GRAZ. Österreich will in den kommenden Jahren bei der Entwicklung des autonomen Fahrens eine internationale Vorreiterrolle einnehmen. Teil der Bemühungen, um dieses Ziel zu erreichen, ist das dieser Tage eröffnete Testzentrum für automatisiertes Fahren, ALP.Lab in der Steiermark.
Engmaschiges Testnetz
Das ALP.Lab vereint virtuelle und reale Tests, Analysen, Simulationen und ein breites Angebot an privaten (Magna- und AVL-Strecken, Test-Autobahntunnel im Leobener „Zentrum am Berg” und Red Bull Ring in den Wintermonaten) sowie öffentlichen Teststrecken. Das Netz Letzterer umfasst beispielsweise das A2-Teilstück zwischen Graz-West und Laßnitzhöhe und ab 2018 Streckenabschnitte im Stadtverkehr Graz. Der Abschnitt zwischen A2/A9 St. Michael und Slowenien ist in Vorbereitung.
Im Rahmen der Eröffnung des Testzentrums übergab TU-Graz-Vizerektor Horst Bischof symbolisch ein Lenkrad an Thomas Zach; der Geschäftsführer hofft, dieses in weiter Zukunft nicht mehr beim Fahren zu brauchen, und schilderte im Rahmen der „Autocontact 2017” des ACstyria die Aufgaben des ALP.Lab.
Enorme Datenmengen
Die fünf Hauptpartner der „Austrian Light Vehicle Proving Region for Automated Driving” sind AVL List, Magna Steyr, das Kompetenzzentrum Virtual Vehicle (vif), Joanneum Research und die TU Graz.
Magna übernahm die Gesamtkompetenz und wird sich mit dem Tochterunternehmen Telemotive AG beispielsweise um die Datenverarbeitung kümmern. Pro Testtag fallen derzeit mehrere Gigabyte an Daten aus den Fahrzeugen, der Umgebung und anderen Faktoren an. Das Volumen des Datenaufkommens wird künftig auch noch steigen und ein bis zwei Terabyte pro Stunde betragen, rechneten Experten vor.
AVL List wird die Daten in die virtuelle Welt einspeisen und damit Teststände entwickeln, mit denen digital Szenarien deutlich schneller durchgespielt werden können, als in der Realität. Auf der realen Straße würden die Tests etwa acht Jahre dauern. Digital können sie auf zwei Jahren reduziert werden, schilderte Zach. AVL liefert auch kombinierte Prüfstände, bei denen reale Fahrzeuge mit der virtuellen Umgebung verknüpft werden.
Asfinag ist ebenfalls Partner
Die Autobahngesellschaft Asfinag ist ebenfalls als Partner mit dabei und steuert Infrastruktursensorik in Form von Video- und Datennetzwerken bei. Diese ergänzen die Daten aus den Fahrzeugen, die unter anderem auf den öffentlichen Teststrecken in der Steiermark gesammelt werden.
Das „Herz” des „ALP.Lab” seien die Daten und die „Cloud”, in die sie eingespielt werden, meinte der Geschäftsführer.
Während die Gesellschaft die Infrastruktur und die Planung für die Tests zur Verfügung stellt, definieren die Partner und Kunden, was sie brauchen, machen ihre Tests selber und werten diese auch selber aus.(red/APA)