••• Von Helga Krémer
Die Industriellenvereinigung und Accenture konnten bereits in ihrer letzten Studie „Raise the Curve – mit Digitalisierung zu mehr Resilienz und Wachstum” zeigen, dass österreichische Unternehmen die Digitalisierung als Instrument zur Bewältigung der Krise erfolgreich genutzt haben: Je stärker digitalisiert, desto besser kommt es durch die aktuelle Coronakrise.
Nun haben sich die Industriellenvereinigung und Accenture wieder zusammengetan, um gemeinsam den (mittelfristigen) Zusammenhang zwischen dem Digitalisierungsgrad von Unternehmen und ihrem Geschäftserfolg zu untersuchen. Unterstützt wurden sie dabei mit statistisch-ökonometrischen Analysen durch das Economica Institut für Wirtschaftsforschung.
Ergebnisse der Studie
Mit der Studie „Die digitale Dividende” belegen die Industriellenvereinigung und Accenture, dass die Digitalisierung nachweislich einen Wachstumsschub bringt, Arbeitsplätze schafft und sichert, die Wertschöpfung und die heimische Fertigungstiefe stärkt sowie Investitionen forciert. „Digitalisierung zahlt sich aus, denn sie führt zu einem direkten, messbaren Geschäftserfolg. Es gibt die digitale Dividende”, erklärt Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich: „Mit einem zunehmenden Grad an Digitalisierung fällt die Unternehmens-Performance immer besser aus.”
„Konkret erreichen digitalisierte Unternehmen im Durchschnitt ein mehr als drei Mal so hohes Umsatzwachstum im Vergleich zu nicht digitalisierten Unternehmen”, erläutert Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, und fügt an: „Die Umsatzsteigerung pro Digitalisierungsstufe beträgt 8,3 Prozent.”
Für die Studie wurde der Digitalisierungsgrad in vier Stufen unterteilt: Stufe 0 ist „digital blind”. Ein Großteil der Datenspeicherung und der Informationsübermittlung erfolgt papierbasiert. Stufe 1 steht für „digital abbilden” – IKT kommt im Bereich der Arbeits- und Hilfsmittel, etwa E-Mail, zum Einsatz. Die Stufe 2 heißt „digital agieren”. Diese Betriebe nutzen ihre Daten, verfügen über eine digitale Prozessoptimierung, aber die Entscheidungen liegen noch beim Menschen.
Die Stufe 3 bedeutet „digital autonom”. Es werden datenbasierte Produkte und Dienstleistungen verkauft, Prozesse sind automatisiert und datengestützt, Entscheidungen können auch automatisiert getroffen werden. Auf dieser Stufe stehen die digitalen Geschäftsmodelle im Fokus.
Die in der Studie befragten Unternehmen wurden den jeweiligen Stufen zugeordnet: Das durchschnittliche Umsatzwachstum lag bei Stufe 0 bei 3,9%, bei Stufe 1 bei 13% und bei den Stufen 2 und 3 bei 15,3%.
Digitalisierung bringt Umsatz
Die erwarteten Umsatzanteile digitaler Produkte in den nächsten fünf Jahren liegen um 12,5 Prozentpunkte höher für die Digitalisierungsvorreiter. Bei den „digital blinden” Unternehmen führen die digitalen Komponenten lediglich zu einer Anteilsausweitung von 5,5 Prozentpunkten. „Je höher der Digitalisierungsgrad ist, desto mehr Umsatzwachstum durch Digitalisierung ist zu erwarten. Das größte Potenzial haben damit nicht jene Unternehmen, die auf der Stufe 0 sind, sondern jene, die in der digitalen Transformation schon weit vorangegangen sind. Der Nutzen der Digitalisierung potenziert sich, neuerliche Investitionen zahlen sich weiterhin aus”, so Helmenstein.
Investitionen vs. Kosten
Je höher der erzielte digitale Reifegrad, desto höher sei die digitale Dividende, erläutert Zettel und betont, dass in der Studie „positive Mehrrundeneffekte” zu erkennen seien. „Diese Ergebnisse zeigen, dass Investitionen in die digitale Transformation kein reiner Kostenfaktor sind und nicht in den Bereich des CFO gehören, sondern ganz klar die nächste Dimension ansprechen und damit CEO-relevant sind. Investitionen in Digitalisierung bedeuten nicht nur Effizienzsteigerung, sondern vor allem Umsatzwachstum”, sagt Zettel.
Die Umsatzrentabilität von Digitalisierungs-Investitionen bei den Innovationsführern liegt bei 45%, bei Nachzüglern beträgt der Vergleichswert 25%.
Arbeitsplatzmythen
Die Digitalisierung hat oft das schlechte Image eines Jobkillers. In Wahrheit sind digitale Vorreiter Jobmotoren. Digitalisierte Unternehmen verzeichnen ein bis zu 7,2 Prozentpunkte höheres Mitarbeiterwachstum. „Die Anwendung digitaler Technologien und Geschäftsmodelle generiert ein nachhaltiges Wachstum, da sich diese sowohl auf die Produktivität als auch auf das Beschäftigtenwachstum positiv auswirkt”, erläutert Michaela Zalesak, Researcherin des Economica Instituts.
Um die Digitalisierungslücke zu schließen, sollten bzw. könnten Unternehmen auf digitale Plattformen setzen. Deren Nutzung wirke laut Philipp Krabb, Manager Research bei Accenture, bereits jetzt positiv auf den Umsatz.
Digitalisierung zahle sich jedenfalls für alle Unternehmen aus, denn: „Mit der Studie konnte nachgewiesen werden, dass Unternehmen, die stärker in Digitalisierung investiert haben, auch stärker durch Umsatz- und Produktivitätswachstum profitieren konnten”, so Krabb.