Zahl der neuen Windräder in Österreich geht zurück
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY 12.02.2016

Zahl der neuen Windräder in Österreich geht zurück

Fast jedes zweite genehmigte Projekt steckt in der Förderpipeline fest und kann nicht planmäßig gebaut werden.

••• Von Britta Biron

ST. PÖLTEN. Mit 108 neuen Anlagen und zusätzlichen 323 MW Leistung konnte der Windkraftausbau 2015 das Niveau der Vorjahre noch halten. Von den hohen Investitionen der Windenergiebranche – in den letzten vier Jahren immerhin 2,2 Mrd. Euro – profitieren nicht nur Stromkonsumenten und Umwelt, sondern auch viele heimische Unternehmen, wie etwa der Kran- und Transportspezialisten ­Felbermayr.

„Zeitweise sind beinahe alle unsere Großkräne auf Windkraftbaustellen unterwegs”, so Felbermayr-Geschäftsführer Peter Stöttinger. „Speziell für den Einsatz in der Windkraft wurden gemeinsam mit den Herstellern Kräne entwickelt, die es ohne diesen Industriezweig nicht geben würde.”
Auch für die Baubranche waren Windkraftanlagen bzw. die Errichtung deren Fundamente ein gutes Geschäft.
Andreas Schabhietl von Porr dazu: „Gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ist es wichtig, dass es Branchen gibt, in denen es vorangeht.”

Weniger Windräder für 2016

Heuer müssen sich die Windkraftzulieferer aber auf weniger Geschäft einstellen, denn mit 79 Anlagen werden gut 26% weniger als im Vorjahr errichtet. Eine sinkende Nachfrage ist daran aber nicht schuld, sondern ungünstige Rahmenbedingungen. Immerhin 220 Windräder mit einer Gesamtleistung von 670 MW hängen in der Warteschleife, erhalten heuer keine Verträge und müssen für unbestimmte Zeit aufgeschoben werden.

„Projekte, bei denen nicht nur die Bevölkerung und die Bürgermeister eingebunden wurden, sondern auch Millionenbeträge für die Bewilligung Windparks ausgegeben wurden, haben die Perspektive verloren”, kritisiert Martin Steininger, Geschäftsführer der Windkraft ­Simonsfeld.
„Wir haben fertig genehmigte Projekte, die sofort gebaut werden könnten, aber keine Möglichkeit mehr, diese umzusetzen”, ist auch Michael Gerbavsits, Vorstandsvorsitzender der Energie Burgenland, mit der aktuellen Situation mehr als unzufrieden.

Schwacher Zubau in Europa

Ein allerdings nur schwacher Trost ist dabei, dass Österreich im EU-Vergleich keine Ausnahme ist. Denn europaweit droht aus der einst frischen Brise ein laues Lüfterl zu werden.

In Spanien, wo Windkraft mit einer installierten Gesamtleistung von 23.000 MW (Platz 2 hinter Deutschland) der größte Energielieferant ist, wurde im Vorjahr keine einzige neue Anlage errichtet. In Großbritannien (Rang 3) fiel der Zubau gegenüber 2014 um mehr als 50% auf 975 Anlagen. Ein deutlicher Rückgang zeigt sich auch in Schweden, Rumänien und Portugal.
Zwei Drittel der neuen Anlagen entfallen auf Deutschland, Großbritannien und Polen, wo aber durch anstehende Änderungen der Rahmenbedingungen für die Zukunft ebenfalls mit Einbrüchen zu rechnen sei.
„Investoren und Projektentwickler haben Länder, in denen die Politik unklar oder ineffektiv ist, verlassen”, bemerkt Giles Dickson, Geschäftsführer des europäischen Windenergie Verbandes EWEA. Dabei sei die Windenergie, auf die 44% der gesamten neu errichteten Kraftwerksleistung im Vorjahr entfiel, einer der wesentlichen Motoren der europäischen Energiewende.

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