Digitalisierung ist noch kein Jobkiller
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Dagmar Dirzus, GMA-Geschäftsführerin: Trotz Automatisierung ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland bisher gesunken.”
INDUSTRIAL TECHNOLOGY 12.02.2016

Digitalisierung ist noch kein Jobkiller

Der prognostizierte massenhafte Wegfall von Arbeitsplätzen ist bisher noch nicht eingetreten; ob er verhindert werden kann, hängt von den richtigen Entscheidungen ab.

••• Von Britta Biron

FRANKFURT. Eine vor Kurzem präsentierte Studie des Weltwirtschaftsforums zeichnet ein düsteres Bild. Weltweit könnten durch die Digitalisierung und Automatisierung bis 2020 weltweit sieben Millionen Arbeitsplätze überflüssig, dagegen nur zwei Millionen neue geschaffen werden. Macht unter dem Strich ein Minus von fünf Millionen Jobs, vor allem in den Bereichen Verwaltung und Verkehr.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das in seiner Analyse die Lage in Deutschland untersucht hat, kommt zwar in Summe auf eine rote Null, erwartet aber große Umschichtungen, von denen fast eine Million Arbeitsplätze betroffen sein werden.
Und laut einer Untersuchung von A.T.Kearney wird innerhalb der nächsten 20 Jahre fast die Hälfte der heutigen Jobs der Digitalisierung zum Opfer fallen.
Für Dagmar Dirzus, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik (GMA), besteht derzeit aber kein Anlass zu übertriebener Sorge; das zeige eine neue Studie des Instituts für Innovation und Technik (iit). „Darin bestätigt sich, dass die Umfänge der digitalen Tätigkeiten in den einzelnen Berufsgruppen bislang noch keine Auswirkungen auf die Entwicklung der Beschäftigung gehabt haben.”
Das Wort „noch” impliziert allerdings einen dringenden Handlungsbedarf, einerseits bei der Organisation der Arbeit in den Unternehmen als auch der Neuausrichtungen der Unternehmen am Markt.

Weiterbildung ist essenziell

Denn tiefgreifende Folgen für die Arbeitswelt werden die neuen Technologien mit Sicherheit bringen. So werden monotone, körperlich anstrengende oder potenziell gefährlich Tätigkeiten zunehmend von Maschinen übernommen. Der menschliche Arbeiter fungiert als Überwacher. Ein anderer Trend, der sich abzeichnet, ist die engere Kooperation zwischen Mensch und Maschine, die nicht weniger, sondern mehr und vor allem hoch qualifiziertes Personal erfordert.

Fest steht auch, dass sich die Anforderungen an die menschliche Arbeit radikal ändern werden. Arbeitnehmer müssen daher bereit sein, neue Fähigkeiten zu erlernen, und die Unternehmen müssten ihrerseits entsprechende Weiterbildungen anbieten bzw. fördern.

Die Chancen jetzt nutzen

Dirzus dazu: „Gerade die mit der Digitalen Transformation einhergehenden technologischen Innovationen lassen einerseits neue Produktionstechnologien und -organisationen zu, andererseits schaffen sie Freiräume für die Nutzung menschlicher Kreativität. Wir müssen uns diese Freiräume jedoch mit den richtigen Entscheidungen in Bezug auf die Wertschöpfungsprozesse, die soziotechnischen Systeme, die Arbeitsorganisation und die Managementsysteme noch erarbeiten.”

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