Roboter verkaufen sich wie die warmen Semmeln
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY 09.10.2015

Roboter verkaufen sich wie die warmen Semmeln

Der Automatisierungsboom gewinnt noch weiter an Fahrt: Bis 2018 ­werden jährliche Zuwächse von gut 15 Prozent erwartet.

••• Von Britta Biron

FRANKFURT/MAIN. Roboter gehen derzeit weg wie die sprichtwörtlichen warmen Semmeln.

„Wichtigster Treiber ist der weltweite Wettbewerb der industriellen Produktion. Die Automatisierung des Automobilsektors und der Elektro- und Elektronikindustrie stehen dabei mit einem Marktanteil von zusammen 64 Prozent an der Spitze”, so Arturo Baroncelli, Präsident der International Federation of Robotics (IFR), zur aktuellen Marktanalyse.
Der größte und am schnellsten wachsende Markt ist nach wie vor China; hier wurden im Vorjahr 57.000 Industrieroboter verkauft, das ist ein Plus von 57% gegenüber dem Jahr 2013.

China auf Erfolgskurs

Mittlerweile setzen 29 Branchen im Reich der Mitte auf Automatisierungstechnik – um vier mehr als 2013.

„Das zeigt das große Interesse Chinas, die verarbeitende Industrie zu stärken”, kommentiert Xiaogang Song, Executive Vice President der China Robotics Industry Alliance (CRIA).
Noch dominieren mit ABB, Fanuc, Kuka und Yaskawa ausländischer Hersteller den boomenden chinesischen Markt, aber die nationalen Anbieter holen rasch auf: Sie konnten 16.000 Einheiten am Heimmarkt absetzen, das ist ein Plus von 78%, während die ausländischen Lieferanten „nur” einen Zuwachs von 49% erzielten.
„Mit der Umwandlung der Fertigung hat die Entwicklung der chinesischen Industrieroboter einen starken politischen Rückhalt bekommen. Das zeigt sich in maßgeblichen Entwicklungsplänen und unterstützenden Strategien von nationalen und regionalen Regierungsebenen”, sieht auch Zhou Shuopeng, Vice General Manager der Shanghai STEP Robotics, die chinesische Robotik auf Erfolgskurs.

Plus in Europa und Asien

Auch in den etablierten Industrienationen steigt die Nachfrage nach Robotern. So wurden in den USA im Rahmen der Re-Industrialisierung 2014 26.000 neue Einheiten installiert (+11%). Ähnlich hohe Zuwächse (+10%) gab es in Deutschland, Europas Roboterland Nr. 1. Die Unternehmen in Japan (+17%) und Korea (+16%) treiben die Automatisierung ebenfalls kräftig voran.

Generell werden für die nächsten Jahre Zuwachsraten von jeweils 15% prognostiziert, und 2018 werden die Verkaufszahlen bereits bei 400.000 Einheiten liegen.
Hinsichtlich der Einsatzgebiete ist nach wie vor die Automobil­instrie das größte (100.000 neu installierte Einheiten) und dynamischste (43%); daneben gewinnt vor allem die Elektro- und Elektronikbranche immer mehr an Bedeutung (+34%).

Neue Roboter-Generation

Den Grund dafür erklärt Stefan Lampa, CEO des deutschen Herstellers Kuka, damit, „dass die Branche mit einer wachsenden Zahl an Produktneuheiten sowie mit immer schnelleren Entwicklungen und Kurzlebigkeit konfrontiert ist. Flexibilität wird daher zum A und O. Hinzu kommt, dass die Massenproduktion für eine breite Konsumentenschicht die Nachfrage nach einer kostengünstigen Produktion deutlich erhöht. Gleichzeitig sollen aber die Kosten für Elektronikprodukte so gering wie möglich gehalten werden.”

Zu den kommenden Branchen der Automatisierung zählen vor allem die metallverarbeitende Industrie, die Kunststoffbranche, der Nahrungsmittelsektor und die Verpackungsindustrie.
Ordentlich Rückenwind bekommt die Automatisierungsbranche zudem durch Industrie 4.0. „Hier steht beispielsweise die Mensch-Roboter-Kollaboration vor dem Durchbruch”, so Arturo Baroncelli, Präsident der International Federation of Robotics (IFR). Damit eröffneten sich neue Einsatzgebiete für Roboter.
„Traditionelle Roboter werden zunehmend ersetzt durch kooperierende, mobile und Doppelarm-Roboter. Dabei ist eine der Schlüsselfragen die Sicherheit – sie wird die Entwicklung enorm vorantreiben”, sagt Mathias Wiklund, COO von Comau Robotics.

Neue Roboter-Generation

Auch für Per Vegard Nerseth, Group Senior Vice President beim Schweizer ABB-Konzern, gehört die Zukunft den kollaborativen Systemen: „Mensch-Maschine-Kollaboration bedeutet auch Simplifizierung und läutet eine neue Generation von Robotern ein, die einfach in reale Fertigungen aller Größenordnungen und Arten integriert werden können. Vorbei die Zeiten von Barrieren und Schutzzäunen, die traditionell Mensch und Roboter trennten. Stattdessen sehen wir Roboter, die einfach zu implementieren, installieren und intuitiv zu programmieren sind – von jedermann. Derartige Roboter werden ein zentraler Baustein im Internet der Dinge, Dienstleistungen und Menschen.”

Neue Anwendungsgebiete

Je intelligenter, günstiger, vielseitiger, mobiler und sicherer Roboter werden, desto mehr neue Bereiche werden sie „erobern”.

„Der Forschung und Entwicklung kommt damit eine Schlüsselrolle zu. Für die Roboterhersteller ist von entscheidender Bedeutung, wie schnell sie Innovationen in den Markt bringen und wie zeitnah die Adaption neuer Roboterprodukte in neuen Segmenten gelingt”, umreißt Bernard Carera, Group Division Manager bei Stäubli Robotics, die künftigen Herausforderungen für seine Branche.
Zu den wichtigsten neuen Marktsegmenten zählen die Service-­Roboter – sowohl solche für den Privatbereich, wie etwa Rasenmäher, Staubsauger, Entertainment-Roboter sowie Assistenz-Systeme für die Senioren- und Behindertenbetreuung als auch solche für den professionellen Einsatz. Die größte Nachfrage in diesem Segment kommt aus dem Verteidigungssektor (+7%), der Landwirtschaft (+12%) und der Logistik (+27%). Bis 2018 dürften, so die Prognosen der IFR, insgesamt rund 150.000 Einheiten mit einem Gesamtwert von rund 17,5 Mrd. Euro verkauft werden..

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