NEW YORK/WIEN. Der Viagra-Hersteller Pfizer und der Botox-Produzent Allergan fusionieren zum weltgrößten Arzneimittelhersteller. Kurz vor Jahresende steigt damit das Übernahmefieber in der Pharmabranche noch einmal deutlich an: Mit der Rekordübernahme übertrifft die Branche ihren Vorjahresrekord von einem Gesamttransaktionsvolumen von mehr als 500 Mrd. USD bereits jetzt deutlich. Allein der Pfizer-Allergan-Deal kommt auf ein Volumen von 160 Mrd. USD (149,70 Mrd. €).
Die zwei Pharmakonzerne kämen nach ihrem Zusammenschluss auf einen Jahresumsatz von rund 60 Mrd. USD (56,14 Mrd. €). Damit holt sich Pfizer wieder Platz eins vom Schweizer Konkurrenten Novartis zurück, der im Vorjahr mit rund 58 Mrd. USD die Branche angeführt hat. Der schweizerische Pharmakonzern Roche setzte im vergangenen Jahr 47,5 Mrd. CHF (43,80 Mrd. €) um.
Angetrieben wird die Übernahmewelle durch die Billiggeldschwemme der Notenbanken rund um den Globus; das Zinsniveau für Firmenanleihen ist dadurch stark gedrückt. Auch eigene Aktien sind angesichts gestiegener Börsenbewertungen – wie nun auch wieder bei Pfizer und Allergan – eine immer beliebtere Währung. Selten waren die Konditionen so günstig wie heute. In der Pharmabranche sorgen die Sparmaßnahmen der Regierungen im Gesundheitssektor sowie der Ablauf von Patenten für zusätzlichen Fusionsdruck.
Und auch steuerliche Aspekte spielen eine immer wichtigere Rolle. Pfizer etwa verspricht sich durch den Zukauf vor allem auch steuerliche Vorteile. Um diese zu sichern, ist die Transaktion so gestaltet, dass Allergan mit dem steuerlich günstigeren Firmensitz in Irland formell den größeren Konzern aus New York kauft.
„Ein Zusammenschluss ist aus steuerlichen Aspekten und mit Blick auf die Erweiterung des Produktportfolios sinnvoll”, betonte Independent Research-Analyst Bernhard Weininger. Unter der Bedingung einer deutlich gedrückten Steuerlast dürfte die Übernahme auch langfristig für die Aktionäre Wert schaffen. Entscheidend sei aber, dass die US-Behörden den Konzernen keinen Strich durch die Rechnung machen. (APA/iks