschiene von Daten, sondern auch eine inhaltliche Normierung.

medianet: Wie viele Menschen haben sich abgemeldet?
Hurch: Wir haben derzeit rund 265.000 Personen, die aus dem System herausoptiert haben, der Großteil davon – 238.000 – bereits vor dem ELGA-Start. In internationalen Opt-out-Systemen geht man von 7-9% aus. Wir liegen bei etwa 3% und zwar stabil.

medianet: Wo hoch ist die Sicherheit des Systems?
Hurch: Ich sage: Mit ELGA wird die Gesundheitsdaten- verarbeitung um Dimensionen sicherer, weil die Teilnahme sehr strenge Sicherheitsregeln voraussetzt und die Datenspeicherung nicht mehr an Orten wie einer einzelnen Ordination erfolgt. Systeme wie ELGA müssen in professionellen Datenzentren laufen und sind hier ganz anders geschützt.

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