WIEN. Es gab eine Zeit, da war ein eigenes Auto der größte Traum der meisten Österreicher. Möglichst resch sollte es sein, dazu komfortabel und repräsentativ – man wollte damit schließlich nicht nur seinen Arbeitsweg zurücklegen, sondern wochenends auch die Schwiegereltern besuchen und im Sommer damit Richtung Süden fahren.
Heute sinken in vielen (insbesondere städtischen) Gebieten die Motorisierungsraten, und die hohen Kosten für Fahrzeugkauf, Betrieb und Stellplätze lassen vor allem junge Leute immer öfter nach Alternativen zum eigenen Auto Ausschau halten, wie nun einmal mehr auch eine aktuelle Umfrage der Boston Consulting Group zeigt.
Mobilität im Wandel
Demnach könnten sich mittlerweile vier von zehn Österreichern vorstellen, häufiger Car- oder Bikesharing-Angebote zu nutzen und 15% würden ihr eigenes Auto vielleicht sogar ganz aufgeben, wenn der öffentliche Personennahverkehr und Car-Sharing besser ausgebaut werden.
Veränderungen stehen der Umfrage zufolge aber auch in anderen Mobilitätsbereichen an: Zwei Drittel der Befragten sagten demnach auch, sie würden bei einer Reisezeit von unter fünf Stunden vom Flugzeug auf den Zug ausweichen.
Reiseverhalten ändert sich
Nachhaltigkeit sei den Menschen bei der Wahl ihrer Verkehrsmittel zwar wichtig; noch wichtiger seien aber Faktoren wie Preis, Unabhängigkeit und Komfort, sagen die Studienautoren. BCG hat für die Mobilitätsstudie im Mai 8.000 Personen in 14 Ländern befragt.
Insgesamt lässt sich aus der Befragung ableiten, dass die Österreicher in Zukunft generell weniger reisen wollen. Nimmt man die Aussagen ernst, könnte die Anzahl der zurückgelegten Passagierkilometer in Österreich um neun Prozent zurückgehen. Ein Rückgang sei für fast alle Verkehrsmittel und Reiseanlässe zu erwarten, sagt die BCG – nur die Nutzung von Fahrrädern und Scootern soll zunehmen.
Geschäftsreisen im Fokus
Am stärksten dürften vom Mobilitätsrückgang Langstrecken-Geschäftsreisen betroffen sein. Die Arbeitnehmer erwarten, dass sie künftig häufiger von zu Hause aus arbeiten und Geschäftsmeetings öfter digital abgehalten werden. Als einheitlicher Trend zeigt sich bei der in mehreren Ländern durchgeführten Umfrage, dass die Europäer generell weniger reisen wollen, wovon der öffentliche Schienen-Nahverkehr am stärksten betroffen sein dürfte.
Ansonsten fielen die Antworten in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich aus: Während etwa die Deutschen, die Belgier und Schweden viel weniger fliegen oder mit dem Zug fahren wollen, wollen die Italiener und Russen öfter fliegen als bisher und die Spanier für mittlere und große Entfernungen öfter den Zug wählen. (red)