Echtzeitprognosen für Logistikplanung
© obs/HPI Hasso-Plattner-Institut/Dirk Laessig
Anne Baumgraß, Marian Pufahl (Mitte) und Andreas Meyer haben die neue Synfioo-Softwarelösung entwickelt.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY 02.10.2015

Echtzeitprognosen für Logistikplanung

Neue Software des Hasso-Plattner-Instituts verknüpft interne ­Informationen mit verkehrsrelevanten Verkehrsdaten und hilft ­Logistikunternehmen bei der Kosten- und CO2-Einsparung.

••• Von Britta Biron

POTSDAM. Möglichst schnell, möglichst günstig und mit möglichst geringer Umweltbelastung – die Routeplanung stellt hohe Anforderungen an die Logistiker. Doch selbst die beste Planung kann durch unvorhergesehene Ereignisse wie Staus, Umleitungen, Schlechtwetter, Demonstrationen, technische Störungen an Umladestationen oder Unfälle über den Haufen geworfen werden.

„Eines der bislang größten Probleme ist, dass bestehende Systeme erst dann Auskunft über Verspätungen geben, wenn diese bereits eingetreten sind, Lkws also im Stau stehen”, erklärt Anne Baumgraß, Forscherin am Hasso Plattner Institut, die gemeinsam mit ihren Kollegen Andreas Meyer und Marian Pufahl jetzt ein neues System entwickelt hat, das diese Schwachstelle eliminiert.

Mehr Effizienz

Grundlage dafür sind moderne Complex Event Processing-Technologien (CEP), welche die aktuellsten, sich ständig verändernden Informationen aus dem Unternehmen mit jenem aus dem Internet zusammenführen und blitzschnell auswerten.

Die Planer erfahren so zum Beispiel sofort, ob und wie lange sich ein Lkw in einem Stau befindet und in welchem Maß sich dadurch der ganze Transportweg verzögert. „Unsere Plattform ermöglicht es auch, dass die Kommunikation zwischen den vielen Schnittstellen entlang des gesamten Transportwegs erleichtert wird”, nennt Pufahl einen weiteren Vorteil der neuen Lösung.
Das System ermöglicht es sogar, eine Störung vorherzusehen, bevor diese tatsächlich eintritt
„Wir sind beispielsweise mit Blick auf den Eurotunnel zwischen Frankreich und England mittlerweile in der Lage, von hohen Windstärken aus schlusszufolgern, ob Fähren ausfallen und dadurch mit Staus im Tunnel zu rechnen ist; ­dadurch können Routen frühzeitig optimiert werden”, so Meyer.
Diese effizientere Routenplanung vermeidet Zusatzkosten und reduziert zudem den CO2-Ausstoß.

Start des Praxistests

Entstanden ist die Idee im Rahmen der Forschung am HPI-Fachgebiet von Professor Mathias Weske für das EU-Projekt GET Service (Green European Transportation). Es fördert die Entwicklung effizienterer, CO2-optimierter Transporte. Mit dem Projekt haben die drei Nachwuchswissenschaftler in diesem Jahr bereits erfolgreich am Brandenburger Senior Coaching Service-Wettbewerb (Sonderpreis) sowie am Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (3. Platz) teilgenommen.

Seit 1. Oktober läuft ein Pilotprojekt mit einem Transportunternehmen, um das System in der Praxis zu testen. Im Herbst nächsten Jahres soll die Plattform dann international unter dem Namen „Synfioo” auf den Markt gebracht werden.

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