WOLFSBURG/PEKING. Nachdem Mitte vergangener Woche Gerüchte laut geworden waren, wonach Volkswagen seine Elektroauto-Aktivitäten in China mit Zukäufen stärken möchte, ließ der Autohersteller nur wenige Tage später Taten folgen: VW verkündete seinen Einstieg beim Batteriehersteller Gotion High-Tech (ehemals Guoxuan High-Tech) und gab kurz darauf auch die Aufstockung seiner Anteile an der staatlichen JAG bekannt, der Mutter des Elektro-Joint-Ventures JAC Volkswagen.
Strategischer Meilenstein
„Zusammen mit starken und verlässlichen Partnern baut Volkswagen seine E-Offensive in China weiter aus”, kommentierte Vorstandschef Herbert Diess die Deals. „Das Segment der Elektroautos wächst schnell und bietet großes Potenzial für JAC Volkswagen. Durch unsere strategische Beteiligung an Gotion treiben wir auch in China aktiv die Entwicklung der Batteriezelle voran.” VW-China-Chef Stephan Wöllenstein sprach von einem „strategischen Meilenstein”.
Volkswagen will in seinem mit Abstand größten Einzelmarkt China 2025 rund 1,5 Mio. Elektroautos ausliefern. JAC ist das bisher kleinste Gemeinschaftsunternehmen des Autobauers im Land, mit den größeren Partnern FAW und SAIC wurde VW in der Volksrepublik zum Marktführer. JAC wurde 2017 gegründet, um kleine und mittelgroße Elektroautos zu bauen. Geplant sind fünf zusätzliche Modelle bis 2025, der Bau eines Werks und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Hefei.
Batteriekapazitäten gesichert
Bei Gotion High-Tech wird VW mit einem Anteil von rund 26% zum größten Einzelaktionär. VW ist damit nach eigenen Angaben der erste ausländische Konzern, der sich direkt an einem Batteriehersteller in China beteiligt. Die Vereinbarung habe allerdings keine Auswirkungen auf laufende Verträge mit anderen Batterielieferanten.
Die Akkus gelten beim Hochfahren der Elektromobilität als knappes Gut, die Autobauer versuchen daher, ihren Zugriff auf genügend Kapazität zu sichern. Auch in Europa will Volkswagen selbst Batteriezellen herstellen. Dafür wird in Salzgitter mit dem schwedischen Batteriespezialisten Northvolt zusammen eine Fertigung aufgebaut. In künftigen Elektroautos wird die Batterie nach Schätzung von Experten und Unternehmen einen Großteil der Wertschöpfung ausmachen.
Die beiden Deals sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.
„Kleines Wunder” in China
Abseits der beiden Vereinbarungen äußerte sich Volkswagen äußerst zufrieden mit der Entwicklung des Geschäfts in China, wo die Wirtschaft nach Ende des Corona-Lockdowns wieder Fahrt aufnimmt. Nach einem „schwarzen Februar” habe Monat für Monat eine deutliche Erholung eingesetzt, sagte China-Chef Stephan Wöllenstein vor Journalisten in Peking. Man könne schon von einem „kleinen Wunder” sprechen. Mit etwas Optimismus sei davon auszugehen, dass im Mai bereits wieder gleich viele oder sogar etwas mehr Autos als im gleichen Monat des Vorjahres abgesetzt wurden. (red)