••• Von Katrin Grabner
Die Stärke des US-Dollars wirkt sich nach wie vor nachteilig auf die Ergebnisse der Pharmaindustrie aus. So stiegen die Umsätze des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson zwar um 1,9% auf 23,8 Mrd. USD an – währungsbereinigt lag das Wachstum aber um 6,2 Prozentpunkte höher bei 8,1%. Der bereinigte Nettogewinn sank um 2,7% auf rund 6,8 Mrd. USD. Nach zweimaligem Herabsetzen der Prognosen im Laufe des Jahres wurden sie diesmal bekräftigt: Der währungs- und portfoliobereinigte Umsatz soll um 6,7 bis 7,2% steigen, was ein Plus von um die sieben Prozent bedeuten würde.
Prognosen unverändert
Gegenwind aufgrund des starken Dollars bekommt auch der Schweizer Pharmakonzern Novartis zu spüren. Der ausgewiesene Nettoumsatz sank im dritten Quartal um vier Prozent auf 12,5 Mrd. USD. Zu konstanten Wechselkursen ergab sich hingegen ein Anstieg um vier Prozent. Unter dem Strich blieb ein operativer Betriebsgewinn von 2,2 Mrd. USD übrig – ein Minus von 33% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mit 1,6 Mrd. USD fiel der Konzerngewinn um 43% niedriger aus, was nicht nur an dem geringeren operativen Gewinn lag, sondern nach wie vor auch an dem verkauften Roche-Anteil. Die Prognosen blieben bei Umsatz und Gewinn unverändert im niedrig einstelligen Prozentbereich.
Sinkende Corona-Absätze
Nicht nur der gestiegene Wert des Dollars, sondern auch langsam nachlassende Geschäfte mit Corona-Medikamenten und -Impfstoffen machen sich bei den Quartalszahlen der Phamarindustrie bemerkbar. Beim Schweizer Pharmakonzern Roche ließen die Corona-Umsätze merklich nach, dank starker Verkäufe bei neuen (nicht-Corona-relevanten) Medikamenten setzte Roche sein moderates Wachstum fort. Von Jänner bis September setzte das Unternehmen 47 Mrd. CHF um, ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.
Pharmariese Pfizer aus den USA konnte im dritten Quartal noch auf die Stärke des Corona-Impfstoffes mit Biontech setzen, welcher als Wachstumstreiber fungierte. Die Jahresziele wurden angehoben – 2022 erwartet Pfizer statt 98 Mrd. USD Umsatz nun 99,5 Mrd. USD. Die Pandemie-Entwicklungen geben dem Unternehmen scheinbar dennoch zu denken: Fast zwei Jahre nach dem großen Run auf SARS-CoV2-Impfstoffe gehen Impfungen weltweit stark zurück. Der US-Konzern möchte deshalb seine Impfstoffpreise massiv erhöhen (siehe Meldung rechts).
MSD erhöht Prognosen
Auftrieb trotz Gegenwind gibt es beim US-Pharmakonzern Merck & Co (in Europa MSD). Dank starker Geschäfte mit seinen wichtigsten Arzneimitteln erwartet der Konzern nun Erlöse von 58,5 bis 59 Mrd. USD – das wäre ein Wachstum von 20 bis 21%, verglichen mit dem Jahresumsatz 2021. Im dritten Quartal stiegen die Umsätze um fast 14% auf 15 Mrd. USD. Der starke Dollar macht sich aber auch hier bemerkbar: Ohne Währungseffekte wäre der Anstieg weit höher gewesen.
Merck erwägt Zukäufe
Der Namensvetter aus Deutschland, Pharma- und Chemiekonzern Merck, freut sich ebenfalls über starke Entwicklungen. Auch wenn das „volatile Umfeld” ein „Stresstest” sei, denke man über größere Zukäufe ab 2023 nach. „Wir haben eine Kapazität von 15 bis 20 Mrd. Euro”, sagt Konzernchefin Belén Garijo. Details gäbe es noch keine, man schaue sich am Markt um. Sollte es zu einer größeren Übernahme kommen, wolle man vor allem die wichtigsten Wachstumstreiber stärken – dazu zählen das durch die Übernahme des US-Konzerns Versum Materials 2019 dazugewonnene Halbleitergeschäft, aber auch die Herstellung neuer Medikamente. Trotz schwacher Konjunktur und eines nachlassenden Schubs durch die Pandemie bestätigt das Unternehmen seine mittelfristigen Ziele: Bis 2025 will Merck den Umsatz auf 25 Mrd. € steigern. 2021 lag der Erlös bei 19,7 Mrd. €.