München. Trotz anhaltend schleppender Konjunktur in vielen Märkten geht es mit der Luxusbranche weiter aufwärts. Zwar nicht mehr so rasant wie in den Boomjahren, aber ein Plus von rund fünf Prozent wie im Vorjahr ist nach Meinung der meisten Experten auch wieder zu erwarten.
„Profitieren können vor allem jene Unternehmen, die sich auf die neuen Bedürfnisse der Kunden nach Individualität und Nachhaltigkeit einstellen”, so Petra-Anna Herhoffer, Chefin des Inlux Instituts, einem in München ansässigen Beratungsunternehmen, das seit mittlerweile sechs Jahren gemeinsam mit Ernst&Young und dem Journal International den Luxury Business Day veranstaltet.
Hohe Ingenieurskunst
„Luxus ist längst nicht mehr nur Prestigeerwerb und Glamourshopping”, erläutert Gerd Giesler, CEO von Journal International, und präzisiert das Kaufverhalten und die Präferenzen der Nobelshopper: „Gerade bei erfahrenen Konsumenten trägt Luxus heute zur inneren Optimierung des Selbst bei – auf mentaler wie auf physischer Ebene. Für die Marken bedeutet dies, dass sie weit über das Produkt hinaus Service und erinnerbare Momente bieten müssen.”
Welche Unternehmen dies nach Meinung von Experten besonders gut können und damit sowohl bei heimischen als auch internationalen Kunden punkten, zeigt das aktuelle Ranking „Luxus made in Germany”.
Top-Design
Wie schon in den Vorjahren liegen Montblanc, Leica, A. Lange & Söhne, Glashütte und Bulthaup weiterhin in Führung, und die Rangfolge der Top 5 weist nur minimale Verschiebungen auf. Bei den Folgerängen sind stärkere Veränderungen zu beobachten.
So positioniert sich der Klavierhersteller Bechstein Piano erstmals unter den Top 10. Deutlich steigern konnte sich auch das Schmucklabel Tamara Comolli: von Platz 39 auf 25. Top-Neueinsteiger ist Buben & Zörweg, Hersteller außergewöhnlicher Uhrenbeweger, Luxus-Safes und Großuhren, auf Rang 18.
Auffällig an dem Ranking ist die starke Technik-Dominanz, und auch die Studie der Managementberatungen Biesalski & Company und Brand Networks in Zusammenarbeit mit der WirtschaftsWoche zeigt, wenn auch mit zum Teil anderen Playern, ein ähnliches Bild.
Wenig Emotion
Die insgesamt 30 Top-Marken rekrutieren sich vor allem aus den Bereichen Möbel, Design und Technik. Schmuck und Mode, zwei der international größten Luxusbereiche sind mit jeweils nur zwei Marken deutlich unterrepräsentiert.
Die Gründe für das vergleichsweise schlechte Abschneiden dieses Bereichs orten die Autoren in dem Umstand, dass der Wiedererkennungswert der deutschen Brands im Vergleich zur Konkurrenz aus Frankreich und Italien eher niedrig ist, und Fashion made in Germany zwar mit hoher Qualität punkten könne, nicht aber mit Raffinesse und Sexiness. Generell sieht die Studie bei allen nicht technischen Nobelprodukten aus Deutschland ein wichtiges Manko: fehlende Emotionalität.