Die Entwicklung kommt zwar nicht gänzlich unerwartet, überrascht in ihrer Heftigkeit aber dann doch: Lag der Neuzulassungsmarkt hierzulande mit Ende August 2018 noch um 7,6 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2017, drehte er aufgrund der WLTP-Umstellung bis zum Stichtag 31. Dezember auf ein Minus von 3,5 Prozent. Im neuen Jahr erwarteten Experten zwar noch Nachwehen des Trends in Form leicht rückläufiger Zulassungszahlen, in weiterer Folge aber einen verhaltenen Aufschwung, der so aber bislang gänzlich ausbleibt.
Minus elf Prozent im März
Vielmehr scheint sich der Abwärtstrend in Österreich und auf dem europäischen Neuwagenmarkt sogar weiter zu verstärken, wie aktuelle Zahlen von EY belegen. Nachdem die Pkw-Neuzulassungen in den ersten beiden Monaten des Jahres EU-weit um knapp drei Prozent gesunken waren, schrumpften sie zuletzt im März um knapp vier Prozent. In Österreich fiel der Rückgang noch deutlicher aus: Im ersten Quartal schrumpften die Neuzulassungen um elf Prozent, im März um zehn Prozent.
Der Trend zeigt nach unten
Die schwache Absatzentwicklung ist laut Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, vor allem auf die lahmende Konjunktur und steigende wirtschaftliche und politische Risiken zurückzuführen: „Die WLTP-Umstellung ist inzwischen kein Thema mehr – jetzt stehen eindeutig konjunkturelle Probleme im Vordergrund. Gerade in den südeuropäischen Ländern verliert die Konjunktur an Kraft, Italien rutscht sogar in die Rezession. In dem Maß, wie sich die wirtschaftlichen Perspektiven verdüstern, trüben sich auch die Aussichten für den Neuwagenmarkt ein. Obendrein entwickelt sich der Brexit zu einer monatelangen Hängepartie mit nach wie vor ungewissem Ausgang. Da ist es wenig verwunderlich, wenn sich Unternehmen und Privatleute bei größeren Investitionen zurückhalten.”
Vor diesem Hintergrund rechnet Schwartz nicht mit einer echten Erholung des Marktes in den kommenden Monaten: „Der Trend zeigt klar nach unten, die Risiken steigen. Positive Impulse – etwa eine Einigung im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit oder ein Brexit-Deal – sind derzeit eher unwahrscheinlich.”
Probleme für den Diesel
Besonders stark wirkt sich der aktuelle Abwärtstrend auf Dieselmodelle aus: Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw in den fünf größten EU-Märkten (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) sanken im März und im ersten Quartal um 17 Prozent. In Österreich ging der Absatz von Selbstzündern um 16 Prozent (im März) bzw. um 17 Prozent (im ersten Quartal) zurück.
Der Diesel-Marktanteil schrumpfte in den fünf größten Absatzmärkten im März folgedessen gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2 Prozent, wobei die Entwicklung von Land zu Land stark differierte: In Deutschland stieg der Marktanteil – zum dritten Mal in Folge – um einen Prozentpunkt, während er in Frankreich und Großbritannien um jeweils etwa sechs Prozent sank. In Italien und Spanien zeigt der Trend hingegen deutlich nach unten: In beiden Ländern lagen die Marktanteilsverluste bei etwa neun Prozentpunkten, in Österreich ging der Marktanteil um 2,6 Prozent zurück.
E-Autos immer beliebter
Zuwächse gab es im März hingegen bei den Elektroautos (einschließlich Plug-in-Hybriden). Nachdem das Plus im Februar in den Top-5-Märkten noch bei 35 Prozent gelegen war, stieg der Absatz nun um 15 Prozent. Hohe Zuwachsraten waren vor allem in Österreich und Deutschland zu verzeichnen (plus 49 bzw. 42 Prozent), in Italien stieg der Absatz um fünf Prozent, in Großbritannien sank er um fünf Prozent.
„Der Durchbruch der Elektromobilität ist noch lange nicht Realität wir sehen aber, dass attraktive neue Elektrofahrzeuge durchaus das Zeug haben, hohe Verkaufszahlen zu erzielen und nennenswerte Marktanteile einzufahren”, so Schwartz.
„Noch ist die Zahl verfügbarer Modelle sehr gering. Im Lauf dieses und des kommenden Jahres werden allerdings zahlreiche interessante E-Autos auf den Markt kommen, die das Potenzial haben, für einen spürbaren Schub bei den Absatzzahlen zu sorgen. Dann wird die Elektromobilität endlich die Nische verlassen.” (red)