••• Von Helga Krémer
Mit Beginn des vierten Quartals hat sich der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) gegenüber dem Vormonat auf 46,6 Punkte verschlechtert und liegt damit nun klar unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Insbesondere die stark sinkenden Auftragseingänge aus dem In- und Ausland dämpfen die Aussichten für die österreichischen Industriebetriebe, die bereits den fünften Monat in Folge mehrheitlich angaben, ihre Produktion im Vergleich zum Vormonat gekürzt zu haben. Das Auftrags-Lager-Verhältnis verschlechterte sich im Oktober erneut und macht weiter klar, dass bei aktuellem Befüllungsstand der Verkaufslager die wenigeren Aufträge auch mit geringeren Produktionskapazitäten erfüllt werden können.
Die Produktion dürfte somit in den kommenden Monaten also weiter sinken, voraussichtlich sogar mit höherem Tempo als bisher.
Industrie in Rezession
Der Pessimismus in der österreichischen Industrie hat sich zu Beginn des vierten Quartals deutlich erhöht.
„Die steigenden Einkaufspreise insbesondere für Energie, höhere Finanzierungskosten und die nachlassende Nachfrage haben die Geschäftsaussichten auf Jahresfrist wieder verringert und auf den niedrigsten Wert seit dem Höhepunkt der Coronakrise im Frühjahr 2020 gesenkt. Der Erwartungsindex nahm jedoch nur geringfügig auf 36,2 Punkte ab”, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die heimische Industrie ist zwar offensichtlich bereits in eine Rezession eingetreten. Die weitgehende Stabilisierung der Geschäftserwartungen, der widerstandsfähige Arbeitsmarkt, die Entspannung der Lieferprobleme und die Aussicht auf eine schrittweise Beruhigung der Kostendynamik stützen unsere Annahme einer nur relativ kurzen und milden Schwächephase der österreichischen Industrie über den Winter.”
Ein Lichtblick bleibe für Bruckbauer die noch anhaltende positive Beschäftigungsentwicklung.
Europäische Ebene
Der Abwärtstrend in der österreichischen Industrie verläuft in gleichem Tempo wie auf gesamteuropäischer Ebene.
„Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Industrie des Euroraums ist im Oktober ebenfalls auf 46,6 Punkte gesunken. Im Vergleich zur europäischen Entwicklung zeigte sich in Österreichs Industrie im Oktober jedoch ein etwas stärkerer Einbruch der Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland. Dagegen war die Lage am Arbeitsmarkt klar besser als im Euroraum. Im Detail lag das österreichische Umfrageergebnis damit näher an jenem in Deutschland, das jedoch insgesamt mit einem Rückgang des Einkaufsmanagerindex auf 45,7 Punkte eine etwas stärkere Verlangsamung der Industriekonjunktur als in Österreich signalisiert”, sagt Bruckbauer.
Wie es weitergeht
Nach einem Anstieg der Industrieproduktion aufgrund der starken ersten Jahreshälfte um bis zu fünf Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria, unter der Annahme keiner weiteren geopolitischen Eskalation, bedingt durch einen schwachen Start eine Stagnation der heimischen Industrie im Gesamtjahr 2023.
Angesichts der Gaskrise und anhaltend hoher Preise zeichnet auch die EZB einen düsteren Konjunkturausblick. EZB-Chefin Christine Lagarde. „Wir erwarten eine weitere Abschwächung im weiteren Jahresverlauf und zu Beginn des nächsten Jahres.”