Pflege auf Reserve
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Nur 3,6% des Pflegepersonals geben an, dass die eigene Station in den letzten Monaten angemessen besetzt war.
HEALTH ECONOMY Redaktion 21.10.2022

Pflege auf Reserve

Der aktuelle Pflegemangel führt zu einer unvollständigen Versorgung der Patienten. Das zeigt eine aktuelle Studie.

••• Von Katrin Grabner

WIEN. 84% des Pflegepersonals können ihre Patienten nicht vollständig versorgen. Grund dafür ist der aktuelle Pflegemangel, zeigt eine Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität. „Was wir in der Pflege schon lange gefühlsmäßig wahrnehmen und beklagen, ist jetzt mit Zahlen belegt. Es ist Zeit zu handeln”, unterstreicht Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV), die Bedeutung des Studienergebnisses.

1.000 Pflegepersonen von Allgemeinstationen in österreichischen Krankenhäusern wurden für die „MissCare-Studie” zu den Auswirkungen des Pflegemangels befragt. Die Antworten zeichnen ein besorgniserregendes Bild: Emotionale Unterstützung von sowie Gesprächsführung mit Patienten und Angehörigen gehören zu den Tätigkeiten, die am häufigsten rationiert werden müssen – über 60% der Befragten gaben dies an. Knapp die Hälfte der Pflegenden müsse außerdem immer wieder auf die Überwachung von kognitiv beeinträchtigten Patienten, die Beratung und Schulung zu Entlassung sowie das Mobilisieren von Patienten verzichten.
Die sogenannte implizierte Rationierung von Patiententätigkeiten sei auf eine unangemessene Pflegepersonalbesetzung zurückzuführen – nur 3,6% geben an, dass die Besetzung in den vergangenen drei Monaten auf ihrer Station angemessen war. Bei 50,4% war die Personalbesetzung selten angemessen, bei 17,4% nie. Das würde in Folge auch die Patientensicherheit gefährden.

Patientensicherheit leidet

Ebenfalls alarmierend: Knapp drei Viertel der Befragten geben an darüber nachzudenken, den Pflegeberuf zu verlassen. „Die eindeutigen Zusammenhänge zwischen dem Weglassen grundsätzlich notwendiger Pflegeversorgung, fehlender Pflegepersonalressourcen, geringer Arbeitszufriedenheit und der Absicht von Pflegepersonen, den Pflegeberuf zu verlassen, sollen nun Konsequenzen für pflegewissenschaftliche Forschung in Österreich und für die weitere Entwicklung der Rolle professioneller Pflege nach sich ziehen”, fasst Studienautorin Ana Cartaxo die Bedeutung der Ergebnisse zusammen.

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